Die vergangene Woche verlief für den Bitcoin sehr turbulent. Zunächst sah es danach aus, als könnte der Kurs ein neues Jahreshoch erreichen: Die Cyber-Devise stieg wieder über 13.000 US-Dollar, die Umsätze zogen stark an, die Hashrate - die Anzahl der Rechenoperationen eines Netzwerks pro Sekunde - erreichte ein Allzeithoch.

Dann aber kippte die Stimmung: Verschiedene Äußerungen offizieller Stellen belasteten den Kurs. Zunächst verstimmten die kritischen Äußerungen vom Chef der amerikanischen Notenbank. Fed-Chef Jerome Powell hatte unter anderem Bedenken wegen Datenschutz und Geldwäsche. Dahinter dürfte aber auch die Angst vor der Etablierung des Libra als globale digitale Währung stehen mit der Folge der Aufweichung des Dollars als Weltreservewährung. Dann folgten Nachrichten von US-Präsident Donald Trump auf dem Kurznachrichtendienst Twitter zu Bitcoin, Kryptowährungen und Libra.



Laut Trump seien Bitcoin und Co kein Geld, basierten auf heißer Luft und erleichtern illegale Aktivitäten wie Drogenhandel. Auch dem Facebook-Coin Libra spricht er die Zuverlässigkeit ab. Dafür sei der Dollar gerade stärker als je zuvor, ihm sei Dank.

Ob Bitcoins kriminelle Aktivitäten erleichtern, ist unter Experten umstritten. Denn die bevorzugte Transaktionswährung in diesem Bereich bleibt trotz allem der Dollar - mit Abstand. Welche Transaktionen auf der Blockchain getätigt werden, das bleibt dort gespeichert und könnte theoretisch nachverfolgt werden. Cash-Transaktionen mit dem Dollar nicht.

In der Krypto-Community wurde der Tweet von US-Präsident Trump als bullishes Zeichen gewertet. So schrieb etwa Brian Armstrong, Mitgründer und CEO der großen Kryptobörse Coinbase: "Erst ignorieren sie dich, dann lachen sie dich aus, dann bekämpfen sie dich, dann gewinnst du."


Andere Analysten sprachen davon, dass Bitcoin nun im amerikanischen Wahlkampf 2020 angekommen sei.

Die Trump-Äußerungen dürften auf lange Sicht eher ein Pump als ein Dump für den Bitcoin sein. Denn es gibt noch einen weiteren Pump durch Trump: Die von dem US-Präsidenten ins Rollen gebrachten Zoll- und Handelsstreitigkeiten, insbesondere zwischen den USA und China. Diese drohen weiter zu eskalieren. Das würde zu Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten führen. Das könnte den Bitcoin-Kurs stimulieren und die Krypto-Devise in ihrer Funktion als sogenanntes "digitales Gold" stärken.

Gerd Weger schreibt seit 35 Jahren für verschiedene Publikationen Artikel zu Aktien und Derivaten. Dabei ging es meist um spekulative Anlagen in Wachstumsaktien und Optionsscheinen. Seit zwei Jahren liegt der Fokus auf dem Markt für Kryptowährungen. Seit April 2018 führt er ein Krypto-Musterdepot bei coin-stars.de und schreibt dazu regelmäßig einen Artikel in "€uro am Sonntag". Das Musterdepot hat sowohl den Bitcoin wie auch alle Kryptoindizes weit outperformt. Im Juni ist ein Realdepot auf verschiedene Kryptowährungen gestartet, das auf der BISON App läuft. Das Musterdepot wird publizistisch begleitet im Magazin "Börse Online" und auf boerse-online.de.