Börsianer bezeichneten den erneuten Rückgang des Kurses der Türkische Lira als Zeichen einer Normalisierung des Devisenmarktes. Zu Wochenbeginn hatten türkische Banken auf Anweisung der Regierung ausländischen Instituten keine Lira mehr geliehen, um weitere Wetten auf einen Verfall der Währung zu verhindern. Dadurch schoss der Zins für Lira-Übernachtkredite an der Londoner Börse am Mittwoch auf bis zu 1200 Prozent. Am Freitag lag er mit 23,5 Prozent wieder auf dem üblichen Niveau.

Sollte die Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei den Kommunalwahlen am Wochenende schlecht abschneiden, müsse mit weiteren Lira-Verlusten gerechnet werden, sagte Commerzbank-Analyst Tatha Ghose. Außerdem könnte sich mit der Normalisierung am Londoner Lira-Markt aufgestauter Verkaufsdruck entladen.

Erdogan machte auf einer Wahlkampf-Veranstaltung am Donnerstag den Westen für die jüngsten Kursturbulenzen an der Börse verantwortlich. Die Türkei müsse den "Spekulanten an den Märkten Disziplin beibringen". Zugleich erneuerte er seine Forderung an die Notenbank, die Inflation durch Leitzinssenkungen zu bekämpfen.

Unterdessen horten Privatpersonen in der Türkei Devisen und Edelmetalle. Der türkischen Zentralbank zufolge erreichte das Volumen dieser Bestände Mitte März ein Rekordhoch von 105,74 Milliarden Dollar. Experten sehen in darin ein schwindendes Vertrauen der Türken in ihre Währung.

rtr