Viele Investoren setzen zurzeit auf Unternehmensanleihen. Neue Bonds finden reißenden Absatz, Emissionen sind mehrfach überzeichnet. Allerdings gilt dies nur für Papiere von Firmen mit guter Bonität. Emittenten mit schlechterem Rating haben es am Kapitalmarkt dagegen schwer. Nach Einschätzung von Beobachtern liegt das große Interesse an Investment-Grade-Anleihen zum einen am Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB), das auch Firmenbonds mit gutem Rating umfasst. Zum anderen werden im laufenden Jahr viele alte Anleihen zurückgezahlt, institutionelle Investoren sind deshalb auf der Suche nach Ersatz. Und die Unternehmen sichern sich derzeit so viel Liquidität wie möglich. Im März wurden neue Euro-Anleihen im Gesamtvolumen von 48 Milliarden Euro platziert - ein Rekord, der im April schon übertroffen werden dürfte.

Etliche der Papiere haben hohe Mindestanlagesummen von 100.000 Euro, es gibt aber einige interessante neue Unternehmensanleihen, die mit einer Stückelung von 1.000 Euro auch für Privatanleger infrage kommen. Weil das Umfeld noch für einige Zeit volatil bleiben dürfte, sollte eine Order stets mit einem Limit aufgegeben werden, damit Anleger sich nicht ungewollt mit einem zu hohen Kurs und einer zu niedrigen Rendite auf Endfälligkeit zufriedengeben.

Verschiedene Branchen


Der DAX-Konzern HeidelbergCement hat mit einer neuen Anleihe 650 Millionen Euro eingesammelt. Das Papier bietet bei einer Laufzeit bis Oktober 2024 einen jährlichen Kupon von 2,5 Prozent. Beim derzeitigen Börsenkurs etwas unter 100 Prozent des Nennwerts haben Anleger die Aussicht auf 2,6 Prozent Rendite per annum. S & P bewertet die Bonität des Baustoffproduzenten mit "BBB-". Den positiven Ausblick hat die Agentur bisher nicht zurückgenommen. Eine Heraufstufung ist angesichts der Folgen der Corona-Pandemie für die Bauwirtschaft auf absehbare Zeit allerdings unwahrscheinlich.

Auch Grenke deckt sich mit Kapital ein. Dafür setzt das MDAX-Unternehmen auf relativ gut verzinstes Festgeld: Für ein Jahr gibt es 0,81 und für fünf Jahre 1,26 Prozent per annum. Zudem war Grenke am Anleihemarkt aktiv und hat ein Papier im Volumen von 200 Millionen Euro emittiert. Der Bond ist im Juli 2025 fällig und mit einem Zinskupon von 3,95 Prozent ausgestattet. Zum aktuellen Kurs etwas über pari verspricht die Anleihe eine Rendite von 3,8 Prozent per annum.

Das ist deutlich mehr als beim Festgeld. Allerdings gilt für die Anleihe auch nicht die Einlagensicherung. Anleger sind darauf angewiesen, dass Grenke die Zinsen zahlen und die Anleihe tilgen kann. Daran dürfte es trotz der Corona-Folgen fürs Geschäft des Finanzierungsdienstleisters keine Zweifel geben. S & P bewertet Grenke mit der Note "BBB+" bei stabilem Ausblick.

Volkswagen hat sich zuletzt mit verschiedenen Anleihen frisches Kapital besorgt. Das bis 2025 laufende Papier über 700 Millionen Euro verspricht mit einem Zinskupon von drei Prozent beim derzeitigen Börsenkurs eine Rendite von 2,8 Prozent per annum. Von S & P hat VW die Note "BBB+" mit negativem Ausblick. Die Fähigkeit des Konzerns seine Anleihen zu bedienen, steht trotz aller Unsicherheiten außer Frage.