Ein Jahr ist es her, dass die deutsche Börsenwelt kräftig durcheinandergewirbelt wurde. Am 24. September 2018 endete die langjährige Sonderstellung kleiner und mittelgroßer Technologiewerte, die bis dahin exklusiv im TecDAX gelistet waren. Seither finden sich Titel wie United Internet oder Compugroup Medical parallel in den klassischen deutschen ­Nebenwerte-Indizes MDAX und SDAX. Gleichzeitig öffnete sich der TecDAX für DAX-Konzerne wie SAP. Weiterer Umbruch damals: MDAX und SDAX wurden von jeweils 50 auf 60 beziehungsweise 70 Titel erweitert.

Die Änderungen waren und sind für alle relevant, die über ETFs in deutsche Aktien investieren. Die passiven Fonds folgen ihrem zugrunde liegenden Index eins zu eins. Ändert dieser seine Zusammensetzung, wandelt sich auch das Antlitz des entsprechenden ETFs.

Nach zwölf Monaten neue Indexwelt ist es Zeit für ein erstes Resümee. ETFs, die dem MDAX oder SDAX folgen, enthalten nun nicht mehr nur den traditionellen deutschen Mittelstand, sondern auch Unternehmen, die mit neuen Technologien ihr Geld verdienen.

Im MDAX sind aktuell 16 Tech-Firmen vertreten, die parallel im TecDAX zu finden sind. Diese machen zurzeit ein Fünftel des MDAX aus. Von diesen 16 Unter­nehmen hat die Biotechnologie-Firma Qiagen den größten Anteil am MDAX (2,8 Prozent). Es folgen der Laborzulieferer Sartorius (2,3 Prozent) und Siemens ­Healthineers (2,1 Prozent).

Insgesamt hat die Hinzunahme der Tech-Titel dem MDAX gutgetan. Im Durchschnitt steuerten diese Unternehmen seit dem Tag der Anpassung einen Zuwachs von 6,9 Prozent zum Index bei. Der MDAX in seiner Gesamtheit schrieb in dieser Zeit leicht rote Zahlen und verlor 0,6 Prozent.

Im SDAX finden sich zurzeit zehn Titel aus dem TecDAX. Sie haben ein Gewicht von 16 Prozent. Die größten Tech-Werte im SDAX sind Jenoptik (2,4 Prozent), Aixtron (2,2 Prozent) und Compugroup Medical (2,0 Prozent).

Auch der SDAX hat von der Umstellung profitiert. Gut liefen die vergangenen knapp zwölf Monate für ihn zwar nicht, und er gab um 6,5 Prozent nach. Die Tech-Titel waren jedoch für den Verlust weniger stark verantwortlich als die übrigen Werte. Sie kamen im Mittel auf minus 4,7 Prozent.

Angesichts dieses Beitrags der Tech-Titel zu MDAX und SDAX verwundert es nicht, dass der TecDAX von den bekannten deutschen Kursbarometern am besten abschnitt. Er legte seit dem 24. September 2018 um drei Prozent zu.

Vor einem Jahr war für den Index erwartet worden, dass er durch die Hinzunahme von Schwergewichten aus dem DAX an Dynamik einbüßen könnte. Seither sind die DAX-Titel SAP, Infineon und Deutsche Telekom im TecDAX gelistet, das ursprüngliche TecDAX-Mitglied Wirecard kam neu in den DAX.

Früherer Star bremst Rendite


Diese Sorge hat sich weder eindeutig bestätigt, noch wurde sie zerstreut. Von den drei alten DAX-Mitgliedern haben SAP und Deutsche Telekom in dieser Zeit um vier und zehn Prozent zugelegt, Infineon hat neun Prozent eingebüßt. Ausgerechnet der damalige TecDAX-Star Wirecard hat mit einem Minus von 14 Prozent die Entwicklung des TecDAX stark behindert. Vor allem deshalb fällt die Bilanz der DAX-Titel im TecDAX mäßig aus. Unter dem Strich haben sie den Technologie-Index gebremst.

Im Wesentlichen hat die Reform die Indizes beeinflusst wie erwartet. Ein Jahr ist allerdings noch zu wenig, um ein umfassendes Resümee ziehen zu können. Zumal es in den vergangenen zwölf Monaten extreme Kursbewegungen gab: Im vierten Quartal 2018 der Absturz, anschließend eine rasche Erholung - nicht gerade ein typischer Börsenverlauf, auf dessen Basis sich all­gemeingültige Aussagen zur neuen Indexwelt treffen lassen könnten.

Es bleibt jedoch dabei, dass MDAX und SDAX durch die Erweiterung der Branchen und der Titelzahl an Attraktivität gewonnen haben, weil sie jetzt breiter aufgestellt sind. Der TecDAX ist nicht mehr das exklusive Kursbarometer kleiner deutscher Tech-Unternehmen, sondern enthält seit der Änderung rund 40 Prozent DAX-Werte. Das nimmt etwas Fantasie aus dem Index. Um umfassend in die deutsche Technologiebranche zu investieren, bleibt der TecDAX dennoch erste Wahl.

Investor-Info

Deka MDAX
Lukratives aus Reihe zwei


Im Nebenwerteindex MDAX sind diejenigen 60 deutschen Unternehmen versammelt, die den 30 DAX-Konzernen in puncto Marktkapitalisierung und Börsenumsatz nachfolgen.
Zu den Aktien mit dem höchsten Gewicht im MDAX zählen Airbus, der Aromastoffehersteller Symrise und Deutsche Wohnen. Bei den Branchen ragt der Industriesektor heraus, auch Chemieunternehmen und Finanz­institute sind stark vertreten. Das macht den Index, dem der Deka MDAX ETF exakt folgt, ­relativ konjunktursensibel.

Comstage SDAX
Kleine Werte, große Aussicht


Der SDAX enthält 70 kleinere Werte, die auf den Aufstieg in den MDAX warten. Auch er wird von Industrieunternehmen dominiert, die einen Anteil von 40 Prozent haben. Daneben spielt der Sektor zyklischer Konsum eine wichtige Rolle. Der Küchenhersteller Rational, die Versicherung Talanx und das Werbeunternehmen Ströer sind mit jeweils rund vier Prozent hoch gewichtet. Nur ComStage bietet ETFs auf den SDAX an - einen mit Wertpapierleihe und einen ohne (DE 000 ETF 905 8).

iShares TecDAX
Neue Technik im Querschnitt


Bis September 2018 waren im TecDAX ausschließlich Mid und Small Caps aus dem ­Technologiesektor gelistet. Seitdem werden auch DAX-Konzerne aufgenommen. Die vier Schwergewichte SAP, Deutsche Telekom, ­Infineon und Wirecard kommen zusammen auf ein Gewicht von 40 Prozent. Viel mehr geht nicht, weil alle Werte regelmäßig bei zehn Prozent gekappt werden. Der iShares TecDAX ETF entwickelt sich parallel zum Leit­index für deutsche Technologiewerte.