Drohende Zölle in den USA, Dieselfahrverbote in deutschen Städten und Anlegerklagen: Die Nachrichtenlage der vergangenen Wochen hat der Volkswagen-Aktie einige Rückschläge beschert - und damit auch der 2015 emittierten Nachranganleihe, die dem Kursverlauf des Dividendenpapiers tendenziell folgt.

Im Unterschied zur Aktie ist für die (theoretisch) endlos laufende Anleihe aber die langfristige Perspektive entscheidend. Die Kündigung ist erstmals zum 20. März 2030 möglich. Und es ist denkbar, dass Volkswagen bis dahin eine ganz große Nummer in Sachen Elektromobilität ist. "Wir bereiten mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von sechs Milliarden Euro die Marke Volkswagen auf das neue Elektrozeitalter vor", erklärt Thomas Ulbrich, der als Mitglied des VW-Markenvorstands für die E-Mobilität zuständig ist.

Das Herzstück der E-Strategie ist der Modulare E-Antriebs-Baukasten, kurz MEB, auf den auch die Marken Audi, Seat und Skoda zurückgreifen können. Ulbrich schwärmt: "Der Elektro-Baukasten MEB ist wohl das wichtigste Projekt in der Geschichte von Volkswagen, ähnlich wie der Übergang vom Käfer zum Golf. Er ist die Basis für konzernweit mehr als zehn Millionen E-Autos innerhalb der ersten Welle." 1,2 Milliarden Euro sollen während dieser Welle allein in Zwickau investiert werden, dem Produktionsstandort der neuen I.D.- Modellreihe. Im ersten vollen Produktionsjahr 2020 sollen vom kompakten I.D. und vom I.D. SUV 100 000 neu zugelassene Fahrzeuge für einen Durchbruch bei der Elektromobilität sorgen. Dazu kommen weitere 50 000 E-Autos anderer Baureihen. Bis 2025 soll die Produktion der I.D.-Familie auf mehr als eine Million Fahrzeuge jährlich wachsen.

Oberstes Gebot ist in Wolfsburg die Erschwinglichkeit. Ein E-Volkswagen soll ein Wagen sein, den das Volk sich leisten kann. Ulbrich erwartet, dass sich die Preise auf dem Niveau eines gleichwertigen Dieselfahrzeugs einpendeln werden. Ganz nach dem Motto: "Nicht Autos für Millionäre, sondern Autos für Millionen."

Zu Kursen um 95 Prozent ist die mit einem 3,5-Prozent-Kupon ausgestattete VW-Nachranganleihe auf jeden Fall einen Blick wert. Üblicherweise werden solche Bonds zum erstmöglichen Termin gekündigt. Und die soeben gestartete E-Offensive lässt keine Zweifel daran, dass Volkswagen 2030 die Mittel haben wird, um Anleger auszuzahlen.