Die internationalen Aktienmärkte erleben wegen der rasanten Ausbreitung des Coronavirus eine Talfahrt, wie man sie zuletzt bei der Finanzkrise im Jahr 2008/2009 gesehen hat. Doch ist diese durchaus nachvollziehbar. Denn die Wirtschaft muss sowohl einen Angebotsschock als auch einen Nachfrageschock verkraften. So schließen aktuell viele Fabriken und Bänder stehen still. Die Menschen bleiben vermehrt zu Hause und konsumieren deswegen auch weniger.

Nicht unproblematisch ist auch die Situation auf den Anleihemärkten. Mit der zunehmenden Verschuldung der Unternehmen in den vergangenen Jahren aufgrund der niedrigen Zinsen könnte bei einem Crash auch das Kreditausfallrisiko zunehmen. Hier könnten dann die Zentralbanken einspringen. Sie könnten die Zinsen weiter senken und Unternehmensanleihen kaufen. Ein gefährliches Spiel, weil der Spielraum der Zentralbanken nach vielen Jahren Niedrigstzinsen nicht mehr besonders groß ist. Insbesondere bei US-Anleihen könnte eine Verkaufswelle zu erheblichen Turbulenzen führen.

Der klassische sichere Hafen Gold erreichte gegenüber dem Euro in der vergangenen Woche zu Beginn zwar zunächst ein Allzeithoch, bevor es dann zu einem lange nicht mehr gesehenen Kursverlust von sieben Prozent kam. Allein am Freitag ging der Preis um fünf Prozent in die Knie. Das könnte mit dem Phänomen zusammenhängen, dass in einer akuten Krisensituation wie sie aktuell an den Märkten zu sehen ist, die Absicherungsinstrumente nicht mehr idealtypisch funktionieren. Mit zunehmender Panik gehen Anleger dazu über, alle als riskant eingestuften Anlagen zu verkaufen. Auch Gold gilt insbesondere nach den jüngsten Kurssteigerungen als riskant. Als noch viel riskanter wird der Bitcoin, der von manchen auch digitales Gold genannt wird, eingestuft.

Auch hier ist erstaunlich, dass der Preis des Bitcoin genauso stark nachgibt wie die weltweiten Börsen. In der vergangenen Woche belief sich das Minus auf rund 13 Prozent. Weil der Bitcoin seit Jahresanfang immer noch ein Plus von 20 Prozent aufweisen kann, dürfte die Verkaufsbereitschaft bei den Anlegern umso größer sein. Auch bei den Altcoins ist dies der Fall. Die meisten ihrer Art hatten noch deutlich stärker zugelegt als der Bitcoin. Der Grund dafür ist simpel: Anleger neigen oft dazu, Gewinnpositionen zu verkaufen, um damit Verluste im Depot auszugleichen. Dieses und anderes irrationales Verhalten könnte sich noch verstärken, wenn die Panik im realen und im wirtschaftlichen Leben weiter zunimmt.

Profiteur einer Geldschwemme

Weitere Kursstürze an den Aktienbörsen könnten deshalb einhergehen mit solchen an den Kryptomärkten. Auf mittlere Sicht sollte sich das jedoch umkehren. Wenn die Notenbanken die Schleusen wieder öffnen und die Geldmaschine anwerfen, wird das vor allem den Bitcoin stärken. Kurzfristige Prognosen sind wegen des Krisenszenarios derzeit aber noch schwieriger als ohnehin schon. Ein sukzessiver Positionsaufbau bei rückläufigen Kursen könnte sinnvoll sein. Verkäufe sind es dagegen nicht, insbesondere wenn ein Anlageziel die Realisierung von steuerfreien Gewinnen nach einem Jahr ist.

Interessant sind die Wertverluste an den internationalen Aktienbörsen, wenn man diese in Bitcoin umrechnet. Demnach gab es in einer Woche dort einen Wertverlust von sechs Billionen Dollar. Das entspricht fast 700 Millionen Bitcoin. Da wirken die maximal möglichen 21 Millionen Bitcoin schon fast wie die berühmten Peanuts. Umgekehrt drückt sich darin aber auch das enorme Wertsteigerungspotenzial der digitalen Weltleitwährung aus.

Charttechnisch ist bedenklich, dass der Preis zuletzt unter die 200-Tage-Linie gefallen ist. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Versuche, diese wieder zu überspringen. Sie ist nun aber zum Widerstand nach oben geworden. Das vor zwei Wochen gebildete Golden Cross hat sich zunächst als Fehlindikator erwiesen. Seit dem bullishen Signal sind die Kurse um rund 20 Prozent gefallen. Das war bei dem Death Cross im Oktober vergangenen Jahres ganz ähnlich. Dem bearishen Signal folgte völlig unerwartet ein riesiger Kurssprung, bevor die Preise bis zum Jahresende dann doch wieder kräftig nachgaben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich diese Entwicklung nun in umgekehrter Folge wiederholt.


 


Grammy-Gewinner

Währung geplant

Der in Afrika sehr populäre Sänger Akon gibt seine eigene Kryptowährung Akoin heraus, die auf der Blockchain von Stellar laufen wird. Stellar, eine der großen Kryptowährungen, will Menschen ohne Zugang zu Bankdienstleistungen eine Alternative bieten. Über Akoin sollen in 54 afrikanischen Ländern und auch in anderen Entwicklungsländern Finanzdienstleistungen angeboten werden. Der Grammy-Gewinner hat in der Vergangenheit bereits Entwicklungsprojekte in Afrika realisiert. In den nächsten zehn Jahren soll in der Nähe von Senegals Hauptstadt Dakar die Akon Crypto City gebaut werden, deren Wirtschaft sich auf Akoin stützen soll.

Kanada

Digitale Währung

Auch die Bank of Canada scheint die Herausgabe einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) vorzubereiten. Damit will die Zentralbank das Bedürfnis nach schnellen, effizienten und flexiblen Zahlungsmöglichkeiten bedienen. Allerdings veranschlagt die Bank of Canada dafür jahrelange Vorbereitungsarbeiten. Sie will aber nicht damit warten, bis der Bedarf wirklich da ist. Hintergrund dürfte die Bedrohung der Währungshoheit durch geplante private Währungen wie den Facebook-Coin Libra sein. Gerade hat die Libra-Vereinigung die kanadische E-Commerce-Plattform Shopify als neues Mitglied bekannt gegeben.