Der 25. Januar 2019 hat Spuren hinterlassen. Damals brach gegen Mittag ein Staudamm der Erzmine Mina Córrego do ­Feijão nahe der brasilianischen Stadt Belo Horizonte. Die dadurch ausgelöste Schlammlawine mit 13 Millionen Tonnen Rückständen aus der Erzaufbereitung tötete mindestens 246 Menschen, 24 werden bis heute vermisst. Die Umweltschäden sind nicht absehbar. Als unmittelbare Folge begann aber auch der Eisenerzpreis zu steigen - vorige Woche erreichte er an der chinesischen Rohstoffbörse in Dalian ein Fünfjahreshoch bei umgerechnet 131,65 Dollar pro Tonne. Anfang des Jahres hatte eine Tonne noch etwa 70 Dollar gekostet.

Denn Vale, Betreiber der Unglücksmine, ist der größte Eisenerzexporteur der Welt. Während Córrego do Feijão nach dem Dammbruch stillsteht, legten brasilianische Behörden zusätzlich weitere Erzabbaustätten des Konzerns lahm. Nur wenige Wochen später fegte der Tropensturm Veronica über Westaustralien und beschädigte dort Minen und Verladehäfen der beiden anderen Eisenerzgiganten Rio Tinto und BHP. Trotz dieser massiven Disruptionen dürften alle drei Konzerne am Ende kräftig von der Situation profitieren. ­Risikobereite Anleger, die der schwankungsanfällige Rohstoffsektor nicht abschreckt, können mitverdienen.

Rekordstahlproduktion in China


Während das Angebot auf dem Weltmarkt durch die Produktions- und Lieferengpässe empfindlich schrumpfte, blieb die Nachfrage überraschend stark. Die Stahlproduktion in China, wichtigster Abnehmer für Eisenerz, lag im Juni zehn Prozent über dem Vorjahr. Die Stahlhersteller erreichten dabei sogar neue Rekorde: Sie lieferten täglich Mengen aus, die aufs Jahr hochgerechnet mehr als eine Milliarde Tonnen Stahl ergeben würden. In den USA ist die Stahlproduktion in den ersten fünf Monaten des Jahres um 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen.

Aktuell normalisieren sich die Erzlieferungen zusehends. Am wichtigen australischen Umschlagplatz Port Hedland stieg das Frachtvolumen im Juni um fast sechs Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Eisenerzpreis dürfte bei steigendem Angebot im zweiten Halbjahr fallen.

Wie schnell der Rückgang kommt und wie stark er ausfällt, hängt jedoch entscheidend von der chinesischen Nachfrage ab. Obwohl Chinas Wirtschaft ­zuletzt so langsam wuchs wie seit 27 Jahren nicht mehr, boomen Infrastrukturprojekte. "Die Investitionen der Regierung in Infrastruktur und bessere Margen bei chinesischen Produzenten erklären die enorme Stahlnachfrage", sagt Vivek Dhar, Analyst bei der Commonwealth Bank of Australia. Laut JP Morgan steuert China bei Infrastrukturausgaben auf ein Plus um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr zu.

Preisniveau bleibt hoch


Das spricht für ein weiterhin hohes Niveau bei den Eisenerzpreisen, erst recht, wenn die Regierung bei den Konjunkturmaßnahmen noch eine Schippe drauflegen würde. Die Investmentbank Morgan Stanley prognostiziert einen graduellen Rückgang auf 90 Dollar pro Tonne im vierten Quartal, also immer noch fast 30 Prozent mehr als zu Jahresbeginn.

Die Wirkung auch nur geringfügig ­höherer Rohstoffpreise auf die Bilanzen der Minenkonzerne ist enorm. Bei Rio Tinto generiert jeder Preisanstieg um zehn Dollar bei Eisenerz einen zusätzlichen freien Cashflow von zwei Milliarden Dollar. Bei BHP rechnen Analysten im Durchschnitt mit einem Anstieg des Jahresgewinns um 15 Prozent auf 10,3 Milliarden Dollar, trotz Rückgang der Fördermenge und außergewöhnlicher Belastungen in Milliardenhöhe.

Verlierer sind dagegen Stahlhersteller wie Thyssenkrupp oder Salzgitter, deren Margen bei den hohen Rohstoffpreisen schrumpfen. Die Deutsche Bank hat Salzgitter soeben wegen schwacher ­Gewinnaussichten auf "Halten" herabgestuft.

Der Verursacher der Verwerfungen, der Vale-Konzern, scheint indes relativ günstig davonzukommen: Ein Gericht sprach diese Woche jedem Angehörigen der Dammbruchopfer 166.000 Euro zu. Das summiert sich auf rund 400 Millionen Euro plus 90 Millionen Euro für den Wiederaufbau und die Beseitigung der Umweltschäden. Ursprünglich hatte das Gericht 2,2 Milliarden Euro von ­Vales Konten für Schadenersatzforderungen eingefroren. Der Aktienkurs des Konzerns ist seit dem Unglück um über 20 Prozent gestiegen.

Investor-Info

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