Die konjunkturelle Erholung schreitet voran, und Impferfolge sorgen zusätzlich dafür, dass die Wirtschaft schneller in Gang kommt als bisher angenommen. So hob der IWF auf seiner Frühjahrstagung seine Schätzungen deutlich an. Für dieses Jahr gehen die Experten von einem Plus von 6,0 Prozent aus, ein halber Prozentpunkt mehr als noch im Januar, 2022 dürften es dann 4,4 Prozent sein.

Wie bereits in der Titelgeschichte in BÖRSE ONLINE 14/2021 aufgezeigt, spielt dieser Umstand unter anderem der Chemiebranche in die Hände, da diese gemeinhin als zyklisch gilt. Geht es nach dem Branchenverband VCI, stehen dem Sektor nun rosige Zeiten ins Haus. Für das laufende Jahr rechnen die Experten mit einer Zunahme der Chemieproduktion um drei Prozent, der Branchenumsatz dürfte dank höherer Preise gar um fünf Prozent wachsen. Insbesondere eine höhere als zunächst erwartete Nachfrage in China und den USA veranlasste den VCI, seine Prognose Mitte März anzuheben.

Einzelne Unternehmen gehen sogar von überdurchschnittlichen Zuwächsen aus. Branchenprimus BASF plant 2021 mit einem Erlösplus von bis zu acht Prozent. DAX-Kollege Covestro prognostiziert im Kerngeschäft gar ein Mengenwachstum zwischen zehn und 15 Prozent. Und selbst wenn Akzo Nobel in diesem Jahr "nur" mit dem Marktwachstum mithalten möchte, sind die Aussichten der Niederländer nicht weniger interessant. Nach der gescheiterten Übernahme des Rivalen Tikkurila startet der Konzern nämlich ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm. Darüber hinaus bleibt Vorstandschef Thierry Vanlancker weiter auf Brautschau: "Wir haben immer noch genügend Schießpulver übrig für die Übernahmen, die wir im Visier haben." Auch Lanxess möchte bei der Branchenkonsolidierung eine aktive Rolle spielen. "Wir schauen uns sehr aktiv mehrere Projekte an und das weltweit", erklärte Chef Matthias Zachert bei der jüngsten Zahlenvorlage.

21 auf einen Streich

Die aufgezeigten Unternehmen sind allesamt Teil des STOXX Europe 600 Chemicals Index. Insgesamt befinden sich 21 Mitglieder in dem Barometer. Mit einem Anteil von 55 Prozent gibt Deutschland, gefolgt von Frankreich mit 15 Prozent, den Ton an. Gegenüber dem Gesamtmarkt hat der Sektor bereits seit Längerem die Nase vorn. Auf Sicht von drei Jahren legte die Branche um 26,5 Prozent zu, der STOXX Europe 600 warf in diesem Zeitraum "nur" einen Ertrag von 17,4 Prozent ab. Mit einem passiven Fonds können sich Anleger breit gestreut in dem zyklischen Chemiesektor positionieren.