Am deutschen Aktienmarkt läuft es eigentlich wieder gut, ETF-Anleger trennen sich aber - wie bereits in der Vorwoche - von DAX- und Euro Stoxx-Trackern. "Das sind wohl Gewinnmitnahmen", kommentiert Oliver Kilian von der Unicredit in München. Besser an kommen US-Aktien, wie Carsten Schröder von der Commerzbank feststellt. "Seit Jahresanfang liegt der DAX im Gegensatz zu den US-Märkten immer noch klar im Minus." Der Brexit, die Bankenkrise in Italien, die Krise in der Autobranche - das alles schrecke Anleger offenbar ab.

Der DAX hat zuletzt seinen Anfang des Monats eingeschlagenen Aufwärtspfad fortgesetzt, die Verluste nach dem Brexit-Votum am 23. Juni sind mittlerweile wieder wettgemacht. Am Dienstagmittag notiert der Index bei 10.195 Punkten - allerdings waren es Ende 2015 noch 10.743 Zähler. In den USA haben Dow Jones und S&P 500 vergangene Woche hingegen abermals neue Höchststände erreicht.

Auch wenn die Ferienzeit zu spüren ist: Die Umsätze bleiben vergleichsweise hoch. "Das liegt an der Vielzahl der Themen", meint Schröder. "Wir hatten immerhin 25.000 Trades." Insgesamt hätten die Käufe mit 55 Prozent klar überwogen. "Etwas ruhiger ist es schon geworden", meint Kilian und berichtet von Umsatzrückgängen gegenüber der Vorwoche von rund einem Viertel.

DAX hinkt hinterher



Der Trend bleibt derselbe: Nein zu Europa, Ja zu USA und Emerging Markets. DAX- (WKN 593393, DBX1DA, ETFL01) und Euro Stoxx-ETFs (WKN 593395, 935927) fliegen aus den Portfolios, dafür positionieren sich Anleger in US-Aktien wie dem iShares Core S&P 500 (WKN A0YEDG) und dem iShares S&P 500 (WKN 622391). Lediglich Uncredit meldet ein ausgeglichenes Verhältnis von Zu- und Abflüssen in S&P 500-, Dow Jones- und Nasdaq-Trackern.

Auf den Verkaufslisten standen bei der Commerzbank auch japanische Aktien, entsprechende ETFs finden sich auf der Umsatzliste der Börse Frankfurt für die vergangenen fünf Handelstage auffällig weit oben (WKN A1C5E6). "Die japanische Notenbank hat vergangene Woche den Markt enttäuscht", bemerkt Schröder. Bank of Japan-Chef Kuroda hatte in einem Interview das sogenannte Helikoptergeld strikt abgelehnt. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, die Notenbank könne ihre Geldpolitik noch weiter lockern. Jetzt richten sich die Erwartungen auf den kommenden Freitag, dann findet das nächste offizielle Treffen der Bank of Japan statt.

Gesuchte Schwellenländer-ETF

Daneben setzt sich das Interesse an Schwellenländerwerten fort, wie Marco Salaorno von der Société Générale beobachtet hat - sowohl auf der Aktien- als auch der Anleiheseite. "Gefragt sind insbesondere breit aufgestellte Emerging Markets-ETFs." Auch an der Börse Frankfurt wurden Schwellenländer-Indexfonds rege gehandelt, vor allem der iShares MSCI Emerging Markets (WKN A0HGWC) und der db x-trackers MSCI Emerging Markets (WKN DBX1EM). Der ETF von iShares hat seit dem Tief im Februar mittlerweile um 28 Prozent zugelegt.

Salaorno berichtet auch von ersten zaghaften Käufen türkischer Aktien, die nach dem versuchten Militärputsch Mitte des Monats im großen Stil abgestoßen worden waren. "Das sind wohl taktische Allokationen." Der iShares MSCI Turkey (WKN A0LEW5), der vor dem Putsch noch bei knapp 25 Euro gehandelt wurde und dann auf 20,65 Euro gefallen war, notiert aktuell bei 21,29 Euro.

Banken weiter im Fokus



Banken-Indexfonds (WKNs 628930, A1JFG7) dominieren weiterhin den Handel mit Branchen-ETFs, wie die Umsatzstatistik zeigt. Schröder zufolge wurden sie zuletzt gekauft. Ebenfalls gesucht würden Immobilien-ETFs, während sich bei Anteilen an Indexfonds, die die Gesundheitsbranche abbilden, Käufe und Verkäufe die Waage hielten.

Im Bereich der Rohstoff-ETFs standen der Commerzbank zufolge breit aufgestellte Portfolios wie der Comstage Commerzbank Commodity ex-Agriculture (WKN ETF090) in der Gunst der Anleger weit oben, Goldminen-ETFs wurden hingegen verkauft.

Staatsanleihen abgestoßen



Deutliche Bewegungen bei Anleihen-ETFs meldet die Unicredit: "Bei uns gab es hohe Verkäufe europäischer Staatsanleihen, insbesondere spanischer und italienischer", erklärt Kilian. Die Commerzbank berichtet von Käufen ultrakurzer Anleihen, konkret in Form von Anteilen am iShares Euro Ultrashort Bond (WKN A1W375), kurzlaufenden europäischen Staatsanleihen und High Yield-Papieren sowie von Verkäufen von Langläufern und Geldmarkt-ETFs.

Quelle: Dt. Börse