Das Thema künstliche Intelligenz bewegt die Fantasie der Börsianer. Es werden Billionen investiert. An Deutschland rollte die Welle bisher vorbei. Drei kleinere deutsche Firmen sollten trotzdem profitieren können.

Die Investitionsprogramme sind riesig — Milliarden werden investiert. Dabei ist Deutschland in Sachen Rechenzentren eher ein Schlusslicht unter den großen Ländern. In den USA oder in China ist die installierte Rechenleistung schon heute um ein Vielfaches höher. Und der Ausbau schreitet schnell voran.

Weltweit könnten sich laut Unternehmensberatung McKinsey die Kapazitäten verdreifachen, um die sieben Billionen Dollar dürften investiert werden. Rund 70 Prozent der Ausgaben zielen auf Rechenzentren, die speziell mit künstlicher Intelligenz (KI) beschäftigt sein sollen (siehe Grafik rechts oben). Von diesem Investitionsboom werden Netztechniker, Stromversorger und Halbleiterunternehmen profitieren. Die Aktien der Branchenfavoriten haben deutlich angezogen.

Es gibt aber Nachzügler, vor allem auch auf dem deutschen Kurszettel. Damit künstliche Intelligenz wirklich genutzt werden kann, muss sich die Rechenleistung verbessern. Tempo und vor allem die Energieeffizienz sind ein wichtiges Thema. 

Nichts geht ohne Aixtron

Beides adressiert Aixtron. Die Maschinen des Unternehmens beschichten Halbleiter, stellen Lasertechnologie oder optische Komponenten her. So liefert es Anlagen zur Herstellung von Halbleitern, die mit Siliziumkarbid beschichtet sind und etwa die Stromnutzung von E-Fahrzeugen verbessern. Sicherlich langfristig ein gutes Geschäft, im Moment schwächelt aber der Endmarkt und der Auftragseingang ist verhalten. Deshalb hat die Aktie auch keine KI-Fantasie aufgebaut. Die sei aber zweifelsfrei vorhanden, sagt etwa der US-Hedgefonds Kerrisdale. Das beginnt schon bei der Nutzung von Energie. Dort wird sich für Siliziumkarbid-Halbleiter ein wachsendes Geschäft bieten. Noch wichtiger vielleicht: Die neue 800-Volt-Datenbank-Technologie von Nvidia gilt als entscheidend, um die Skalierbarkeit zu erhöhen und gleichzeitig auch den Energieverlust zu reduzieren. Für diese 800-Volt-Gleichstromtechnik sind aber Halbleiter mit Galliumnitrid (GaN) nötig, da sie eine höhere Schaltgeschwindigkeit ermöglichen. 

Aixtron (WKN: A0WMPJ)

Kurspotenzial von 200 Prozent

Aixtron gehört zu den Pionieren bei Fertigungsanlagen für GaN-Halbleiter, hat mit vielen Chipherstellern Pilotanlagen am Laufen. Es ist also ein Geschäft mit im Moment noch geringem Volumen. Das wird sich ändern. Nvidia will die 800-Volt-Technik ab 2027 in seinen Produkten einsetzen. Andere Chiphersteller sind auf den Zug aufgesprungen, werden entsprechende Technologien in ihren Produkten anbieten. Weil Aixtron einen hohen Marktanteil bei der Beschichtungstechnologie hat, dürfte sich das Auftragsbuch spätestens ab dem kommenden Jahr mit dieser Zukunftstechnik füllen.

Wo könnte die Reise hingehen? Investor Kerrisdale traut dem Unternehmen zu, in den kommenden Jahren — mit starker Dynamik ab 2027 — den Umsatz auf über eine Milliarde Euro zu steigern. Nur zur Einordnung: 2025 werden Erlöse von 540 Millionen Euro erwartet. Natürlich wird das Geschäft skalieren. Schon für 2028 seien Erträge von bis zu zwei Euro pro Aktie möglich, rechnet der Hedgefonds vor. Wird der Ertrag mit den aktuellen Multiplikatoren anderer Ausrüster angesetzt, ergäbe sich ein Kurspotenzial von mehr als 200 Prozent.


Suss Microtec: Trendwende voraus

Ein bisher ebenfalls unterschätzter Halbleiter-Ausrüster mit KI-Potenzial ist Suss Microtec. Die jüngste Aktienhistorie spiegelt die aktuelle Unsicherheit bei Investoren wider. Gemessen am Hoch im Oktober vergangenen Jahres haben sich die Kurse halbiert. Mit der Korrektur ging auch eine Verschlechterung der Zahlen einher. Bisher schwächelte der Auftragseingang, während Suss noch bei Altaufträgen kräftig verdient hatte. 

Zuletzt gerieten auch die Margen unter Druck. Trotz Umsatzplus ging der Gewinn deutlich nach unten. Und dieser Margendruck wird sich auch im vierten Quartal fortsetzen, sagt das Management. Der Gewinn wird 2025 unter dem Vorjahr liegen. Der niedrige Auftragseingang sorgt 2026 für weniger Geschäft, ein zweistelliges Minus ist möglich. Allerdings sind die Aussichten durchaus besser, als es im Kurs den Anschein macht. Das Unternehmen rechnet schon im vierten Quartal zumindest im Quartalsvergleich mit mehr Aufträgen. Im kommenden Jahr gibt es zudem Rückenwind bei den Margen. Das Unternehmen hat 2025 neue Kapazitäten in Taiwan bezogen. Das hat Anlaufkosten verursacht, die sich abmildern werden. Zudem wird sich die Abrechnung bedeutender Projekte ins nächste Jahr schieben, was 2026 — genau wie der Wegfall weiterer Sonderbelastungen — Unterstützung bei der Marge bringen sollte. Das Unternehmen sollte aber die Marge um zehn Prozent verteidigen können. In der Bewertung ist auf jeden Fall ein Gewinnrückgang eingepreist. Im Branchenvergleich ist das Unternehmen sehr tief bewertet. Und 2026 sollte der Auftragseingang drehen.

SUSS Microtec (WKN: A1K023)

Nvidias-Partner TSMC setzt auf Technik von Suss

Der Ausrüster mit einem Schwerpunkt bei Backend-Lösungen für Halbleiterproduktion dürfte ein Profiteur der anrollenden KI-Investmentwelle sein. Die fortschrittliche Packaging-Technologie von TSMC hängt an der Technologie von Suss. Speicherhersteller, die ihre Hochfrequenz- Chips für KI-Aufgaben herstellen, setzen in großem Umfang Lösungen von Suss für Bonding und Reinigung ein. Das Unternehmen ist mit seinen Packaging- Technologien dort präsent, wo die durch KI-Anwendungen geforderten Bandbreiten und Leistungen nötig sind. Und die nächste Garde an Speicherchips ist im Anmarsch. Für die neue Generation hat Suss schon eine Freigabe. Weil der große Anbieter Micron an der Kapazitätsgrenze operiert, dürften Erweiterungsinvestitionen schon 2026 in den Auftragsbüchern von Suss landen. Dreht der Auftragseingang, wird die Aktie folgen.


Serviceware – KI treibt das Geschäft

Während die Ausrüster Aixtron und Suss Microtec noch vor der großen KI-Investitionswelle schwimmen, gibt es anderswo schon Zuwächse. Dort tut sich etwa die kleine Softwarefirma Serviceware als KI-Anbieter hervor. Das Unternehmen hat schon vor Jahren KI-Technik zur Basis der eigenen Plattform gemacht. Das erntet nun auch Analystenlob. Der renommierte IT-Branchenbeobachter Forrester Research hat Serviceware als einen der 15 wichtigsten Anbieter weltweit für Service-Management erkannt: „Die Vision eines KI-basierten Ansatzes trifft genau den Bedarf und ist eng mit Transformation und Innovation durch KI-Fortschritte verbunden.“ Für Unternehmen, die KI-gestütztes Handlungs-, Risiko- und Wissensmanagement in den Vordergrund stellen, sei Serviceware eine ausgezeichnete Wahl. Sicherlich wird die Forrester-Studie weltweit das Interesse an Serviceware wecken.

Doch schon heute macht das Unternehmen gute Geschäfte. Der Umsatz stieg nach neun Monaten um 12,5 Prozent. Wichtiger jedoch: Das Geschäft mit Mietsoftware legte um 28,5 Prozent zu. Der laufende Auftragsbestand verbesserte sich um ein Viertel. Das Unternehmen hat nach seinem Börsengang 2018 viel in den Aufbau der Plattform investiert. Nun beginnt das Geschäft zu skalieren. Serviceware schreibt operativ schwarze Zahlen. Und die gute Entwicklung sollte auch dank KI anhalten. Im laufenden Geschäftsjahr wurden zahlreiche neue Kunden auf die Plattform gehoben, andere weiten den Service aus. Mittlerweile punktet Serviceware auch international, gewinnt in Asien und den USA schwergewichtige Kunden.


Serviceware (WKN: A2G8X3)

Das Unternehmen war mit viel Hoffnung an der Börse gestartet, die Aktie kostete mehr als 26 Euro. Doch die hohen Aufwendungen für den Umbau hin zu künstlicher Intelligenz waren den Anlegern zu viel. Die Aktie brach ein, erreichte einstellige Kurse. Die stetigen Verbesserungen haben nun eine Trendwende ausgelöst, die Aktie hat einiges gutgemacht. Allerdings ist es zum alten Top noch ein ordentliches Stück. Und mit KI-Fantasie ausgestattet, können auch neue Bestwerte möglich sein. 

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