Wirecard setzte das Ziel für das Betriebsergebnis im laufenden Jahr auf 392 Millionen bis 406 Millionen Euro nach oben. Bislang war das Unternehmen von 382 Millionen bis 400 Millionen Euro ausgegangen. Eine Quelle des Wachstums ist der Kauf des Prepaidkarten-Geschäfts der Citigroup im vergangenen Jahr. Im ersten Monat der Integration trug das Segment 2,5 Millionen Euro zum operativen Gewinn bei. Auf dieses Jahr hochgerechnet wären das 25 Millionen Euro statt der von Wirecard offiziell erwarteten 13 Millionen.

Mirko Maier, Analyst der LBBW-Bank hatte die Anhebung der Gewinnerwartung erwartet. "Die Wachstumstreiber bei Wirecard sind intakt", schrieb er in einer Studie. Wirecard profitiert von der zunehmenden Nutzung von Online-Bezahldiensten, auch in Deutschland.

Dabei hinkt Deutschland im internationalen Vergleich hinterher. Für Chinesen etwa ist es Standard, mit der App "WeChat" zu bezahlen. "WeChat" wird von Tencent bereitgestellt, neben Alibaba der zweite chinesische Internetriese. Bald soll die reisefreudige Mittelschicht auf Shoppingtouren im europäischen Ausland ebenfalls das mobile Bezahl-Werkzeug nutzen können. Das ist nicht ohne. Laut Wirecard geben chinesische Touristen im Schnitt 3000 Euro für Kleidung, Schmuck und Kosmetik aus.

Spekulationen auf Übernahme

Allerdings treiben auch Fusionsfantasien die Wirecard-Aktie. Vergangene Woche ging der britische Wirecard-Konkurrent WorldPay für 8,7 Milliarden Euro an den us-amerikanischen Kreditkartenabwickler Vantiv. Anleger hatten zuvor auf einen Bieterwettstreit gehofft. Die Wirecard-Aktie zog es im Windschatten von Worldpay nach oben - und, nachdem ein Wettrennen um das höchste Angebot ausblieb, auch wieder nach unten.

Dank der erhöhten Prognose notiert das Wirecard-Papier zwar wieder auf Rekordhöhen. Doch die Kursentwicklung belegt: Wirecard ist selbst ein potenzieller Übernahmekandidat im sich konsolidierenden Markt. Zudem steht die Aktie nach wie vor auf der Shortliste einiger Hedgefonds - was Angriffe von dieser Seite aus möglich macht.

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Wirecard peilt weiter eigene Zukäufe an, auch um mit extrem starken Wachstum dem Status des Übernahmekandidaten zu entwachsen. Sollte es dennoch soweit kommen, würde jedoch auch dieses Szenario die Kurse weiter treiben.

Zielkurs: 68 Euro

Stoppkurs: 49 Euro