Eine Branche, die kaum jemand auf dem Zettel hatte, schlägt plötzlich selbst die Mag 7 und setzt neue Maßstäbe an den Börsen. Vor allem in Europa.

Während die Börsenschlagzeilen in den vergangenen zwei Jahren von Tech-Giganten wie Nvidia, Microsoft oder Meta dominiert wurden, hat sich im Schatten der „Magnificent 7“ eine erstaunliche Story entwickelt: Die Finanzwerte, lange als unterbewertet und langweilig verschrien, erleben eine fulminante Renaissance. Sowohl in den USA als auch in Europa erklimmen Banken neue Höhen.

In New York markieren Goldman Sachs, Morgan Stanley, Bank of America und eine Reihe regionaler Institute ein Rekordhoch nach dem anderen. In Europa klettern Schwergewichte wie Deutsche Bank, BNP Paribas oder Santander auf Mehrjahres- bzw. Dekadenhochs. Und wer in den iShares STOXX Europe 600 Banks ETF (WKN: A0F5UJ) investiert war, konnte in den vergangenen drei Jahren eine Performance einfahren, die den DAX deutlich hinter sich lässt: Eine enorme Wertsteigerung von 187 Prozent stehen "nur" 84 Prozent im deutschen Leitindex gegenüber.  

Die Treiber: Zinskurve, M&A-Boom und robuste Margen

Ein entscheidender Treiber der aktuellen Bankenrallye ist die steilere Zinskurve. Nach Jahren flacher oder sogar invertierter Kurven sorgt die Entspannung an den Rentenmärkten für kräftigen Rückenwind. Banken können wieder mehr am klassischen Zinsdifferenzgeschäft verdienen, was sich direkt in steigenden Margen und stabileren Erträgen niederschlägt. Gleichzeitig erlebt das Investmentbanking eine Renaissance. Die Deal-Pipelines sind prall gefüllt – von IPOs über Fusionen und Übernahmen bis hin zu großen Private-Equity-Transaktionen. Vor allem Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Morgan Stanley profitieren überproportional von diesem Boom.

Hinzu kommt die verbesserte Bilanzstärke vieler Institute. In den vergangenen Jahren haben Banken ihre Bücher bereinigt, faule Kredite abgebaut, Kosten massiv gesenkt und digitale Geschäftsmodelle ausgebaut. Diese strategischen Weichenstellungen machen sie heute widerstandsfähiger und profitabler als noch vor wenigen Jahren – und schaffen die Grundlage für die beeindruckende Performance der gesamten Branche.

US-Banken: Allzeithochs, aber Vorsicht vor Bewertungen

In den USA ziehen die Bewertungen langsam an. Während Goldman Sachs und JP Morgan mittlerweile bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis um 15 gehandelt werden, liegen Institute wie Bank of America oder Citigroup noch etwas günstiger.

„Man muss bei den großen Money-Center-Banken inzwischen genauer auf die Bewertung schauen“, so ein Marktbeobachter im CNBC-Panel. „Aber in den regionalen Banken sehen wir immer noch Potenzial, weil sie von den Fundamentaldaten noch nicht aufgeholt haben.“

Europa: Comeback der Bankenwerte

Besonders beeindruckend ist die Entwicklung in Europa. Der iShares STOXX Europe 600 Banks ETF liegt im Dreijahresvergleich mehr als 50 Prozent im Plus – und damit weit vor dem DAX. Die Kombination aus anziehenden Margen, strengeren Kapitalanforderungen, die das Vertrauen gestärkt haben, und neuen Wachstumschancen im Wealth Management zahlt sich aus.

Titel wie Deutsche Bank und Commerzbank haben nach Jahren der Restrukturierung neues Momentum entwickelt. Die Deutsche Bank nähert sich ihrem höchsten Kursniveau seit 2017, während die Commerzbank dank Kostendisziplin und solidem Kreditwachstum wieder zur Wachstumsstory avanciert.

Der Blick nach vorn: Wie nachhaltig ist die Rallye?

Ein Unsicherheitsfaktor für die weitere Entwicklung der Branche bleibt die Zinsentwicklung. Sollten die großen Notenbanken ihre Leitzinsen schneller oder stärker senken als erwartet, könnten die Zinsmargen unter Druck geraten und das klassische Kreditgeschäft an Attraktivität verlieren. Gleichzeitig spielt die Konjunktur eine entscheidende Rolle: Bleiben die großen Volkswirtschaften robust, steigt die Nachfrage nach Krediten, und auch das Volumen an Fusionen, Übernahmen und Kapitalmarkttransaktionen dürfte hoch bleiben – ein klarer Vorteil für die Banken.

Ein weiterer Aspekt ist die Bewertung. Vor allem in den USA nähern sich einige große Titel wie JP Morgan oder Goldman Sachs inzwischen Bewertungsniveaus, die das kurzfristige Aufwärtspotenzial begrenzen könnten. Für Anleger bedeutet das, selektiver vorzugehen und gezielt auf Institute zu setzen, die noch Nachholpotenzial bieten. Europäische Bankwerte sind noch moderater bewertet – Santander mit einem KGV von 8, die Deutsche Bank und ING mit einem KGV von 10. 

Nach Jahren des Schattendaseins sind Finanzwerte zurück im Rampenlicht. Anleger, die antizyklisch gesetzt haben, freuen sich über zweistellige Renditen. Und wer bisher nur Tech im Depot hatte, sollte prüfen, ob ein bisschen Financials nicht auch im Portfolio Platz finden – sei es über Einzelwerte oder über breit gestreute Vehikel wie den iShares STOXX Europe 600 Banks ETF.

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iShares STOXX Europe 600 Banks (WKN: A0F5UJ)