Nach neuen Betrugsvorwürfen und einem Kurssturz um bis zu 25 Prozent am Mittwoch sieht die Aktionärsschutzvereinigung DSW politischen Handlungsbedarf. "Wir brauchen eine schärfere Gesetzgebung gegen Marktmanipulation mit dem Ziel, derartige Methoden auch deutlich schärfer zu bestrafen", sagte DSW-Vizepräsidentin Daniela Bergdolt gegenüber dem Finanzportal BÖRSE ONLINE. Zu den in einem Bericht der "Financial Times" erhobenen Vorwürfen wollte sich Bergdolt nicht konkret äußern.

In dem Bericht der Online-Ausgabe war dem Zahlungsabwickler verdächtige Geschäftspraktiken vorgeworfen worden. Dabei soll es um mögliche Straftaten eines Wirecard-Managers in Singapur gehen. Wirecard hatte den Bericht als "völlig substanzlos" zurückgewiesen und bestritt ein Fehlverhalten.

Inzwischen prüft auch die Finanzaufsicht Bafin die jüngsten Vorgänge bei Wirecard. Eine Sprecherin sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Behörde untersuche, ob es sich dabei um eine mögliche Marktmanipulation gehandelt haben könnte.

In Finanzkreisen hieß es allerdings auch, die in der Financial Times erhobenen Vorwürfe seien im Vergleich zu früheren Attacken diesmal konkreter. "Sie beziehen sich auf eine direkt namentlich genannte Person. Außerdem kamen sie über die Financial Times, deswegen wohl auch die heftige Marktreaktion", hieß es in den Kreisen.

In ihrem Bericht beruft sich die FT auf interne Wirecard-Dokumente, auf denen Buchungsvorgänge beschrieben werden, die in Singapur strafbar seien. Dabei gehe es unter anderem um Falschbuchungen und Geldwäsche. Die Höhe der Transaktionen wird auf 37 Millionen Dollar beziffert, die innerhalb des Unternehmens verbucht worden seien. Maßgeblich veranlasst worden seien die verdächtigen Zahlungsbewegungen von Edo Kurniawan, einem hochrangiger Manager für das Asiengeschäft von Wirecard, der auch weiterhin für das Unternehmen tätig sei.

Analysten sehen Kaufchance



Die Commerzbank sieht nach dem jüngsten Kurseinbruch wiederum eine Kaufchance. Commerzbank-Expertin Heike Pauls hält die in dem Bericht erhobenen Vorwürfe ebenfalls für nicht stichhaltig und sieht sie im Zusammenhang mit erneuten Leerverkaufsattacken gegen den Aschheimer Zahlungsabwickler.

Den Analysten von Hauck & Aufhäuser zufolge sei "höchst unwahrscheinlich", dass die Wirecard-Führung derartige Praktiken dulden würde. "Wichtig ist auch, dass Wirecard in den vergangenen Jahren wiederholt von Leerverkäufer-Attacken betroffen gewesen ist und im Zuge dieser Vorwürfe Transparenz geschaffen hat, zum Beispiel, indem die Bücher für externe Prüfer geöffnet wurden", heißt es bei Hauck & Aufhäuser. Das Unternehmen habe ein striktes Risikomanagement eingeführt, Investoren sollten sich auf die starken Fundamentaldaten konzentrieren.

Wirecard ist ein Dienstleister für den bargeldlosen Online- Zahlungsverkehr. Zu den Kunden zählen Internethändler, klassische Läden sowie Telekomfirmen. Partnerunternehmen sind Mastercard und Deutsche Telekom. Das Geschäftsmodell gilt als intransparent und bietet Kritikern zufolge deshalb auch entsprechend Angriffsflächen.