Jüngere sollen das Vakzin nach Aufklärung durch einen Arzt nutzen dürfen. Als Grund führte der CDU-Politiker an, dass bis Ende Mai alle Älteren in Deutschland bereits ein Impfangebot erhalten haben sollen. Der Johnson & Johnson-Impfstoff werde aber zum größten Teil erst im Juni geliefert.

Spahn räumte ein, dass bei dem Impfstoff des US-Herstellers Bund und Länder damit einen anderen Weg gehen als beim Vakzin von AstraZeneca. Dort war man zunächst der Stiko-Empfehlung gefolgt, den Impfstoff wegen seltener Blutgerinnsel im Gehirn nur für Ältere einzusetzen. Dann wurde dieser Kurs aber schrittweise korrigiert, was Verwirrung stiftete. Spahn verwies darauf, dass das Gehirnthrombose-Risiko bei beiden Impfstoffen sehr gering sei. Das Paul-Ehrlich-Institut prüfe alle Berichte über Impfnebenwirkungen. Mit Blick auf Berichte über seltene Nervenerkrankungen nach dem Einsatz von AstraZeneca sagte er, dass es bisher keine Informationen gebe, die zu einer Änderung des Einsatzes führten. Das Kontrollsystem funktioniere gut.

Bei dem Impfstoff von J&J war es wie bei AstraZeneca zu Fällen von seltenen Thrombosen nach der Impfung gekommen, die vor allem bei Frauen unter 60 Jahren auftraten. Die USA hatten die Impfungen mit dem Vakzin deshalb vorübergehend ausgesetzt. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte dem J&J-Impfstoff nach einer Überprüfung wegen der Thrombosefälle grünes Licht gegeben. Ihrer Ansicht nach überwiegen die Vorteile die Risiken, auch wenn es eine mögliche Verbindung zwischen der Impfung und sehr seltenen Fällen von ungewöhnlichen Blutgerinnseln gibt. Einige europäische Länder gehen andere Wege: Dänemark etwa verzichtete bereits auf den Einsatz von AstraZeneca. In Norwegen empfahl eine von der Regierung beauftragte Kommission den Ausschluss der Impfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson. Impfwillige, die sich freiwillig dafür entschieden, sollten die Vakzine aber erhalten, teilt die Kommission mit.

Der Impfstoff von Johnson & Johnson soll in Deutschland in etlichen Kommunen auch etwa für Obdachlose eingesetzt werden, weil bei diesem Vakzin nur eine Impfung nötig ist und man Probleme bei der Vereinbarung eines zweiten Impftermins erwartet. Spahn unterstützte in diesem Zusammenhang die Initiativen mehrerer Städte, mobile Impfteams oder -Stationen in Stadtteilen mit sozialen Brennpunkten einzusetzen. Man müsse alles versuchen, um möglichst viele Menschen zu impfen.

Noch keine positive Entwicklung gibt es derweil laut Bundesgesundheitsministerium bei der Zulassung des russischen Impfstoffes Sputnik V durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA. Dort lägen immer noch nicht alle nötigen Datenpakete vor, sagte ein Sprecher in Berlin..

rtr