Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien am 21.06.2017 in Heftausgabe 07/2017 der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro.

Eigentlich hat man als Kleinanleger an der Börse keine Chance. Professionelle Investoren wie Investmentfonds und Pensionskassen, Versicherungen und Banken bauen bei ihren Investments auf umfangreiche Recherchen. Sie analysieren große Datenmengen, machen sich vor Ort ein Bild von den Unternehmen und verfügen über Experten mit profunden Fachkenntnissen. Zudem haben sie gegenüber Privatanlegern meist einen Zeitvorsprung, weil ihnen Informationen zu Unternehmen oft früher zur Verfügung stehen. Wer den Markt schlagen will, sollte daher dort investieren, wo Institutionelle keine Chance haben: Nebenwerte.

Institutionelle Investoren müssen große Summen investieren. Deswegen haben sie keine andere Wahl, als sich auf die Aktien von größeren Unternehmen zu fokussieren. Nur hier finden sie ausreichende Handelsvolumina vor, um auch größere Millionenbeträge anlegen zu können. Würden sie auf kleine Unternehmen setzen, würden wegen des geringen Handelsvolumens deren Aktienkurse explodieren und so den Kauf erheblich verteuern. Oder sie könnten kaum größere Mengen an Kapital in ein Unternehmen stecken.

Das ist die Chance für Kleinanleger. Mit ihren relativ niedrigen Investitionssummen können sie auch problemlos bei kleinen Unternehmen einsteigen, ohne gleich dramatische Kursanstiege auszulösen. Und das lohnt sich durchaus. Kleinere Unternehmen bieten gegenüber den großen Gesellschaften oft eine höhere Rendite. So notiert der Prime All Share Index, der die Aktien des Börsensegments Prime Standard inklusive aller kleinen Werte abbildet, derzeit auf einem Allzeithoch. Zudem gelang es dem Index in den vergangenen Jahren, den DAX zu schlagen (siehe Chart).



Auf Seite 2: Fokus auf Deutschland





Fokus auf Deutschland



Vor allem kleine deutsche Unternehmen sind derzeit besonders attraktiv. Das liegt an dem ausgezeichneten makroökonomischen Umfeld in Deutschland. Kleinere Unternehmen sind oft stärker auf ihren Heimatmarkt fokussiert und profitieren so besonders davon, wenn die deutsche Wirtschaft brummt. Und das tut sie derzeit. Im ersten Quartal 2017 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zum entsprechenden Quartal des Vorjahres nach Daten des Statistischen Bundesamts kräftig um 0,6 Prozent gewachsen. Dabei kamen die Impulse sowohl von stärkeren Exporten als auch von einer höheren Inlandsnachfrage.

Und Ökonomen erwarten, dass der Aufschwung weitergeht. "Die deutsche Wirtschaft wird zum Langstreckenläufer", sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). "Sie hält ihr Tempo mit beeindruckender Ausdauer und nimmt Kurs auf eine der längsten Wachstumsperioden des letzten halben Jahrhunderts." Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) ist positiv für die deutsche Wirtschaft gestimmt und hat gerade ihre BIP-Wachstumsprognose für dieses Jahr auf 1,7 Prozent und für 2018 auf 2,0 Prozent angehoben.

Auf ein kräftiges Wachstum deutet auch der Ifo-Geschäftsklimaindex hin, der so etwas wie das Barometer der deutschen Ökonomie ist. Für dessen Ermittlung werden Monat für Monat 7000 Manager zu den Geschäftsaussichten befragt. Der Index ist im Mai 2017 auf den höchsten Stand seit 1991 geklettert. "In den deutschen Chefetagen herrscht Champagnerlaune", fasste Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis zusammen.

Damit ist die Saat ausgebracht für Kursgewinne bei den kleineren deutschen Aktien. Aber welche Papiere soll man kaufen? Schließlich gibt es Tausende von Aktiengesellschaften und die meisten Unternehmen sind den Anlegern eher unbekannt. Zudem muss man höllisch aufpassen, schließlich versprechen kleinere Unternehmen zwar eine höhere Rendite, haben dafür aber auch ein größeres Pleiterisiko als die großen Konzerne, die im DAX notieren.

Suche nach Geheimtipps



Um etwas Ordnung in das Dickicht zu bringen, lohnt es sich, den deutschen Aktienmarkt in seine einzelnen Segmente zu zerlegen (siehe Kästen unten). Damit das Risiko für Anleger nicht zu groß wird, haben wir bei unserer Aktienauswahl die im kaum regulierten Freiverkehr gelisteten Aktien ebenso wenig berücksichtigt wie die Werte, die sich im General Standard tummeln. Bei beiden Segmenten reichen die verfügbaren Informationen häufiger nicht aus, um die Perspektiven eines Unternehmens angemessen beurteilen zu können. Daher haben wir uns bei der Suche nach den attraktivsten kleinen Aktien auf den Prime Standard konzentriert. Dabei bleiben allerdings all die Unternehmen unberücksichtigt, die in den -Indizes der DAX-Familie gelistet sind (DAX, MDAX, TecDAX und SDAX). Diese Werte verfügen meist über einen Börsenwert und ein Handelsvolumen, bei dem Großanleger investieren können - kein Vorteil für Kleinanleger.







Auf Seite 3: Die unbekannten Top Ten







Die unbekannten Top Ten



Aus den verbleibenden Aktien haben wir uns Unternehmen mit sehr guten Perspektiven herausgepickt. Um in diese Auswahl zu kommen, mussten die Gesellschaften eine Vielzahl von Kriterien erfüllen. So mussten sie in einem Geschäftsfeld mit guten Zukunftsaussichten ihren geschäftlichen Schwerpunkt haben. Das trifft etwa für die boomende Bauindustrie zu, aber auch für Softwarefirmen.

Zudem sollten die Aktien - gemessen an ihren fundamentalen Kennzahlen - nicht allzu hoch bewertet sein. Die Unternehmen durften außerdem nicht übermäßig verschuldet sein. Schließlich war es uns wichtig, dass die Firmen ihren Aktionären eine Dividende zahlen, die solide finanziert ist und sich nur aus einem Teil des Jahresgewinns speist. Zehn Werte bringen alle diese Eigenschaften mit. Sie werden auf den folgenden Seiten im Detail vorgestellt.

Anleger sollten sich dabei aber bewusst sein, dass es sich um kleine Unternehmen mit höherem Risiko handelt. Entsprechend sollte nur ein kleiner Teil des Wertpapierdepots aus diesen Aktien bestehen. Und wie bei großen Aktien gilt es zu streuen. Wer kleine Aktien aus verschiedenen Branchen kombiniert, reduziert das Risiko und hat trotzdem noch die Chance, den großen Anlegern der Börsenwelt einen Schritt voraus zu sein.

Auf Seite 4 - 13: Zehn Nebenwerte mit hohen Gewinnchancen



Cenit-Aktie: Programmierte Zukunft



Mit Beratung, Service und passgenauer Software unterstützt das IT-Systemhaus die Wirtschaft auf dem Weg zur Industrie 4.0. Die Aktie steht für die Chancen der Digitalisierung.

Die Entwicklung neuer IT-Lösungen fordert immer wieder Mut zu Investitionen. Für das Stuttgarter Systemhaus Cenit, das seinen Firmenkunden bei der Einführung von Informationstechnologien im Betrieb zur Seite steht, gehört diese Bereitschaft zum Geschäft. Zwar unterstützt der Systemspezialist börsennotierte Konzerne von Allianz bis Metro, von EADS bis BMW, Daimler und VW ebenso wie viele mittelständische Maschinenbauer auch bei Auswahl und Bereitstellung von Fremdsoftware. Die in Eigenregie entwickelten Programme gewinnen aber zunehmend an Bedeutung. Zusammen mit Service und Beratung stehen sie für mehr als die Hälfte der Umsätze und verbessern damit laufend die Profitabilität des IT-Systemhauses.

Und die Nachfrage wächst. Denn viele Kunden von Cenit müssen die Digitalisierung ihrer betrieblichen Prozesse vorantreiben, um in Zeiten von Indus-trie 4.0 wettbewerbsfähig zu bleiben. Cenit steht ihnen beratend zur Seite und unterstützt sie mit der Entwicklung passender Softwarebausteine. Auch in einem zweiten wichtigen Geschäftsbereich, dem Product Lifecycle Management (PLM), hilft Cenit den Firmenkunden, Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Eine Software stellt dabei sämtlichen am Entstehungsprozess eines Produkts beteiligten Personen alle relevanten Daten immer aktuell zur Verfügung, um die Zusammenarbeit zu optimieren. Damit können beispielsweise mehrere Konstrukteure auf Basis eines 3-D-Modells an verschiedenen - auch internationalen - Standorten gleichzeitig an derselben Baugruppe arbeiten.

Profitabel unterwegs

Schon 2016 waren die Erlöse aus der eigenen Software mit einem Plus von gut zehn Prozent überdurchschnittlich stark gewachsen. Trotz der eher verhaltenen Entwicklung in anderen Geschäftsbereichen ist es Cenit damit gelungen, den Vorsteuergewinn um rund zwölf Prozent zu steigern. Bis 2020 hat sich das Management einen Anstieg der Gewinnmarge von derzeit 9,6 auf zehn Prozent zum Ziel gesetzt.

Für 2017 rechnet Vorstandschef Kurt Bengel mit einem Umsatzwachstum von zwei Prozent bei stabiler Gewinnentwicklung. Das dürfte eher vorsichtig geschätzt sein. Immerhin sind allein im ersten Quartal schon doppelt so viele Aufträge eingegangen wie im gleichen Vorjahreszeitraum. Zwar werden die geplanten zusätzlichen Anstrengungen zur Entwicklung weiterer Produktinnovationen das Ergebnis dämpfen. Andererseits kommen künftig wegen des starken Wachstums auch Größenvorteile zum Tragen, die kostensenkend wirken.

Beschleunigte Expansion

Der im März besiegelte Erwerb des französischen Software-Integrationsspezialisten Keonys für sechs Millionen Euro wird die Expansion weiter beschleunigen und zur Internationalisierung des Geschäfts beitragen. Schon heute ist das seit 1998 börsennotierte Unternehmen mit seinen mehr als 600 Mitarbeitern an 17 Standorten in sechs Ländern präsent. Cenit kann zudem auf eine stabile Nachfrage am heimischen Markt für Software und IT-Dienstleistungen setzen, der laut Branchenverband Bitkom 2017 um 6,5 Prozent - und damit nochmals einen Tick stärker als 2016 - wachsen wird.

Die Aktie ist nach einem Kursanstieg von zehn Prozent in den ersten fünf Monaten dieses Jahres zwar nicht mehr billig. Das Wachstumspotenzial und der Spielraum für weiter steigende Gewinne sprechen jedoch für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends. Cenit ist damit vor allem für mittel- bis langfristig orientierte Anleger ein attraktiver Nebenwert, der dem Portfolio zusätzliche Renditeperspektiven bescheren kann. Auch wer hohe laufende Erträge schätzt, ist bei Cenit richtig. Die für 2016 gezahlte Dividende von einem Euro entspricht einer Dividendenrendite von 4,5 Prozent. Und auch im nächsten Jahr dürfte die Dividende ähnlich hoch sein.







Centrotec-Aktie: Behagliche Perspektiven



Wohltemperierte Gebäude sind sowohl für Geschäfts- als auch für Wohnräume ein Muss. Die Systeme von Centrotec sorgen dafür, dass Energie dabei möglichst effizient genutzt wird.

Egal ob neu gebaut oder saniert wird: Immer wird der Bauherr schon allein wegen der gesetzlichen Vorgaben darauf achten, dass beim Heizen und Kühlen von Gebäuden besonders effiziente Systeme zum Einsatz kommen. Zumal er damit auch Energiekosten spart.

Mit den beiden Geschäftsbereichen Klimasysteme und Abgassysteme ist Centrotec gut positioniert, um von der stetig steigenden Nachfrage nach effizienten Energiesystemen in Gebäuden zu profitieren. Das Produktportfolio umfasst Systeme für das Beheizen und Klimatisieren ebenso wie Abgas- und Abluftsysteme. Zu den bekannten Marken zählen Wolf und Brink Climate Systems. Das Unternehmen mit Sitz in der sauerländischen Kleinstadt Brilon zählt bei den Abgassystemen zu den Top-Herstellern in Europa und produziert nicht nur für eigene Marken, sondern liefert auch der Konkurrenz - etwa Buderus und Vaillant - Komponenten zu.

Blick über die Grenze

Die Sauerländer sind zwar bisher vor allem auf Deutschland und die Niederlande fokussiert, treiben aber derzeit ihre internationale Expansion kräftig voran. Das macht sich zunehmend auch in den Geschäftszahlen bemerkbar: Vor allem dank starkem Wachstum in Spanien, China und Russland stieg bei Centrotec der im Ausland generierte Umsatzanteil im ersten Quartal 2017 auf 46 Prozent (im vergleich-baren Vorjahreszeitraum waren es noch 43 Prozent gewesen). Nach Schätzungen der Privatbank M.M. Warburg dürfte der gesamte Umsatz in diesem Jahr gegenüber 2016 um 3,4 Prozent auf 595 Millionen Euro steigen.

Neben dem prognostizierten steigenden Umsatz ist M.M. Warburg auch zuversichtlich, dass es Centrotec gelingt, daraus mehr Gewinn zu erzielen. Das Institut erwartet, dass die operative Marge gemessen am Ebit - das Ergebnis vor Zinsen und Steuern - von erwarteten 5,8 Prozent in diesem Jahr bis 2019 auf 7,1 Prozent anziehen wird. Steigende Umsätze bei höheren Gewinnmargen - davon wird die Aktie profitieren, sind Unternehmensgewinne doch einer der maßgeblichen Treiber für deren Kurs.

Verkauf der Medizintechnik

Einen zusätzlichen Schub könnte die Aktie bekommen, wenn Centrotec seine Medizintechniktochter Medimondi verkauft. Die Tochtergesellschaft vertreibt medizintechnische Geräte, die etwa in der Neurochirurgie, bei ästhetischen Operationen und bei Bluttransfusionen verwendet werden. Abgerundet wird deren Portfolio durch Kanülen und diverse medizintechnische Kunststoffprodukte.

Schon länger wird über einen Verkauf spekuliert, und derzeit ist das Umfeld günstig: Die Aktienmärkte notieren auf Höchstständen, und in der Medizintechnikbranche sind Übernahmen schwer en vogue. Dabei werden oft hohe Prämien bezahlt. So will der US-Riese Thermo Fisher für die Übernahme von Patheon das 2,6-Fache des Umsatzes bezahlen. Nimmt man dieses Umsatzmultiple als Basis, dann wäre die Sparte Medimondi mit 46 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2016 rund 120 Millionen Euro wert. Zum Vergleich: Der gesamte Börsenwert von Centrotec beträgt dagegen nur 350 Millionen Euro.

Günstig bewertet

Aber auch ohne Rückenwind durch einen möglichen Verkauf von Medimondi ist die Aktie derzeit eine attraktive Kaufgelegenheit. Gemessen an den fundamentalen Kennzahlen ist das Papier günstig bewertet: Pro Euro Umsatz werden an der Börse gerade mal 0,6 Euro bezahlt, das KGV liegt bei 15. Zudem bietet die Aktie eine Dividendenrendite von 1,5 Prozent - und das, obwohl das Unternehmen dafür gerade einmal ein Viertel des Gewinns ausschüttet. Diese solide Dividendenpolitik passt in das Gesamtbild des Unternehmens, dessen Verschuldung auch nicht übermäßig hoch ist.







Elmos-Aktie: Richtig Gas geben



In Autos wird immer mehr Elektronik verbaut. Dieser Trend wird noch lange Zeit anhalten. Das freut den Halbleiterhersteller Elmos, der auf die Autoindustrie fokussiert ist.

Auf welche Motoren setzen die Automobilhersteller künftig? Einige Marktbeobachter sagen das Ende des Verbrennungsmotors mit Diesel und Benzin voraus und sehen stattdessen den Elektroantrieb als die Zukunftstechnologie schlechthin an. Andere glauben, dass Verbrennungsmotoren so effizient werden können, dass sie noch lange das Nonplusultra bleiben werden. Und dann gibt es ja auch noch den Hybridantrieb oder die Brennstoffzelle als mögliche Alternativen.

Aber egal welche Antriebsform am Ende die Nase vorn haben wird - sie wird ein Fahrzeug fortbewegen, das vollgestopft mit Elektronik ist: Navigation, automatisches Fahren und Einparken, On-Board-Internet - die Liste elektronischer Anwendungen in Autos wird lang und immer länger.

Analog und digital

Von diesem Trend profitiert Elmos Semiconductor. Der Fokus des Unternehmens mit Sitz in Dortmund liegt auf den sogenannten Mixed- Signal-Halbleitern. Mixed Signal bedeutet, dass die Chips in der Lage sind, sowohl analoge als auch digitale Signale zu verarbeiten. Das ist etwa bei Sensoren wichtig, um analog gewonnene Daten digital auszuwerten. Solche Sensoren messen beim Auto die Beschleunigung oder die Lichtverhältnisse - wichtige Daten, die beispielsweise für das automatisierte Fahren unumgänglich sind.

Der Schwerpunkt von Elmos liegt mit einem Anteil von 75 Prozent an der gesamten Geschäftstätigkeit eindeutig auf der Autoindustrie. Daneben stellt Elmos aber auch für andere Industriebereiche solche Komponenten her, die dann etwa in Rauch- oder Bewegungsmeldern ebenso verwendet werden wie in Systemen, die Bewegungen und Gesten von Personen analysieren.

Bei den von Elmos angebotenen Lösungen deutet sich aber auch immer stärker ein Paradigmenwechsel an. Der überwiegende Umsatzanteil wird derzeit mit Lösungen erzielt, die speziell auf einen Kunden zugeschnitten sind. Dabei ist Elmos überwiegend der einzige Lieferant über den gesamten Produktlebenszyklus von meist sechs bis acht Jahren.

Zunehmend werden aber anwendungsspezifische Halbleiterlösungen wichtiger, die nicht nur für einen Kunden, sondern für die Lösung einer bestimmten Aufgabe entwickelt werden. Das Problem für Elmos liegt dabei in erster Linie darin, frühzeitig Markttrends zu erkennen und Lösungen zu entwickeln. Der Vorteil ist, dass sich die Lösungen dann häufiger verwenden lassen und so die Gewinnmargen erhöhen.

Stiefmütterchen blüht auf

Die Elmos-Aktie wurde lange Zeit an der Börse kaum beachtet, viel stärker im Blickpunkt lag bei Investoren das ebenfalls auf elektronische Bauelemente für das Auto fokussierte DAX-Unternehmen Infineon. Seit dem vergangenen Jahr aber hat der Kurs deutlich angezogen. Darin spiegeln sich die guten Perspektiven wider, die das Unternehmen dank seines Fokus auf stark wachsende Segmente hat.

Rückenwind hat dem Papier zudem das seit März 2017 laufende Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von rund zehn Millionen Euro gegeben, bei dem 450 000 Aktien zurückgekauft werden sollen. Nach den großen Kurssprüngen ist die Aktie aber nun gemessen an fundamentalen Kennzahlen relativ teuer: Das KGV liegt inzwischen bei 22, das Kurs- Umsatz-Verhältnis bei 1,8. Allerdings bietet das Unternehmen eine für die Technologiebranche recht attraktive Dividendenrendite von 1,7 Prozent. Dafür schüttet Elmos knapp die Hälfte des Gewinns an die Anleger aus.

Insgesamt bleibt die Aktie kaufenswert, zumal die Bilanz solide und die Verschuldung recht gering ist. Allenfalls bei der Profitabilität hapert es noch etwas. Das aber könnte sich schon bald ändern, wenn es Elmos gelingt, seine für einzelne Aufgaben entwickelten Lösungen an mehr Kunden zu verkaufen.







MAX Automation-Aktie: Automatische Gewinne



Die Holding MAX Automation setzt auf Industrieautomation und auf Umwelttechnik. Ein Verkauf der Umweltsparte könnte die Aktie beflügeln. Aber auch so hat das Papier Potenzial.

Eigentlich gilt Umweltschutz und Recycling als ein boomendes Segment. Bei MAX Automation trifft das allerdings nicht zu. Der Geschäftsbereich Umweltlösungen unter dem Namen Vecoplan hat im vergangenen Jahr Umsatzrückgänge hinnehmen müssen.

Und was fast noch schwerer wiegt: Auch 2017 sieht es mau aus. Die Privatbank M.M. Warburg prognostiziert in einer Studie für die Umweltsparte von MAX in diesem Jahr einen Umsatz von rund 95 Millionen Euro, das entspricht gegenüber 2016 einem Rückgang von 2,4 Prozent. Die Bank sieht vor allem den nach wie vor niedrigen Ölpreis als Grund dafür, weil sich deswegen "die Nachfrage nach Recycling- und Aufbereitungs-lösungen insbesondere in den USA verringert hat".

Dieses Problem dürfte nach der Entscheidung von Donald Trump, das Klimaschutzabkommen von Paris zu verlassen und verstärkt auf fossile Energie zu setzen, nicht kleiner geworden sein. Rund ein Drittel des Umsatzes von MAX kommt von Vecoplan, der Gewinnbeitrag ist aber wegen der geringen Profitabilität der Sparte deutlich niedriger.

Automatischer Schub

Aber MAX Automation hat nicht nur einen Umweltbereich, sondern auch noch das bedeutendere Standbein Industrieautomation. Und dieses Segment brummt, immer mehr Unternehmen digitalisieren ihre Produktionsabläufe - Stichwort "Industrie 4.0". Das hat dafür gesorgt, dass Ende 2016 die Book-to-Bill-Ratio der Sparte bei 1,25 lag. Das zeigt, dass der aktuelle Auftragseingang über dem Umsatz liegt. Und das wiederum deutet darauf hin, dass es in diesem Jahr wegen der vielen Aufträge zu einem höheren Umsatz kommen wird.

Die Analysten der Bank M.M. Warburg rechnen damit, dass die Sparte 278 Millionen Euro umsetzen wird, was einem Plus von 16 Prozent gegenüber 2016 entspräche. Das allein dürfte schon für Auftrieb bei der Aktie sorgen. Weiteren Schub könnte sie bekommen, wenn MAX die schwächelnde Tochter Vecoplan verkaufen sollte. Und dies ist beileibe nicht abwegig: "Wir prüfen, in welchem strategischen Umfeld sich Vecoplan am besten weiterentwickeln kann, und sind allen Optionen gegenüber offen", sagte Vorstandschef Daniel Fink im Interview mit der "Welt am Sonntag" auf die Frage, ob er an einen Verkauf denke.

Günstige Zahlenspiele

Doch was könnte die Sparte wert sein? Auch wenn es schwierig ist, Vecoplan mit dem weitaus größeren US-Recycling-Unternehmen Waste Management zu vergleichen, so gibt der Blick auf den US-Wert einen Geschmack davon, was Recycling an der Börse wert ist: Die Aktie von Waste Management ist mit dem 2,3-fachen Umsatz bewertet. Nimmt man den von M.M. Warburg prognostiziertem Umsatz für Vecoplan von 95 Millionen Euro, so wäre die Sparte bei einem Umsatzmultiple von 2,3 rund 219 Millionen Euro wert. Zum Vergleich: Der Börsenwert der gesamten Holding inklusive der ungleich größeren Sparte Industrieautomation beträgt gerade einmal 201 Millionen Euro.

Das zeigt, wie günstig die MAX-Aktie aktuell bewertet ist. Pro Euro Umsatz zahlt die Börse lediglich 0,6 Euro, die Dividendenrendite liegt bei zwei Prozent. Und dafür schüttet das Unternehmen nicht mal die Hälfte seines Gewinns aus, die Dividende ist damit solide finanziert. Sollte es zu einem Verkauf von Vecoplan kommen, könnte der Aktienkurs kräftig anziehen.

Aber auch so bietet das Papier eine attraktive Perspektive: "Vor dem Hintergrund des starken Auftragsbestands und des allgemein günstigen Ausblicks angesichts des anhaltenden Trends zu einer noch stärkeren Automatisierung über die gesamte Industrielandschaft hinweg behalten wir unsere Kaufempfehlung für MAX Automation bei", resümieren die Analysten von M.M. Warburg.







Nexus-Aktie: Gesunde Gewinne



Software-Anbieter Nexus ist mit digitalen Lösungen für Ärzte, Kliniken und Reha-Zentren der Marktführer in Deutschland. Nun will das Unternehmen in Europa expandieren.

Wenn der Arzt schnell im Bilde ist, kann er auch dem Patienten schnell helfen. Digitale Informationen von E-Health-Programmen helfen, schnell im Bilde zu sein. Eine der gefragtesten Lösungen des Software-Spezialisten Nexus aus Donaueschingen ist deshalb das anwenderfreundliche Klinik-informationssystem KIS. Es erfasst von der Aufnahme bis zur Dokumentation der Krankengeschichte alle wichtigen Daten. Das dient nicht nur dem Wohl des Patienten. KIS unterstützt Krankenhäuser, Altenheime, Rehabilitations- und Sozialeinrichtungen auch dabei, ihre Verwaltung effizienter zu gestalten.

Bei seinen Diagnostik-Informationssystemen mit spezieller Software für medizinische Fachbereiche von der Radiologie bis zur Psychiatrie hat Nexus ebenfalls Besonderes zu bieten: Experten suchen europaweit ständig nach den für den jeweiligen Bedarf besten Entwicklungen und bündeln sie zu Gesamtlösungen. Andere Nexus-Programme unterstützen den Datenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken und Reha-Zentren.

Rasantes Wachstum

An Nachfrage mangelt es nicht. Nexus profitiert als einer der deutschen Marktführer besonders davon, dass Ärzte, Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen darauf bedacht sind, ihre Kosten zu senken. Das Unternehmen wächst nicht zuletzt deshalb seit 2010 mit jährlich prozentual zweistelligen Raten und hat den Umsatz in den vergangenen fünf Jahren glatt verdoppelt - auf zuletzt 107 Millionen Euro. Zudem stimmt auch die Profitabilität. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern ist 2016 bei einem Plus von 13,4 Prozent sogar noch etwas stärker gestiegen als der Umsatz. Nun will die im Prime Standard notierte Gesellschaft ihren Marktanteil in Deutschland - hier generiert sie derzeit rund die Hälfte ihrer Umsätze - von derzeit zehn Prozent weiter ausbauen und gleichzeitig die Expansion in Europa weiter vorantreiben.

Helfen werden dabei die laufenden Innovationen. Die neue Software-Generation Next Nexus etwa setzt auf ganzheitliche Workspaces, bei denen der Arzt alle für ihn relevanten Anwendungen ohne lange Menüsuche sofort auf dem Bildschirm findet: von der Erfassung einer Diagnose bis hin zum Schreiben des Arztbriefes. Dieses Angebot habe sich bereits 2016 als starker Wachstumstreiber erwiesen, so Vorstandschef Ingo Behrendt. Ebenfalls für zusätzliche Nachfrage sorgt der Trend zu mobilen Geräten. Mit den Applikationen von Nexus können Ärzte etwa Röntgenbilder und Laborwerte direkt am Bett des Patienten abrufen oder von unterwegs Medikamente verordnen. Ein weiteres zukunftsträchtiges Projekt sind digitale Lösungen für die Ferndiagnose.

Neuer Schwung

Für 2017 rechnet Behrendt mit leicht unterdurchschnittlichem Wachstum. Das liegt auch daran, dass Zukäufe wie die vor zwei Jahren erworbene niederländische Gesellschaft quCare noch nicht die von Nexus bislang erzielten Expansionsraten schaffen. Für Schwung in der Ergebnisentwicklung könnte dagegen schon bald die vor knapp zwei Jahren eingegangene Technologiepartnerschaft mit dem japanischen Endoskopiespezialisten Olympus sorgen, der auch in Europa eine starke Marktstellung hat. Mit diesem entwickelt Nexus ein Dokumentationssystem für Krankenhäuser, um alle endoskopischen Informationen zentral zu bündeln. Neben erwarteten Umsatzzuwächsen öffnet das Projekt eine zusätzliche Tür zum europäischen Markt. Nexus verfügt zudem über die finanziellen Möglichkeiten, das Wachstum auch durch Zukäufe zu forcieren. Jüngstes Beispiel dafür ist die im Mai bekannt gegebene Mehrheitsbeteiligung am Telemedizin-Spezialisten Chili.

Bei den Gewinnausschüttungen zeigt der Trend klar nach oben. Seit der ersten Zahlung 2012 hat Nexus die Dividende Jahr für Jahr angehoben.







Secunet-Aktie: Ganz auf Nummer sicher



Die Digitalisierung durchdringt den Alltag immer stärker, damit nehmen auch die Gefahren durch Hacker zu. Sicherheitslösungen von Secunet sind bei Behörden und Firmen gefragt.

Die Flüchtlingskrise in Europa hat deutlich gemacht, wie wichtig effiziente Grenzkontrollen sind. Sowohl die Bundespolizei als auch das Bundesamt für -Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) arbeiten dabei mit Secunet zusammen. Das IT-Unternehmen aus Essen unterstützt beispielsweise mit dem Produkt EasyPass die Bundespolizei bei Grenzkontrollen an den Flughäfen Frankfurt, München, Hamburg, Düsseldorf, Berlin- Tegel und Köln-Bonn.

Das funktioniert so: Reisende legen ihren Pass auf einen am Eingang einer Kontrollschleuse befindlichen Dokumentenleser. Dort werden die Daten ausgelesen und überprüft. Anschließend betritt der Reisende die Schleuse, dort wird das mit einer Kamera erfasste Gesicht anhand biometrischer Daten mit dem Passbild verglichen. Ist alles in Ordnung, öffnet sich der Ausgang. Das spart Zeit und damit Kosten fürs Personal.

EasyPass zeigt exemplarisch, wie eng Behörden und Secunet zusammenarbeiten. Nicht umsonst besteht seit dem Jahr 2004 eine Sicherheitspartnerschaft zwischen dem Unternehmen und der Bundesrepublik Deutschland. Das macht es für Konkurrenten sehr schwierig, weil die Behörden wegen der Komplexität der Materie nicht mal schnell einen anderen Anbieter ausprobieren.

Aber Secunet bekommt seine Aufträge nicht nur von staatlichen Stellen aus Deutschland. Auch in anderen Ländern ist das Unternehmen tätig, etwa für die Österreichische Staatsdruckerei oder die tschechische Grenzpolizei.

Sicherheit gefragt

Neben staatlichen Behörden stehen viele Unternehmen auf der Kundenliste der Essener - etwa der Konsumgüterkonzern Beiersdorf, der Bauriese Hochtief oder der Pharmagigant Novartis. Secunet profitiert dabei von der stetig steigenden Digitalisierung: So werden beispielsweise immer mehr vernetzte Fahrzeuge auf den Straßen fahren, die Haustechnik im Eigenheim ebenso wie Produktionsabläufe bei Unternehmen - Stichwort: Industrie 4.0 - zunehmend digital gesteuert. Das aber öffnet gleichzeitig immer mehr Angriffstore für Hacker, entsprechend groß ist die Nachfrage nach Sicherungssystemen. Davon profitiert Secunet, wie sich an den stetig steigenden Umsätzen ablesen lässt (siehe auch Grafik unten). Setzten die Essener 1997, dem Jahr der Unternehmensgründung, gerade einmal drei Millionen Euro um, waren es zuletzt 116 Millionen Euro.

Erfolgreiche Geschichte

Der Blick auf die Historie zeigt, wie erfolgreich sich Secunet im Zuge der Digitalisierung entwickelt hat. Ursprünglich war das Unternehmen in den 90er-Jahren ein Teilbereich der TÜV Mitte AG in Essen mit dem Fokus auf digitale Signatur und Verschlüsselungstechnologien. Weil das Geschäft durch das stetig wachsende Internet brummte, entschied sich die TÜV Mitte AG, diese Abteilung 1997 unter dem Namen Secunet Security Networks in eine eigene GmbH auszugliedern.

Im November 1999 folgte der Börsengang als Secunet Security Networks AG, die Aktie kostete zu diesem Zeitpunkt rund 20 Euro (aktuell notiert sie um 70 Euro). Das Unternehmen ist seit-- dem im Prime Standard der Deutschen Börse -gelistet, Haupteigentümer ist mit 79 Prozent Aktienanteil die Giesecke & Dev-rient GmbH in München, der Streubesitz beträgt 10,4 Prozent.

Nur für Privatanleger

Wegen des geringen Streubesitzes wird die Aktie wenig gehandelt und findet sich kaum in den Portfolios institutioneller Investoren. Privatanleger aber können sich die Aktie kaufen, sollten dabei ihre Order jedoch mit einem Limit versehen. Das Papier ist gemessen an den fundamentalen Kennzahlen nicht gerade billig: Das KGV liegt bei 48 und das KBV bei 11. Doch angesichts der starken Marktposition in einem boomenden Segment ist die Aktie attraktiv.







USU Software-Aktie: Problemlos einklinken



Der IT-Spezialist USU Software unterstützt Firmen von der automatischen Steuerung ihrer -Dienstleistungsprozesse bis hin zur effizienten Organisation betrieblicher Software.

"Software as a Service", im Fachjargon kurz SaaS genannt, ist eines jener Geschäftsmodelle, mit denen Firmen ähnlich wie beim Leasing finanziell flexibel bleiben, gut planen können und immer auf dem neuesten Stand sind. Die Nutzer einer Software kaufen dabei keine Lizenzen, sondern erwerben sie auf Mietbasis. Es ist eine Win-win-Situation. Denn den Anbietern solcher Lösungen winken bei überzeugender Kompetenz attraktive Margen und langjährige Mietverträge, mit denen sie ihrerseits die eigenen Erträge gut planen können.

Für den im baden-württembergischen Möglingen ansässigen IT-Dienstleister USU Software ist SaaS derzeit einer der wichtigsten Treiber des seit Jahren wachsenden Geschäfts. Das 1977 gegründete Unternehmen, in dessen Namen die Initialen des Firmengründers und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Udo Strehl stecken, bietet individuelle Lösungen für das digitale Service-Management von Firmen. Die Kunden können damit ihre Dienstleistungsprozesse steuern und deren Kosten kontrollieren.

USU Software bietet dafür selbst entwickelte Applikationen ebenso an wie Service- und Call-Center zur individuellen Beratung. Zum Leistungsportfolio gehören zudem Wissensdatenbanken und ein Software-Lizenzmanagement, mit dem Unternehmen die bei ihnen ein-gesetzten Programme effizient organisieren und sich vor Verstößen gegen eingegangene Lizenzverpflichtungen schützen können.

Expansion via Übernahme

Der Bedarf für all diese Lösungen nimmt parallel zum weiter steigenden Einsatz cloudbasierter Anwendungen in der Wirtschaft weiter zu. Gleichzeitig gewinnt USU Software kontinuierlich Marktanteile.

Dazu haben immer wieder auch Übernahmen wie etwa kürzlich die der Berliner unitb technology beigetragen. Der Umsatz ist in den vergangenen vier Jahren stetig von 51 auf 72 Millionen Euro gestiegen. Für dieses Jahr hat sich das Management bei gleichzeitig weiter steigender Profitabilität einen weiteren Umsatzzuwachs um bis zu 20 Prozent vorgenommen. Bis 2020 plant der Vorstandsvorsitzende Bernhard Oberschmidt sogar eine Verdoppelung des Umsatzes sowie des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern.

Auslandsmärkte im Visier

Neben Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte sollen dazu auch weitere Akquisitionen und intensivierte Vertriebsaktivitäten auf den Auslandsmärkten in Europa und in den USA beitragen. Sie dürften in den kommenden drei Jahren für zusätzliche Umsätze in Höhe von zehn bis 15 Millionen Euro sorgen. Ein größerer Schritt in diese Richtung war im Mai der Kauf des französischen Unternehmens Easy-trust, eines Herstellers von Programmen zur automatischen Erkennung von Hard- und Software.

Der Kauf dieses Spezialisten für das Management von Lizenzen im Oracle-Umfeld ergänzt das Leistungsspektrum der USU- Tochter Aspera, die nach eigenem Bekunden als "Rundumsorglos-Dienstleister" in diesem Bereich bereits zu den führenden Anbietern weltweit gehört.

Auch diese Akquisition wird dazu beitragen, die angepeilten neuen Umsatz- und Ertragsrekorde zu realisieren, was dann wiederum die aktuelle Bewertung noch angemessen erscheinen lässt. Allerdings könnten die Kosten aus der geplanten Internationalisierungsoffensive die Gewinnentwicklung dämpfen, sodass - wie schon in der Vergangenheit - zwischenzeitlich auch immer wieder mal mit stärkeren Kursschwankungen zu rechnen ist. Angesichts des mittelfristig intakten Aufwärtstrends dürften Kursrückschläge jedoch eher für Einstiegschancen denn als Signal für eine Kehrtwende stehen. Anleger können zudem von einer attraktiven Dividendenpolitik ausgehen. Das Management hat sich zum Ziel gesetzt, nie weniger auszuschütten als im Jahr zuvor.







Villeroy & Boch-Aktie: Gehoben investieren



Moderne Badausstattung und gehobene Tischkultur - darauf hat sich die Traditionsmarke Villeroy & Boch spezialisiert. Und das Geschäft brummt, was auch den Aktionären gefällt.

Tradition trifft Innovation, und was bei Villeroy & Boch dabei herauskommt, begeistert auch die Börse. Die Wurzeln des nach den beiden Gründern benannten Keramikherstellers reichen zurück bis ins Jahr 1748. Noch heute zählen Familienmitglieder zum Management, zum Aufsichtsrat und zu den Hauptaktionären. 75 Prozent der Anteile sind inzwischen jedoch breit gestreut. Und auch das Geschäft hat sich bei aller Tradition ebenfalls verändert.

Im 21. Jahrhundert ist das Unternehmen vor allem für Produkte zur Einrichtung von Küche und Bad bekannt. Waschbecken, Duschwannen und WCs gehören ebenso dazu wie Armaturen und Spülen. Kenner verbinden mit der Traditionsmarke zudem nach wie vor feines Geschirr für das Speisen mit Stil.

Profiteur des Baubooms

Am deutschen Markt, auf den fast ein Drittel der Umsätze entfällt, profitiert das Unternehmen als Innenausstatter gehörig von der Hochkonjunktur im Baugewerbe. Allen voran die größte Geschäftssparte, der Bereich "Bad und Wellness", legte in den ersten drei Monaten um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu. Über die Präsentation von Komplettlösungen für Küche und Bad in eigenen Showrooms sucht Villeroy & Boch den direkten Zugang zu Planern, Bauherren und Architekten. In der Firmenzentrale, einer ehemaligen Abtei im saarländischen Mettlach, legt man aber auch viel Wert auf Innovationen. Spülrandlose und besonders leicht zu reinigende DirectFlush-WCs etwa waren 2016 wichtige Umsatztreiber in Westeuropa.

Im Unternehmensbereich "Tischkultur", der für gut ein Drittel der Umsätze steht, konnte Villeroy & Boch 2016 den operativen Gewinn sogar trotz rückläufiger Umsätze steigern. Grund dafür waren steigende Erträge aus dem Lizenzgeschäft und eine effiziente Kostenkontrolle. Das Unternehmen will in diesem Segment auch künftig lieber auf Umsätze verzichten und sich auf margenstarke Handelskanäle fokussieren. Zunehmend wichtiger werden Onlineshops, die bereits jetzt mit steigenden Umsatzanteilen glänzen. Auf die Änderungen reagiert das Unternehmen auch im Produktsortiment. Während klassische Porzellanteller und -tassen an Bedeutung verlieren, sind heute keramische Barista-Serien für Kaffeeliebhaber oder Sets für Barbecue und Pizza gefragt. Zum Verkaufsrenner haben sich auch moderne Klassiker wie die Geschirr-Kollektion NewWave entwickelt.

Umsatztreiber China

Die höchsten Umsatzzuwächse im ersten Quartal 2017 erreichte der Sanitärspezialist in China, wo er schon 2016 kräftig zugelegt hatte. Mit gut 60 Prozent Plus haben dort insbesondere Dusch-WCs für Nachfrage gesorgt. Wachstumstreiber in Fernost waren zudem Großaufträge zur Ausstattung renommierter Hotels. Mit dem Ausbau der Showroom-Präsenz wird das deutsche Traditionsunternehmen in China zudem immer mehr als Marke sichtbar - eine nicht zu unterschätzende Voraussetzung für den langfristigen Erfolg. Mit einem Anteil von zwölf Prozent am Konzernumsatz ist die Region Asien, Afrika und Australien schon heute der zweitwichtigste Absatzmarkt nach Europa und bietet noch viel Potenzial.

Insgesamt rechnet Vorstandschef Frank Göring für 2017 mit einem Umsatzwachstum von währungsbereinigt drei bis fünf Prozent - ähnlich hohe Zuwächse wie im Vorjahr. Gute Nachricht für Aktionäre: Der Gewinn vor Steuern soll sogar um fünf bis zehn Prozent zulegen. Gut möglich, dass auch die Ausschüttungen weiter steigen. 2017 hat das Unternehmen die Dividende der Vorzugsaktien um acht Prozent angehoben - die vierte Dividendenerhöhung in Folge. Mit seinen Wachstumsaussichten, innovativen Produkten und einer starken Marke bietet sich Villeroy & Boch als solider Depotbaustein mit überdurchschnittlichen Renditeperspektiven an.







Viscom-Aktie: Auf dem Prüfstand



Elektronische Bauteile werden immer wichtiger. Mit automatischen Inspektionssystemen von Viscom wird überprüft, ob sie korrekt funktionieren. Ein Wachstumsmarkt.

Ob Navi oder automatische Müdigkeitserkennung, ob Einparkhilfe, Kontrollleuchten oder Motorsteuerung: Ohne Elektronik ist ein Auto heute gar nicht mehr vorstellbar. Mit den immer kleineren und immer enger vernetzten Bauteilen steigt aber auch das Ausfallrisiko. Das birgt neue Herausforderungen für Autozulieferer, die schon bei der Fertigung Fehler und damit fatale Folgen im Straßenverkehr vermeiden müssen. Kein Wunder, dass die automatischen Prüfsysteme der in Hannover ansässigen Viscom auf steigende Nachfrage stoßen. Der Kontrollspezialist nutzt bei seinen Inspektionssystemen für elektronische Bauteile die Röntgentechnologie und optische Sensorik ebenso wie Computertomografie, 3-D-Optik und robotergestützte Endprüfungen. Neben Automobilzulieferern als Hauptkunden ist diese vollautomatische Inspektion auch in der Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der Industrieelektronik gefragt.

Stabile Kundenbasis

Das 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Umsatz allein in den vergangenen drei Jahren um mehr als die Hälfte auf gut 77 Millionen Euro gesteigert. Neben Konzernen wie Siemens, Philips und VW gehören einige der größten deutschen Autozulieferer - unter ihnen Bosch, Continental und Hella - zu den langjährigen Abnehmern. Das sorgt für eine stabile Kundenbasis, die bei Viscom tendenziell immer mehr elektronische Systeme prüfen lässt.

Für 2017 rechnet das Management mit einer weiteren Umsatzsteigerung auf bis zu 85 Millionen Euro. Der Auftragseingang von 20 Millionen Euro allein im ersten Quartal untermauert diese Prognose. Weil sich schon zu Jahresbeginn ein außergewöhnlich hoher Orderbestand angesammelt hatte, konnte Viscom in den ersten drei Monaten 2017 bei einem Zuwachs von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr sogar einen neuen Rekordumsatz vermelden. Bei einer operativen Marge von 13,6 Prozent arbeiten die Niedersachsen zudem äußerst profitabel.

Viscom kann gleich auf eine ganze Reihe langfristiger Megatrends wie etwa die Elektromobilität und die Entwicklung hin zum selbstfahrenden Auto setzen. Je mehr das Fahrzeug zum rollenden Computer wird, desto mehr dürfte das Interesse an den Inspektionslösungen der Hannoveraner steigen. Das Leistungsspektrum reicht von der Prüfung der Integrationssysteme für mobile Geräte im Auto bis hin zur Vernetzung der Fahrzeuge mit der Außenwelt. Das Unternehmen profitiert zudem von der immer stärkeren Digitalisierung in Fertigungsbetrieben. Dort kontrollieren die Prüfanlagen des Spezialmaschinenherstellers die Industrieelektronik.

Wachsender Umsatz

Optimistisch stimmt auch die geografische Präsenz. Das Geschäft in Europa, mit fast der Hälfte der Umsätze die wichtigste Absatzregion von Viscom, ist im ersten Quartal um ein Fünftel gewachsen. Dieser Trend könnte angesichts positiver Wachstumsprognosen für die Wirtschaft in Deutschland und vielen Nachbarländern anhalten. Ein zunehmend wichtiger Ertragstreiber wird der Markt in Asien, wo der Konzern den Umsatz im ersten Quartal vervierfacht hat. Mit Risiken behaftet ist dagegen das Geschäft in den USA - Stichwort Trump. Jedoch ist der US-Markt für Viscom nur der drittgrößte.

Der Aktienkurs bewegte sich Anfang Juni nach einem Kurszuwachs von 61 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten auf Rekordniveau. Dennoch ist Viscom an der Börse günstiger bewertet als vergleichbare Unternehmen wie Manz oder Isra Vision. Bei einer Eigenkapitalquote von 80 Prozent stimmt die Finanzbasis. Und Aktionäre konnten sich bisher über regelmäßige Dividendenzahlungen freuen. Das Management unter Führung der Firmengründer Martin Heuser und Volker Pape legt Wert darauf, dass mindestens die Hälfte des erzielten Ergebnisses ausgeschüttet wird.







Westag & Getalit-Aktie: Auf Holz gebaut



In Deutschland wird so viel gebaut wie noch nie. Und ein Ende des Baubooms ist nicht in Sicht. Für den Holzwerkstoffkonzern Westag & Getalit sind das äußerst gute Aussichten.

Die deutsche Bauindustrie brummt wie noch nie. Der Orderbestand liegt auf einem Rekordniveau von rund 40 Milliarden Euro. Das ist rund ein Viertel mehr als noch im Vorjahr. Entsprechend hat der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie seine Umsatzprognose für 2017 um einen Prozentpunkt auf nunmehr sechs Prozent angehoben. "Die Baukonjunktur läuft besser als zu Beginn des Jahres erwartet", sagt Verbandspräsident Peter Hübner. Und auch für das kommende Jahr ist der Verband positiv gestimmt und erwartet ein erneutes Umsatzplus von 5,5 Prozent auf dann fast 120 Milliarden Euro.

Einer der maßgeblichen Treiber des Aufschwungs ist der Wohnungsbau. Um ein Fünftel sind die Baugenehmigungen für Wohnungen bundesweit auf 350 000 Einheiten explodiert. Und das ist immer noch nicht genug. Experten sehen einen jährlichen Neubaubedarf in Deutschland von bis zu 400 000 Wohnungen.

Holz in der Hütte

Werden viele Wohnungen errichtet, braucht es dafür nicht nur Mauerwerk und Zement, sondern auch einen angemessenen Innenausbau. In diesem Bereich ist Holz ein elementarer Baustoff. Westag & Getalit zählt europaweit zu den wichtigsten Herstellern von Holzwerkstoff-Erzeugnissen für den Innenausbau. Die Produktpalette umfasst ein breites Spektrum - von Türen und Zargen, Küchenarbeitsplatten und Fensterbänken bis hin zu beschichteten Sperrholzplatten. Daneben ist Westag & Getalit auch noch im Hochbau tätig und bietet Verschalungssysteme an.

Das Unternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Kreisstädtchen Rheda-Wiedenbrück fokussiert sich vor allem auf den deutschen Markt. Knapp vier Fünftel seines Umsatzes von 233 Millionen Euro im Jahr 2016 erzielte es im Heimatland. Dieser Fokus des mehr als 100 Jahre alten Traditionsunternehmens dürfte sich nun angesichts des Baubooms in der Bundesrepublik voll auszahlen und sich positiv in den Geschäftszahlen niederschlagen.

Stämme oder Vorzüge?

Von dem Unternehmen gibt es sowohl Stammaktien (ISIN: DE 000 777 520 7) als auch Vorzugsaktien (DE 000 777 523 1). Anleger haben dabei die Wahl: Die Stammaktie ist deutlich weniger liquide, rund drei Viertel der Papiere gehören der Familienstiftung Gethalia Foundation in Liechtenstein. Entsprechend gering ist der handelbare Streubesitz.

Andererseits verbriefen nur die Stämme ein Stimmrecht. Das heißt, die Stammaktionäre können auf der Hauptversammlung bei wichtigen Themen mitentscheiden. Die Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht, bieten dafür aber eine leicht höhere Dividende als die Stämme und werden zudem an der Börse deutlich intensiver gehandelt - hier liegt der Streubesitz bei fast 90 Prozent.

Sollte sich die Gethalia Foundation dazu entschließen, ihren Anteil zu verringern und damit einer möglichen Übernahme des Baukonzerns den Weg zu ebnen, wären die Stammaktien dank ihres Stimmrechts für einen Aufkäufer deutlich attraktiver. Das ist allerdings rein spekulativ, bisher gibt es für eine Übernahmen keinerlei Anzeichen.

Günstig und solide

Beide Aktiengattungen notieren nahezu auf dem gleichen Kursniveau und sind sehr günstig bewertet: Pro Euro Umsatz werden an der Börse nur 67 Cent bezahlt, zudem notieren die Aktien deutlich unter ihrem Buchwert. Und sie bieten eine hohe Dividendenrendite. Zuletzt lag diese bei vier Prozent für die Stammaktie und bei 3,9 Prozent für die Vorzugsaktie.

Für die Dividende hat Westag & Getalit rund zwei Drittel des Gewinns ausgeschüttet. Das entspricht voll und ganz der soliden Politik des Konzerns, die Dividende stets nur aus dem Gewinn zu zahlen. Wie solide Westag & Getalit tickt, zeigt auch der Blick in die Bilanz: Das Unternehmen ist schuldenfrei.





Auf Seite 14 bis 20: Fonds für Nebenwerte





Stark im Team



Nebenwerte sind keine Zockerpapiere, ein gewisses Risiko bergen sie aber. Wer es senken will, kann in Fonds für Nebenwerte investieren, die ihr Kapital auf viele Firmen verteilen.

Meist stehen sie im Schatten ihrer großen Konkurrenten: Über kleine Unternehmen wird weniger berichtet als über im DAX gelistete Großkonzerne; auch bekannte Fonds stürzen sich eher auf die Börsenschwergewichte. Und mal ehrlich: Namen wie Washtec, Deutz, Covestro und Leoni verbreiten einfach weniger Glanz als Daimler, BMW, Bayer und Siemens. Geht es aber um die Wertentwicklung, sind die Kleinen den Großen weit voraus: Der Nebenwerte-Index SDAX legte in den vergangenen zehn Jahren fast um 75 Prozent zu - deutlich mehr als der DAX mit einem Plus von knapp über 60 Prozent. Der MDAX für mittelgroße Werte hängte mit 130 Prozent Gewinn sogar beide ab (siehe Grafik).



Der Grund für die größeren Kursgewinne ist das höhere Wachstumspotenzial der sogenannten Small und Mid Caps: "Große DAX-Firmen können ihrer eigenen Trägheit zum Opfer fallen. Ab einer gewissen Größe wird es schwierig, weiter schnell zu wachsen", erklärt etwa Alexander Dominicus, der zusammen mit Olgerd Eichler den Nebenwertefonds MainFirst Germany managt. Bei kleinen Firmen sei das anders. "Schafft man es, die Gewinner von morgen zu identifizieren, macht man mehr Rendite."

Das Problem

Das stimmt zwar, hat aber einen Haken: Setzt man auf das falsche Unternehmen, drohen auch höhere Verluste. Im DAX liegen Verlierer und Gewinner in Sachen Performance meist relativ eng beieinander: Adidas, der größte DAX-Gewinner der vergangenen zwölf Monate, erzielte ein Kursplus von 50 Prozent. Die Aktie von ProSiebenSat.1 verlor als schlechtester DAX-Wert gerade einmal sieben Prozent. Im MDAX war die Spreizung schon deutlich größer. Dort notierte Covestro mit 80 Prozent Plus an der Spitze, die RTL Group bildete mit zwölf Prozent Minus das Schlusslicht. Im SDAX verlor Zeal Network sogar 25 Prozent, während die Washtec-Aktie ihren Wert mehr als verdoppelte. Nebenwerte sind also lukrativer, aber auch riskanter. Wer hier investiert, sollte sich auskennen und ein gutes Händchen haben.

Eine gute Möglichkeit, die Risiken zu senken: das Kapital auf mehrere Unternehmen zu verteilen. Genau das machen Fonds und ETFs. Der einfachste Weg, um breit in Nebenwerte anzulegen, sind ETFs, die Indizes wie den MDAX und den SDAX abbilden, indem sie alle dort versammelten Titel kaufen. Zuletzt war der MDAX die lukrativere Wahl für Anleger. Entgegen der landläufigen Meinung schwankte er seit der Finanzkrise sogar etwas weniger als der DAX. Das liegt erstens daran, dass Großinvestoren, die nur kurzfristig auf deutsche Aktien wetten wollen, meist in DAX-Werte investieren. Wer in kleinere Firmen investiere, habe hingegen eher "eine langfristige Brille auf", sagt Fondsmanager Dominicus.

Zweitens ist der MDAX breiter aufgestellt. Dort sind 50 Werte gelistet, im DAX sind es nur 30. Zudem repräsentiert der MDAX die deutsche Wirtschaftsstruktur besser, weil dort Aktien aus den verschiedensten Branchen vertreten sind - vom Baukonzern Hochtief über den Flugzeugbauer Airbus und die Autozulieferer Leoni und Schaeffler bis hin zur Optikerkette Fielmann, dem Onlinehändler Zalando, dem Anlagenbauer Krones, dem Aromenhersteller Symrise und dem Immobilienkonzern Deutsche Wohnen. Über den DAX könnte man dagegen lästern, er bestehe vor allem aus Klumpenrisiken: kriselnde Banken, in Skandale verwickelte Autobauer und Versorger, die mit der Energiewende kämpfen. Kauft man einen ETF auf den MDAX anstatt auf den DAX, diversifiziert man also in mehr Unternehmen und Branchen.



Starke aktive Fonds

Neben ETFs gibt es aber auch hervorragende aktiv gemanagte Fonds für Nebenwerte. Ihr großer Vorteil: Sie müssen sich nicht auf Titel aus einem Index beschränken, sondern können Aktien aus MDAX, SDAX und noch kleinere Werte aus dem Entry und Prime Standard mischen. Das zahlt sich aus. Alle von uns vorgestellten Fonds (siehe Seite 16 - 20) entwickelten sich mittelfristig besser als SDAX und MDAX. In fünf Jahren waren mit ihnen mehr als 150 Prozent Plus möglich.

Fondsmanager für Nebenwerte sind in der Regel ausgewiesene Stockpicker, akribische Unternehmensanalyse steht bei ihnen an erster Stelle. Sie prüfen zum Beispiel, welche Unternehmen gute Wachstumsaussichten haben, wer über ein sicheres und schwer kopierbares Geschäftsmodell verfügt, wo ein professionelles und verlässliches Management am Werk ist und wer als Übernahmekandidat für einen größeren Konzern infrage kommt - auch das ist übrigens ein wichtiger Kurstreiber für Nebenwerte. Da Firmen, die im Freiverkehr gelistet sind, wesentlich weniger Transparenzpflichten haben als DAX-Konzerne und über sie auch weniger berichtet wird, suchen Fondsmanager häufig den direkten Kontakt zu ihnen. "Vor Ort kriegt man einfach das meiste über die Unternehmen mit", sagt Björn Glück, der zusammen mit Peter Conzatti den Lupus alpha Smaller German Champions managt. "Deshalb reisen wir viel."

Der hohe Reise- und Analyseaufwand ist wohl einer der Gründe, weshalb alle hier vorgestellten Nebenwertefonds im Team gemanagt werden. Was sie sonst noch eint: Sie investieren gern in Mittelständler wie Fielmann, Sixt oder Zalando, bei denen die Gründer oder deren Nachfolger noch eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen. "Das stellt sicher, dass das Management eine langfristige Strategie verfolgt", erklärt Henning Gebhardt, der 2017 von der DWS zu Berenberg wechselte, dort das Asset Management leitet und zusammen mit Andreas Strobl den Berenberg-1590-Aktien Mittelstand betreut.

Wogegen sich die Manager durch die Bank verwehren: dass die Aktien kleiner Unternehmen Zockerpapiere seien, mit denen man nur kurzfristig auf hohe Gewinne spekuliere. "Diese Annahme ist völlig falsch", sagt Michael Muders, der den UniDeutschland XS leitet, den größten Fonds für deutsche Nebenwerte. "Wir sind oft über viele Jahre an einem Unternehmen beteiligt." Auch Anlegern rät er dazu, langfristig zu denken. "Viele kleinere Firmen wirtschaften solide, haben ein extrem fokussiertes Geschäftsmodell, wachsen stetig und sind noch teilweise in Familienbesitz." Und manche seien in ihrer Nische sogar Weltmarktführer - oder auf dem besten Weg, es in einigen Jahren zu werden.



ishares MDax ETF

Hohes Wachstumspotenzial, Übernahmefantasien, langfristige Strategie und häufig Manager, die mit Herzblut und eigenem Kapital dabei sind: Nebenwerte sind in ihrer Nische oft extrem erfolgreich und manchmal sogar Weltmarktführer. Das macht sie für Anleger attraktiv. Wer über ETFs in diese Titel investieren will, muss sich entscheiden: lieber kleine Werte aus dem SDAX, den ein ETF von Comstage (ISIN: LU 060 394 288 8) abbildet? Oder mittelgroße Unternehmen, die im MDAX gelistet sind? In den vergangenen fünf Jahren war der MDAX klar die bessere Wahl. Er legte um 135 Prozent zu, beim SDAX waren es 120 Prozent. Geht man weiter zurück, ist der Abstand noch deutlicher. Das große Plus des 50 Titel umfassenden MDAX ist seine breite Branchenstruktur, die von Maschinenbauern und Autozulieferern über IT-Konzerne bis zu Banken, Onlinehändlern, Chemiekonzernen, Versicherern, Immobilienfirmen und Bauunternehmen reicht.

Topwerte im Index: der Flugzeugbauer Airbus, der Möbelhändler Steinhoff, der Immobilienkonzern Deutsche Wohnen, der Duftstoffhersteller Symrise und der Chemikalienhändler Brenntag. ETFs sind eine günstige und solide Möglichkeit, in Nebenwerte zu investieren. Jedoch gibt es aktive Fonds, die zwar teurer sind, langfristig aber etwas mehr Gewinn einfuhren - weshalb der MDAX-ETF von iShares nur FondsNote 4 der BÖRSE ONLINE-Schwesterpublikation €uro trägt.





MainFirst Germany Fund

Fast 200 Prozent Gewinn: So stark wie der MainFirst Germany Fund war in den ver-gangenen fünf Jahren kein anderer Fonds für deutsche Nebenwerte.

Kein Wunder also, dass das von Alexander Dominicus und Olgerd Eichler gemanagte Produkt in unserer Statistik einer von zwei Nebenwertefonds mit der €uro-FondsNote 1 ist. Der andere ist der Lupus alpha Smaller German Champions (siehe Seite 18).

Eichler und Dominicus haben ein sehr konzentriertes Portfolio zusammengestellt, im Fonds finden sich in der Regel nur 30 Aktien, die sie sehr lange halten. Im Schnitt sind es drei bis fünf Jahre. Allerdings gibt es auch Unternehmen wie den Maschinenbauer Dürr, an denen der Fonds schon deutlich länger beteiligt ist. Rund zwei Drittel des Kapitals sind in Small Caps mit einem Börsenwert von weniger als zwei Milliarden Euro investiert, ein Drittel in mittelgroßen Werten, die auch einmal zehn Milliarden und mehr auf die Waage bringen können.

Im Moment favorisieren Dominicus und Eichler Technologieunternehmen wie USU Software und Atoss Software. Die Topwerte im Fonds: Atoss Software, der von Erich Sixt geführte Autoverleiher Sixt, der kleine Münchner Softwareberater Cenit, die auf Sachwerte wie Immobilien, Schiffe und Infrastruktur spezialisierte Beteiligungsgesellschaft MPC Münchmeyer Petersen Capital und der IT-Dienstleister All for One Steeb.





Lupus alpha Smaller Ger.

Andere Strategie, ähnlicher Erfolg: Während der MainFirst Germany auf ein schlankes Portfolio setzt, finden sich im Lupus alpha Smaller German Champions traditionell sehr viele Werte. Der Grund: Der Fonds ist mit über 400 Millionen Euro Vermögen relativ groß, investiert aber trotzdem gern in kleine Unternehmen, die teils weniger als 100 Millionen Euro an Börsenwert haben und aus weniger regulierten Börsensegmenten stammen.

Um die rechtliche Obergrenze von maximal zehn Prozent für Beteiligungen an Unternehmen einzuhalten und die Risiken zu senken, streuen die Manager Björn Glück und Peter Conzatti in viele Titel, in der Regel sind es bis zu 80.

Im Idealfall ist der Fonds ein Jahrzehnt oder länger an einem Unternehmen beteiligt und wächst gewissermaßen mit ihm mit. Das ist etwa beim Anlagenbauer Krones, bei United Internet, beim Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub oder bei Süss Microtec der Fall.

Bisher fahren Glück und Conzatti mit dieser Strategie gut. Der Fonds trägt die €uro-FondsNote 1 und machte in den vergangenen zwölf Monaten sogar etwas mehr Gewinn als der Dauerrivale von MainFirst, der dafür auf lange Sicht die Nase vorn hat. Da sie viel Kapital annehmen können, finden sich unter den Topwerten große Titel wie Airbus, Krones, die Kupferhütte Aurubis, Deutsche Wohnen und der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer.





UniDeutschland XS

Mit rund 800 Millionen Euro Kapital ist der UniDeutschland XS der größte aktiv gemanagte Fonds für deutsche Nebenwerte. Eine Auszeichnung - und zugleich eine kleine Bürde. Denn zum einen zeigt das hohe Volumen, dass Fondsmanager Michael Muders und sein Team hervorragende Arbeit geleistet und das Vermögen stetig vermehrt haben. Andererseits wird es bei einem derart großen Fonds für kleine AGs schwieriger, genügend gute Investitionsobjekte zu finden. Schließlich dürfen einzelne Fonds maximal zehn Prozent eines Unternehmens besitzen. Muders beteuert aber, dass die kritische Größe längst nicht erreicht sei. "Wir haben nach wie vor ein sehr konzentriertes Portfolio mit 30 Werten, und das funktioniert gut." Die Top-Positionen: der Sportartikelhersteller Puma, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, das von den Samwer-Brüdern gegründete IT-Beteiligungsunternehmen -Rocket Internet, der Immobilienkonzern ADO Properties und das IT- und Finanzunternehmen Hypoport.

Anders als viele Konkurrenten sichert Muders sein Portfolio über höhere Cash-Positionen oder Derivate ab, wenn er mit fallenden Börsenkursen rechnet. Das tat er angesichts Brexit-Votum und US-Wahl zuletzt immer wieder.

In den vergangenen zwölf Monaten kostete die defensivere Ausrichtung etwas Performance, in einer größeren Korrektur dürfte sie sich aber auszahlen.





Berenberg Mittelstand

Der Ende 2015 aufgelegte Berenberg-1590-Aktien Mittelstand ist ein junger, aber vielversprechender Fonds für Nebenwerte. Fondsmanager Andreas Strobl erwirtschaftete in den vergangenen zwölf Monaten 30 Prozent Gewinn und ließ damit fast alle Konkurrenten hinter sich. Auch in Zukunft dürfte der Fonds gut abschneiden. Erstens ist er noch klein und flexibel - eine gute Voraussetzung für hohe Gewinne.

Zweitens hat Strobl mit Henning Gebhardt seit Kurzem einen prominenten Partner: Gebhardt brachte bei der DWS mit Fonds für deutsche Aktien jahrelang Bestleistungen, weshalb €uro ihn 2016 zum "Fondsmanager des Jahres" kürte. 2017 wechselte er zu Berenberg, wo er das Asset-Management leitet und unter anderem Co-Manager des Nebenwertefonds ist.

Strobl und Gebhardt suchen dynamische Mittelständler mit hohem Wachstumspotenzial. Die finden sie meist im stärker regulierten Prime Standard. Zudem favorisieren sie Firmen, bei denen die Gründer in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzen, wie bei Fielmann, Zalando oder United Internet. Die meisten Papiere im Fonds sind Small Caps mit einem Börsenwert unter fünf Milliarden Euro, der Umsatz bei maximal drei Milliarden Euro. Topwerte: der Maschinenbauer Dürr, der Werbespezialist Ströer, das IT-Unternehmen Wirecard, der Leasinganbieter Grenke und Stabilus, Weltmarktführer für Gasfedern.