Geld anlegen war selten so kompliziert wie heute. Das Niedrigzinsumfeld zwingt alle - ob Kleinsparer oder Großanleger - neue Wege beim Investieren zu gehen. Wie man vernünftig anlegt und Fehler vermeidet. Von Felix Petruschke

Die Zeiten, in denen man sein Geld einfach und sicher bei der Bank auf ein Sparbuch legen und zuschauen konnte, wie es langsam mehr wird, sind schon lange vorbei. Mittlerweile wird es dort nicht mehr, sondern teilweise bereits weniger wert. Erste deutsche Banken führen Negativzinsen für Sparer schon ab dem ersten Cent ein. Und diese Entwicklung dürfte sich angesichts der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und der neuen Präsidentin Christine Lagarde weiter fortsetzen.

Aber selbst wenn die Banken keine Negativzinsen verlangen, wird das Geld durch die Inflation nach und nach entwertet. Ein Beispiel: Anlageberater Christian Lange vom Vermögenszentrum (VZ) rechnet vor, dass ein Guthaben auf einem Tagesgeldkonto von 200.000 Euro bei einer angenommenen Inflation von 1,5 Prozent in zehn Jahren nur noch einem Wert von 174.000 Euro entspricht.

Wer also möchte, dass sich sein Geld vermehrt, muss sich nach anderen Möglichkeiten umschauen. Dabei ist zu beachten, dass es nicht den einen richtigen Weg gibt. Jeder Anleger muss eine eigene, individuelle Strategie finden - und diese konsequent verfolgen. Egal wie man sich entscheidet, eine hundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren.

Keine Rendite ohne Risiko


Generell gilt, das Risiko steigt mit der Rendite. Daher ist es besonders wichtig, die Risiken der einzelnen Anlagen möglichst breit zu streuen (Diversifikation). Zudem sollten sich Anleger zu Beginn diese Fragen ehrlich beantworten: Wie viel Geld habe ich zur Verfügung? Wie viel davon brauche ich jetzt oder in nächster Zukunft? Habe ich eine ausreichend große Reserve für ungeplante Ausgaben und kann ich über diese sofort verfügen?

Die Antworten hängen auch von den unterschiedlichen Zielen der Geldanlage ab: So kommt es beispielsweise nicht nur auf attraktive Gewinne an. Besonders wichtig sind den Deutschen vor allem Kriterien wie Sicherheit und Flexibilität. Zudem spielt der Anlagehorizont, das heißt die Dauer einer Investition, eine entscheidende Rolle - auch was die Risiken angeht.

Das Vermögenszentrum stellt die Vor- und Nachteile der einzelnen Anlagemöglichkeiten in der Tabelle dar. Experte Lange betont, dass die Rendite eines Depots bis zu 80 Prozent von der Strategie abhängt - und nur 20 Prozent vom Zeitpunkt der Investition.


Immobilien Lebensversicherungen Aktien Tagesgeld, Girokonto
Flexibilität teilweise nein teilweise ja
Sicherheit teilweise ja teilweise teilweise
Inflationsschutz ja teilweise ja nein
Attraktive Rendite teilweise nein ja nein
Geringe kosten nein nein ja ja
Eignung langfristiger Vermögensaufbau Absicherung, Vorsorge langfristiger Vermögensaufbau Reserve, Anschaffungen
Quelle: Vermögenszentrum, eigene Darstellung

Eine Investition in eine Immobilie erscheint vielen, angesichts des zum Teil sehr angespannten Mietmarktes, als vielversprechend. Hier sind die niedrigen Zinsen ein klarer Vorteil für die Finanzierung. Ab einem Eigenkapital von rund 20 Prozent ist ein Kauf zu realisieren. Wer mehr Geld mitbringt, bekommt einen günstigeren Zins.

Weitere Vorteile: Der Besitzer kann mietfrei wohnen und er sitzt - bei der richtigen Lage des Anwesens - sprichwörtlich auf einer Geldanlage, die mit der Zeit ihren Wert vergrößern kann.

Wer seine Immobilie vermieten will, sollte beachten, dass die Einnahmen aus Vermietung dem persönlichen Steuersatz und nicht dem für die meisten Steuerzahler günstigeren Abgeltungssteuersatz von 25 Prozent unterliegen. Ebenfalls sollten beim Kauf die Kaufnebenkosten im Blick behalten werden. Diese beinhalten die Grunderwerbssteuer, Maklergebühren, Grundbucheintrag und Notarkosten und können - je nach Bundesland - zwischen sieben und 14 Prozent betragen. Häufig dauert es dadurch mehrere Jahre, bis die Kaufnebenkosten durch die Mieteinnahmen kompensiert sind. Hinzu kommen die Instandhaltungsausgaben und möglicher Ärger mit den Mietern.

Ein Immobilienkauf ist daher auch immer mit Risiken verbunden. Anleger sollten daher sicher sein, dass sie das investierte Geld (oder den Kredit) kurzfristig nicht auch für andere Ausgaben benötigen.

Aus diesem Grund sollte bestenfalls auch auf dem Tagesgeld- oder Girokonto ausreichend Geld vorhanden sein. Dieses wird zwar durch die Inflation schleichend weniger wert, ist dafür aber sofort auch für unvorhergesehene Ausgaben (Unfall, Reparaturen, Geschenke) verfügbar.

Um dagegen im Alter finanziell stabil aufgestellt zu sein, gibt es andere Möglichkeiten: Einer Umfrage des Versicherungs- und Finanzberatungskonzerns Swiss Life aus dem Jahr 2017 zufolge, fürchten sich fast die Hälfte der Deutschen vor Altersarmut. Angesichts der Schwäche der gesetzlichen Rente und der immer höheren Lebenserwartung wird eine private Vorsorge immer entscheidender, um den Lebensstandard halten zu können (sogenanntes Langlebigkeitsrisiko). Am beliebtesten sind Kapitallebens- oder private Rentenversicherungen. Rund 60 Millionen solcher Verträge gibt es in Deutschland.

Das Problem von diesen Versicherungen: Die garantierten Zinsen sind bei neuen Verträgen oft so niedrig, dass sie nicht einmal mehr die jährliche Inflation ausgleichen können. Wer mehr Rendite erzielen will, kommt nicht mehr an Produkten, die am Kapitalmarkt anlegen, vorbei. Der Anteil dieser neuartigen Lebensversicherungen (bestehend aus Index-oder Fondspolicen) steigt rapide: Über diese können sich die Kunden an der Wertentwicklung von Börsenbarometern beteiligen und sind dementsprechend nicht an feste Vertragszinsen gebunden. Im Gegenzug werden bei Fondspolicen aber keine Garantien angeboten. Auch Verluste sind daher möglich. Bei Indexpolicen wird zumindest die eingezahlte Summe garantiert.

Zu den einzelnen Angeboten von Riester- über Rürup oder Betriebsrente sollte sich jeder individuell und unabhängig informieren. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Attraktivität von Lebensversicherungen angesichts der niedrigen garantierten Renditen in den letzten Jahren nachgelassen hat. Wer eine vernünftige Rendite erzielen möchte, sollte bereit sein auch in Aktien zu investieren.

Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts investiert nur etwa jeder Siebte erwachsene Deutsche in Aktien oder Aktienfonds. Grund für die Zurückhaltung ist die Angst vor Verlusten, geschürt vor allem durch die drei großen bekannten Börsenkrisen: die Internetblase, die Finanz- und die Eurokrise. Dennoch ist die Zurückhaltung ein Fehler. Ein Beispiel: Wer in den vergangenen 30 Jahren in deutsche Aktien investierte, konnte sich durchschnittlich über mehr als sieben Prozent Gewinn freuen - pro Jahr und inklusive der Kosten.

Bei Investitionen in Aktien sind jedoch folgende Punkte zu beachten:


Fehler vermeiden:
- Vorsicht vor sogenannten "heißen Tipps" und "blinden Käufen"
- Aktien streuen, keine Klumpenbildung

Eigene Strategie erarbeiten:
- Risikoprofil kennen
- Anlagehorizont im Blick behalten

Emotionen kontrollieren:
- Entscheidungen systematisch treffen
- Ruhe bewahren (keine Panikverkäufe)

Kosten beachten:
- Nur Geld investieren das man kurzfristig nicht braucht - langer Anlagehorizont
- Transaktionskosten und Ausgabeaufschläge (vor allem bei Fonds) beachten
- Alle Kosten kennen

Fazit: Entscheidend für die Geldanlage ist die richtige Strategie. Zudem sollte man einen kühlen Kopf bewahren können und sich von kleinen Rückschlägen nicht verrückt machen lassen. Je früher man anfängt, desto besser. Bereits mit einem Sparplan von 25 Euro monatlich kann man über einen Zeitraum von zehn Jahren eine gute Rendite erzielen.

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