Das Bitcoin-Halving im Mai rückt immer näher. Die Aufregung vor dem Ereignis hat sich in Anbetracht der Corona-Krise etwas gelegt. Trotzdem ist es aktueller denn je in Anbetracht einer drohenden Geldentwertung. Denn die Knappheit und damit der Härtegrad der Währung Bitcoin wird durch die alle vier Jahre stattfindenden Halvings ja immer größer. Mit dem Halving im Mai schließt der Bitcoin zum Härtegrad von Gold auf. Beim nächsten Halving in vier Jahren ist er dann etwa doppelt so hart wie Gold und damit das härteste Geld der Welt. Grundlage dieser Einschätzung ist das Stock-to-Flow-Verhältnis (STF), das den aktuellen Bestand (Stock) ins Verhältnis zum jährlichen Neuzugang (Flow) setzt. Beim Bitcoin ist die maximale Stückzahl auf 21 Millionen Bitcoin festgesetzt, sie kann nicht verändert werden. Der Bitcoin ist damit im Gegensatz zu Dollar, Euro & Co nicht inflationierbar.

Aktuell sind über 18,3 Millionen Stück bereits generiert. Alle vier Jahre werden die Belohnungen für die Bitcoin-Miner, die die Bitcoins erschaffen, und damit die neu hinzukommende Menge an Bitcoin halbiert. Deswegen steigt auch das STF und der Härtegrad von Bitcoin immer mehr, er verdoppelt sich alle vier Jahre. Die letzten Bitcoins werden ungefähr im Jahr 2140 geschürft. Der Twitter User Plan B hat diesen alle vier Jahre steigenden STF-Wert als Grundlage für eine Bitcoin-Preisprognose genommen, den er aus der Entwicklung nach den beiden vorherigen Halvings abgeleitet hat. Auch die BayernLB hatte in ihrer Studie vom September 2019 die Analyse von Plan B als Grundlage für ihre Prognose genommen und daraus einen möglichen Wert von 90.000 Dollar abgeleitet. Gerade erst hat Plan B seine Prognose für den Bitcoinpreis bestätigt. Demnach ist eine Verzehnfachung des Bitcoin-Kurses nach dem Halving zu erwarten. Natürlich nicht unmittelbar nach dem Event, aber in ein bis zwei Jahren nach dem Halving.

Natürlich ist diese fantastische Entwicklung nicht sicher. Nach dem letzten Halving 2016 kam der Bitcoinpreis sogar zunächst noch einmal deutlich zurück, bevor er in einen parabolischen Verlauf nach oben einschwenkte. Alles andere als ein sehr deutlicher Bitcoin-Anstieg bis Ende 2021 wäre aus unserer Sicht aber überraschender als ein Bitcoinpreis von 50.000 oder 70.000 Dollar. Was heißt das für Bitcoin-Investoren oder solche, die es werden wollen? Ein Basis-Investment mit der Hälfte des Betrages, den man für diese Zwecke einsetzen möchte, sollte bereits jetzt in Bitcoin investiert sein. Es kann gut sein, dass der Bitcoinpreis noch einmal zurückkommt. Dann könnte zu tieferen Preisen noch einmal nachgekauft werden. Denn zuletzt war der Preis irrationalerweise stark an die Entwicklung der Aktienbörsen gekoppelt. Nach den jüngsten Erholungen konnten sich die Aktien zwar wieder etwas erholen. Es steht aber zu befürchten, dass es treppenweise noch weiter deutlich nach unten gehen kann. Ob sich der Bitcoin dann kurzfristig von dieser Entwicklung abkoppeln könnte, ist ungewiss. Längerfristig wird er aber seine Stärke als nicht-inflationierbares Asset ausspielen. Trotzdem ist und bleibt der Bitcoin natürlich ein sehr spekulatives Investment. Es gilt deshalb das Gleiche wie für andere spekulative Investments: Der Anleger sollte nur Mittel einsetzen, bei denen er notfalls auch den kompletten Verlust verschmerzen kann.



Zuletzt gab es auch verschiedene Ereignisse und Indikatoren, die für einen kurzfristigen Anstieg des Bitcoins sprechen könnten:

Die chinesische digitale Zentralbankwährung ist gerade gestartet. Dies dürfte die Akzeptanz für Kryptowährungen generell erhöhen.

Das Gleiche gilt für das Facebook-Projekt Libra. Es könnte eventuell noch in diesem Jahr umgesetzt werden, da mit dem neuen Konzept den Regulierungsanforderungen entsprochen werden kann.

Die Marktkapitalisierung von Tether hat nun bereits die Marke von 7 Milliarden Dollar überstiegen. Dies wird von Analysten als positives Zeichen für den Bitcoin gewertet. Denn in der Vergangenheit hat die Zunahme der Menge des dollarbasierten Stable Coins Tether meist starke Bitcoin-Anstiege zur Folge gehabt.

Stable Coins im Gegenwert von über 3 Milliarden Dollar sind derzeit auf den Kryptobörsen gelagert. Wären diese nicht potenziell für Käufe von Bitcoin & Co vorgesehen, würden diese von den Kryptobörsen abgezogen und in Fiat-Geld getauscht. Dies ist ein Indikator dafür, dass viele Investoren momentan auf einen Einstieg in den Kryptomarkt lauern.

Im US-Bundesstaat Wyoming können ab Juli 2020 Versicherungsunternehmen auch in Bitcoin und andere Kryptowährungen investieren.

Renaissance Technologies, die 166 Milliarden Dollar Vermögen verwalten und mit dem Medaillon Fund einen der profitabelsten Hedgefonds der Welt betreibt, wird nun auch am Bitcoin-Handel teilnehmen. Es geht bei der Genehmigung allerdings nicht um den direkten Bitcoin-Kauf, sondern um die an der CME gehandelten Bitcoin-Futures.


Kurzfristig kämpft der Bitcoin aber zunächst wie bereits seit Anfang April weiter mit dem Widerstand bei der Marke von 7.000 Dollar (vgl. Bitcoin-Jahreschart unten). Die vor ein paar Tagen überschrittene 50-Tagelinie wirkt dabei jetzt als Widerstand nach unten. Kurzfristige Prognosen gestalten sich beim Bitcoin bekanntermaßen sehr schwierig. Allerdings ist davon auszugehen, dass die Volatilität rund um das Halving bald wieder deutlich zunimmt.