Norwegens Bürgern geht es gut. Das Pro-Kopf-Einkommen beträgt im Schnitt 100318 Euro im Jahr. Laut Umfragen sind die Einwohner auch glücklich. Und im Wohlfühlindex des Analysehauses hat der skandinavische Staat dies ist zum großen Teil auf Norwegens Reichtum an Rohstoffen zurückzuführen. Das Land im Norden Europas ist der siebtgrößte Ölexporteur der Welt.

Den "Fluch der Rohstoffe" hat Norwegen vermieden. Bislang gingen die Regierungen verantwortungsvoll mit den Öleinnahmen um. Sie fließen in den Government Pension Fund Global (GPFG). Mit einem Volumen von rund 700 Milliarden Euro ist er derzeit der größte Staatsfonds weltweit. Die Mittel investiert der GPFG rund um den Globus in Aktien, Anleihen und Immobilien. Mit gutem Erfolg. Zwischen 1988 und 2014 erzielte er eine jährliche Rendite von 5,8 Prozent. Maximal vier Prozent des Ertrags fließen jährlich in den Staatshaushalt. Geld für Umweltschutz und Soziales ist somit reichlich vorhanden. "Norwegen hat rund 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf der hohen Kante", sagt Florian Romacker von der norwegischen Investmentbank AGB Sundal Collier. Deutschland dagegen hat dort nichts, sondern bringt es vielmehr auf eine Schuldenquote von 71 Prozent des BIP.

Die rasante Talfahrt des Ölpreises im vergangenen Jahr und die weiterhin tiefen Notierungen spürt das Land aber. Insbesondere im Ölservicebereich werden Stellen abgebaut und Investitionen zurückgefahren. Auch der Energieriese Statoil reagiert mit Kostensenkungen. All das drückt aufs Wirtschaftswachstum. "Statt mit zwei Prozent, rechnen wir 2015 nur mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent", sagt Romacker.

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Nächste Zinssenkung im September



Eine Rezession ist aber nicht zu befürchten. Die Regierung von Ministerpräsidentin Erna Solberg steuert dagegen und erhöht unter anderem die Investitionen in die Infrastruktur. Davon profitiert wiederum der Baukonzern Veidekke. "Unsere Auftragslage war nie so gut wie jetzt", freut sich Veidekke-Manager Øyvind Moen. Auch die Investoren sind guter Stimmung. Innerhalb eines Jahres legte die Aktie um 80 Prozent zu. Und das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft. AGB Sundal Collier empfiehlt die Aktie weiter zum Kauf.

Auch die Norges Bank, Norwegens Zentralbank, will die negativen Effekte des Ölpreisrutsches auf die Wirtschaft dämpfen. Sie senkte den Leitzins vor Kurzem auf das Rekordtief von einem Prozent. Und aller Voraussicht nach wird Notenbankchef Øystein Olsen im September die Zinszügel noch weiter lockern.

"Das ist von den Marktteilnehmern jedoch schon zum großen Teil eingepreist", sagt Romacker. Allzu große Sprünge des norwegischen Leitindex OBX sind daher nicht zu erwarten. Doch die Maßnahmen schwächen die Währung, machen Norwegens Exportgüter wettbewerbsfähiger und stabilisieren die Kursentwicklung.

Zudem finden sich in dem 25 Unternehmen umfassenden Börsenbarometer eine Reihe interessanter Einzelwerte wie etwa Marine Harvest. Die Geschäfte des weltweit größten Produzenten von Zuchtlachsen laufen trotz der Ausfuhrbeschränkungen nach Russland gut. Bis 2020 soll sich die Lachsnachfrage laut Branchenverband Global Salmon verdoppeln. Und nicht nur die Wachstumsperspektiven locken, auch eine Dividendenrendite von rund sechs Prozent spricht für den Kauf.



Zu den aussichtsreichen Werten zählt auch der Chemiekonzern und Düngemittelhersteller Yara International. Die Aktie profitierte jüngst im Zuge des Übernahmeangebots des kanadischen Unternehmens Potash für K + S. Nach einem Kursverlust von 15 Prozent seit Jahresanfang ergibt sich mittlerweile auch bei dem Aluminiumhersteller Norsk Hydro eine gute Gelegenheit zum Einsteigen.

Ebenso sollte sich ein Engagement bei Nordic Semiconductor lohnen. Der Halbleiterspezialist produziert unter anderem Bluetooth-Smart-Lösungen für den stark wachsenden Markt von Fitness-Apps. Im ersten Quartal 2015 steigerte Nordic Semiconductor den Gewinn nach Steuern laut eigenen Angaben gleich um 513 Prozent auf 4,1 Millionen Dollar.

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