Die chinesische Notenbank (PBoC) hat am Dienstag mit einer überraschenden Zinssenkung den Märkten weltweit eine Beruhigungspille verabreicht. Der Dax sprang um bis zu 4,8 Prozent in die Höhe auf 10.111 Punkte. Am Vortag war er erstmals seit Januar unter die 10.000-Punkte-Marke gerutscht und zeitweise sogar unter 9400 Zähler abgetaucht. Der EuroStoxx50 gewann 4,9 Prozent. "Das ist das, worauf viele schon am vergangenen Wochenende gesetzt hatten", sagte ein Börsianer. "Aber es bleibt abzuwarten, ob es reicht." Für die Wall Street signalisierten die US-Futures Kursgewinne von knapp vier Prozent zur Handelseröffnung.

Die PBoC hatte nach dem erneuten Absturz der Börse in Shanghai am Mittag die Zinsen gesenkt und angesichts der hohen Schwankungen an den Märkten eine flexiblere Geldpolitik in Aussicht gestellt. "China will zeigen, dass es aktiv und handlungsfähig ist", sagte Marktstratege Christian Jasperneite von MM Warburg. "Allerdings ist fragwürdig, ob die Zinssenkung einen wirklichen realwirtschaftlichen Effekt hat."

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YUAN-ABWERTUNG GING NACH HINTEN LOS



Wie groß die Sorgen um die Verfassung der chinesischen Wirtschaft sind, ließ sich an dem erneuten Einbruch des chinesischen Leitindex Shanghai-Composite ablesen, der um 7,6 Prozent in die Tiefe rauschte. Seit Mitte Juni kommt er bereits auf ein Minus von über 40 Prozent. Im ersten Halbjahr war er von einem Jahreshoch zum nächsten geeilt. Daher halten viele Analysten die Entwicklung auch für eine gesunde Korrektur.

Mit der Zinssenkung will die chinesische Notenbank vor allem der Wirtschaft des Landes unter die Arme greifen, die zuletzt schwächelte. Die Yuan-Abwertung vor zwei Wochen hatte nicht die gewünschte Wirkung, sondern brachte die Märkte in Aufruhr. Denn zum einen fürchteten viele, dass es um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt schlechter als bislang gedacht bestellt ist. Zum anderen verschlechterte dies auch den Ausblick für die Weltkonjunktur. Denn China ist für viele europäische und amerikanische Unternehmen, die nun mit wechselkursbedingten Nachteilen rechnen müssen, einer der wichtigsten Absatzmärkte.

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Viele Anleger nutzten das niedrigere Preisniveau zum Wiedereinstieg. "Angesichts der niedrigen Zinsen gibt es keine Alternative zu Aktien", sagte ein Börsianer. "Das sind jetzt Aktien zu Sommerschlussverkaufspreisen." Unterstützt wurde der Dax durch einen überraschenden Anstieg des Ifo-Index im August. Das wichtige Barometer für das Geschäftsklima kletterte auf 108,3 Punkte von 108,0 Zählern im Vormonat.

Unter den Einzelwerten ragten die Aktien von K+S mit einem Plus von sieben Prozent hervor. Am Montag hatten sie knapp fünf Prozent verloren. Die Titel des Düngemittelproduzenten profitierten von Spekulationen auf ein höheres Übernahmeangebot von Potash, nachdem laut Insidern der Agrochemiekonzerns Monsanto seine Offerte für den Rivalen Syngenta aufgebessert hatte.

Auch in den USA sahen einige Hedgefonds-Manager in den niedrigenen Aktienkusen eine Kaufgelegenheit. Andere warnten aber, dass die Turbulenzen noch nicht ausgestanden seien. "Der Markt ist angeschlagen und es dauert eine Weile, bis die Leute sich wieder gut fühlen", erklärte Jeffrey Gundlach, Mitbegründer von DoubleLine Capital.

Reuters