Die Zahl der Aktionäre in Deutschland ist 2023 trotz einer beeindruckenden Jahresauftakt- und Jahresendrallye wieder gesunken. Doch was bringt Anleger dazu, ihre Anteilsscheine zu verkaufen? Und wie geht es mit der Aktienquote in Deutschland weiter?

2022 war die Aktionärszahl mit 12,89 Millionen Menschen in Deutschland auf einen neuen Rekordstand gestiegen. Im vergangenen Jahr hat sich das Bild allerdings eingetrübt. Das sagen die neuen Zahlen des deutschen Aktieninstituts:

Weniger Aktionäre in Deutschland: Flüchten Anleger von der Börse?

Etwas weniger als 12,32 Millionen Menschen hatten im Durchschnitt des vergangenen Jahres Aktien, Aktienfonds und/oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) im Depot, wie die Studie des DAI am Donnerstag zeigte. Der Rückgang um etwa 570 000 ändere jedoch "nichts am langfristigen Trend nach oben", betonte das Aktieninstitut am Donnerstag.

Dass die Zahl gesunken ist, führten die Experten unter anderem darauf zurück, dass viele Menschen wegen der allgemein hohen Teuerung weniger Geld zum Anlegen hatten. Zudem dürften die gestiegenen Zinsen auf Tages- und Festgeld Sparer von der Börse weggelockt haben. Vor allem bei den Jüngeren sank die Zahl der Aktiensparer: Von den unter 40-Jährigen verkauften 514 000 ihre Aktieninvestments.

Trotz weniger Aktionären: Entwicklung weiter positiv

"Angesichts von Zinswende, anhaltend hoher Inflation und eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten ist die Zahl der Aktiensparer ein gutes Ergebnis", bilanzierte die Chefin des Aktieninstituts, Christine Bortenlänger, in einer Mitteilung. Gemessen an der hiesigen Bevölkerung ab 14 Jahren war nach Berechnungen zufolge 2023 gut jeder Sechste (17,6 Prozent) am Aktienmarkt engagiert.

Aber auch wenn die Entwicklung positiv ist, das Institut betonte weiterhin, dass Deutschland es als eine der wenigen Industrienationen weiterhin auf breiter Front verpasse, die Altersvorsorge durch Kapitalanlagen zu regeln. Das Versagen sieht Chefin Bortenlänger primär auf Seiten der Politik, die selbst das Mini-Projekt Generationenkapital um ein Jahr nach hinten verschoben hat.

Noch ein weiter Weg für mehr Aktionäre in Deutschland

Auch wenn 2023 Anleger von der Börse gegangen sind – die Entwicklung in Deutschland bleibt weiter positiv. Trotzdem bleibt noch viel zu tun. Mit einem kollabierenden Rentensystem und einer großen Zahl an Bevölkerungsteilen, die Aktien für ein Glücksspiel hält, dürfte es noch ein weiter Weg sein, bis beispielsweise das primäre Vehikel der Altersvorsorge (oder des Vermögensaufbaus) ein Investment in Produktivkapital ist.

DAX (WKN: 846900)

Mit Material von dpa-afx

Lesen Sie auch:

Neue Übernahmespekulationen: Das sollten Commerzbank-Aktionäre jetzt wissen

Oder:

Schon nach 20 Jahren Arbeit in Rente gehen? So gelingt es