Ausgangssituation und Signal



Der Aktienkurs von Wirecard geht am Freitagmorgen schwächer an den Start und verliert in der ersten Handelsstunde 2,5 Prozent an Wert. Kurs: um 137,50 Euro. Damit folgen die Titel den schwachen Vorgaben von der Aktienseite (DAX: -1,7%). Doch das Minus bei Wirecard ist nicht wirklich tragisch wenn man bedenkt, dass die Papiere mit einem bisherigen Wochengewinn von 12,7 Prozent zu den Outperformern im DAX zählen. Alleine am Donnerstag sind die Papiere um 11,4% gestiegen. Dabei wurde die 200-Tagelinie (blaue Kurve) nach oben durchbrochen. Aus charttechnischer Sicht ist das ein Kaufsignal.

Der jüngste Höhenflug hat aber auch dazu geführt, dass sich die Notierungen zwischenzeitlich sehr weit von ihrer 21-Tagelinie (grüne Kurve) entfernt haben. Dieser Abstand liegt bei mittlerweile 20,6 Prozent und wird durch die Grafik unterhalb des Tagescharts dargestellt. Rückblickend betrachtet ist das eine Größe, die von einer überkauften Marktsituation zeugt. Heißt: Die Kurse haben sich heiß gelaufen - Gewinnmitnahmen drohen.

Am kommenden Montag (27. April) könnte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG das Ergebnis ihrer Bilanz-Sonderprüfung in Sachen Wirecard veröffentlichen. Noch immer stehen Vorwürfe im Raum, wonach die Gesellschaft Zahlen geschönt haben soll.

Die Charts im Detail



Der Aufwärtstrend der Wirecard-Aktie beeindruckt. Hierzu muss aber auch der kräftige Kurseinbruch seit Sommer 2018 berücksichtigt werden: Anleger zahlten damals für eine Wirecard-Aktie 199 Euro. Der Sprung über die 200-Tagelinie (127,29 Euro) am Donnerstag ist als Kaufsignal einzustufen. Die nachfolgenden Kursziele veranschlagen wir im Bereich um 145,60 Euro.

Tageschart





Wochenchart




Monatschart





Empfehlung der Redaktion



Wirecard AG: spekulativ kaufen. Sollte das Ergebnis der Sonderprüfung (Bekanntgabe eventuell bereits am Montag, 27. April) den Wirecard-Vorstand entlasten, so wäre das ein Befreiungsschlag für den Aktienkurs. Das nachfolgende Kursziel sähen wir dann bei 170,70 Euro; dem 2019er-Jahreshoch. Andererseits: Sollten nicht alle Zweifel aus der (Finanz)Welt geschafft werden, könnten die Notierungen schnell wieder unter Druck geraten mit einem Kursziel von dann 100 Euro. Der Titel bleibt damit spekulativ. Vorsichtige Anleger warten ein Ergebnis der Sonderprüfung ab, nehmen dann aber höhere Kurse in Kauf. Ein Stop-Losskurs könnte knapp unterhalb der 200-Tagelinie (bei 127,29 Euro verlaufend) angelegt sein.


Nächste Widerstände: 145,60 Euro (bisheriges Jahreshoch) und 170,70 Euro (2019er-Hoch).
Nächste Unterstützungen: 127,28 Euro (200-Tagelinie) und 113,50 Euro (21-Tagelinie).


Empfehlungen auf Basis charttechnischer Signale. In Einzelfällen sind Abweichungen zur fundamentalen Einschätzung möglich.

AUTOR Manfred Ries vom Index Radar-Magazin ist ausgebildeter Bankkaufmann. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre arbeitete er über viele Jahre hinweg in den Bereichen Vermögensanlage und Devisenhandel bei Großbanken. Seit mehr als 15 Jahren ist Manfred Ries als Wirtschaftsjournalist tätig. Für Börse Online analysierte er bereits 1999 die Märkte aus charttechnischer Sicht. www.index-radar.de