Eine Zukunft, in der Roboter für uns arbeiten und wir uns auf das konzentrieren können, was uns Spaß macht, erscheint durchaus attraktiv. Bereits heute sind mehr Freizeit und weniger Arbeit in aller Munde - Stichwort Work-Life-Balance. Solche Gedankenspiele wurden vor nicht allzu langer Zeit noch als Hirngespinste abgetan, doch inzwischen ist eine Zukunft mit viel Zeit für die schönen Dinge des Lebens keineswegs mehr abwegig.

Immer mehr Aufgaben, sei es in der industriellen Fertigung oder dem Dienstleistungssektor, werden künftig von Maschinen und selbst denkenden Robotern übernommen - das versteht man unter dem Begriff "Industrie 4.0". Für unsere Industrie und Geschäftswelt ist das ein großer Lichtblick.

Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass die Automatisierung und Digitalisierung massiv Arbeitsplätze gefährden. In der Vergangenheit ist es bereits einige Male vorgekommen, dass Menschen aufgrund des technologischen Fortschritts ihre Arbeit verloren.

So ist der Wandel, der uns in den kommenden Jahren bevorsteht, durchaus mit dem zu vergleichen, was zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der westlichen Welt geschah, als aus Agrargesellschaften in kürzester Zeit Industriegesellschaften wurden. Ende des 19. Jahrhunderts waren noch 38 Prozent der Deutschen in der Landwirtschaft beschäftigt, heute sind es nicht einmal mehr zwei Prozent. Die Industrialisierung setzte schnell und vehement ein. Der Wandel, der uns jetzt durch Automatisierung, künstliche Intelligenz, Vernetzung und Robotik bevorsteht, wird genauso radikal sein.

Zwischen Angst und Produktivitätsplus



Diese Veränderungen wecken Ängste und die uralte Furcht vor dem Dämon Technologie, der den Menschen verdrängt und dessen Arbeitskraft überflüssig macht. Schaut man einmal genauer darauf, was sich gerade anbahnt, muss man aber gar nicht schwarzsehen. Bis 2030 wird in vielen Teilen der Welt eine Dynamik eintreten, bei der durch Automatisierung jede Menge neue Arbeitsplätze geschaffen, die Einkommen gesteigert, die Kaufkraft hochgehalten und hohe Beschäftigungszahlen garantiert werden können. Gut bezahlte Dienstleistungsjobs werden an die Stelle von schlecht bezahlter Industriearbeit treten.

Automatisierung und künstliche Intelligenz werden spätestens Mitte der 2020er-Jahre unsere Arbeitswelt umkrempeln. Stellen wir es geschickt an, könnte das ein Aufbruch in eine neue Ära der Hyperproduktivität sein, die definitiv menschliche Arbeit braucht - aber eher als kreativen und am Mitmenschen orientierten Beitrag. Beratungsfirmen wie Accenture prognostizieren entsprechend deutliche Wohlstandseffekte durch selbstlernende Maschinen und intelligente Software. Im Jahr 2035 wird die deutsche Wirtschaft laut Accenture dank neuer Technologien doppelt so schnell wachsen wie aktuell, also um jährlich mehr als drei Prozent.

Weltweit rund 300 Millionen Menschen werden sich bis 2030 bedingt durch die Automatisierung in ihrem Berufsleben umorientieren müssen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass Arbeitslosigkeit und Per-spektivlosigkeit für diese Menschen unausweichlich sind. Unterschiedliche Studien gehen davon aus, dass bis 2030 rund zehn Prozent der weltweit Beschäftigten in Berufen arbeiten werden, die es jetzt noch gar nicht gibt.

Hoch qualifizierte Berufe wie Ingeni-eure, Architekten oder Richter werden zudem noch länger gebraucht, als viele denken. Auch Aufgaben, deren Fingerfertigkeit Roboter nicht so rasch erreichen, bleiben auf absehbare Zeit erhalten - das betrifft etwa Friseure oder Chiropraktiker.

Wo Kreativität und Empathie zählen



Daneben werden sich viele Menschen Berufe suchen, die Kreativität erfordern oder hohe soziale und emotionale Kompetenz: Musiker, Tänzer, Schriftsteller, Kindergärtner, Yoga-Trainer, Psychologen. Und auch für Gärtner, Installateure oder Altenpfleger sind die Aussichten über das Jahr 2030 hinaus gut bis sehr gut. Bei diesen von handwerklicher Geschicklichkeit beziehungsweise Empathie geprägten Gebieten hat sich gezeigt, dass Automatisierung bis 2030 schlicht noch nicht umsetzbar und schon gar nicht finanzierbar ist.

Die Automatisierung hat indes auch sehr positive Seiten: Lästige Arbeiten im Haushalt werden künftig mehr und mehr von Maschinen erledigt. So hat die Firma iRobot Staubsaugroboter und Boden-wischroboter im Programm.

Das US-Unternehmen wurde im Jahr 1990 von Roboterspezialisten des Massachusetts Institute of Technology (MIT) gegründet, um Roboter als Alltagshelfer in den Haushalt zu bringen. Inzwischen hat das Unternehmen rund 600 Mitarbeiter. Die Produktion der Roboter übernehmen in erster Linie Auftragsfertiger.

Demnächst soll der Staubsaugerroboter Roomba auch Smart-Home-fähig und mit dem Sprachassistenten Alexa verbunden werden. Zudem wird die virtuelle Raum- und Sauberkeitserkennung weiterentwickelt.

Kräftiges Wachstum in Aussicht



Im Markt für Reinigungsroboter wurde iRobot zuletzt ein Marktanteil von 63 Prozent zugeschrieben. Nach einem Umsatz von rund 640 Millionen US-Dollar im Jahr 2016 dürfte iRobot im Jahr 2017 die Umsatzmarke von 700 Millionen Dollar überschritten haben. Auch für die kommenden Jahre ist mit einem kräftigen Wachstum zu rechnen. Auf Basis des für 2018 in Aussicht gestellten Gewinns je Aktie liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis von iRobot aktuell in einer Spanne zwischen 28 und 31. Damit sind die Papiere alles andere als günstig.

Allerdings relativiert sich die hohe Bewertung ein wenig, wenn man das hohe Wachstumstempo des Unternehmens berücksichtigt. So dürfte sich der Gewinn je Aktie bis zum Jahr 2020 den Analystenschätzungen zufolge mehr als verdoppeln. In den USA besitzen erst zehn Prozent aller Haushalte einen Saugroboter.

In Europa und anderen Regionen der Welt ist die Marktdurchdringung noch deutlich geringer. Unter dem Strich dürften bei den iRobot-Aktien die Chancen die Risiken überwiegen - trotz der bereits hohen Bewertung.