Die €uro-Redaktion zeichnet die besten Fonds und ETFs auch dieses Jahr wieder mit den begehrten €uro-FundAwards aus. Von Jörg Billina, Ralf Ferken, Stephan Haberer und Stephan Rullkötter

Als im Herbst 2008 die Finanzkrise ausbrach, schienen für Anleger düstere Zeiten anzubrechen. Tatsächlich begann für sie jedoch eine goldene Ära. Seit dem Tiefpunkt im März 2009 sind die Aktienkurse in Deutschland und den USA beinahe zehn Jahre in Folge gestiegen und erreichten im Januar 2018 sogar neue Rekordhochs. 2018 kam bei vielen Anlegern jedoch große Unsicherheit auf, als die Notierungen drastisch zurückgingen. Beginnt erneut ein Bärenmarkt und die Kurse stürzen weiter ab? Oder war das nur ein unschönes Intermezzo und die Börsen erholen sich wieder?
Selbst Fachleute sind sich unsicher, was die Zukunft bringen wird. Anleger tun deshalb gut daran, ihr Depot nicht übereilt komplett umzubauen. Wer eine für ihn ideale Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen gefunden hat, sollte daran festhalten. Das heißt aber nicht, dass man völlig auf Umschichtungen verzichten oder einem seit Jahren schlechten Fonds weiter stur treu bleiben muss.

Entscheidungshilfen für Anleger



Die €uro­Redaktion hilft Lesern deshalb, aus den mehr als 6000 Fonds und ETFs in unserer Datenbank die besten Produkte für verschiedene Anlageklassen und Regionen herauszusuchen. Daher verleihen wir stets zum Jahreswechsel die €uro­FundAwards an die erfolgreichsten Fonds und ETFs in ihrer Kategorie (siehe Kasten). In diesem Jahr gibt es erstmals über 1000 Awards. Das klingt viel, doch die Zahl relativiert sich schnell. Erstens kann ein einzelner Fonds bis zu fünf dieser Auszeichnungen einheimsen, wenn er auf ein, drei, fünf, zehn und 20 Jahre gerechnet zu den besten drei Fonds in seiner Kategorie gehört. Zweitens gibt es mittlerweile 80 verschiedene Kategorien. Elf davon haben wir im vergangenen Jahr eingeführt, darunter skandinavische Aktien oder die Branchen Industrie, Infrastruktur, Wasser und Versorger. Zudem haben wir die Kategorie für Emerging­Markets­Rentenfonds ausdifferenziert.

Für die wichtigsten Kategorien stellen wir auf den folgenden Seiten Fonds und ETFs vor, die mindestens einen, oft sogar mehrere FundAwards gewonnen haben. Dazu gehören etwa der iShares TecDAX ETF für deutsche Technologieaktien sowie der iShares eb.rexx Government Germany 10.5+yr ETF für lang laufende Bundesanleihen, die jeweils vier FundAwards gewinnen. Gleichzeitig stellen wir anhand dieser beiden Indexfonds aber die Frage, ob man den Erfolg eines Produkts bedenkenlos in die Zukunft fortschreiben kann - und raten teils zur Vorsicht.

Titelwürdig



Seit dem Jahr 2006 verleihen €uro und die Schwesterpublikationen die begehrten €uro-FundAwards. Damit zeichnen wir jene Fonds aus, die in ihrer Anlagekategorie über ein, drei, fünf, zehn und 20 Jahre jeweils die dritt­, die zweit­ oder die beste Wertentwicklung erzielt haben. Im Jahr 2019 verleihen wir insgesamt 1014 Fund­ Awards in 80 Anlagekategorien, die wir aus über 6000 Fonds ausgewählt haben. Stichtag für die Bewertung war der 31. Dezember 2018. Einen FundAward können Fonds und ETFs gewinnen, die mindestens 20 Millionen Euro groß sind und von Privatanlegern bei Banken oder über die Börse problemlos gekauft werden können.

Auf Seite 2: ETF- und Fondsbilanz





ETF- und Fondsbilanz



Die Auswertung unserer Awards zeigt, dass ETFs, die alle Wertpapiere aus einem Index kaufen, in vielen Märkten eine renditestarke Anlagemöglichkeit sind. So gewinnt Marktführer iShares mit seinen rund 200 Indexfonds, die in die Wertung kamen, 83 FundAwards - so viel wie kein anderer Anbieter. Auch die ETF-Häuser Lyxor, Xtrackers und SPDR sind mit 34, 29 und 28 Auszeichnungen sehr erfolgreich. Zumal sich die ETF-Anbieter mit nahezu identischen Indexfonds für DAX, MSCI World oder Nasdaq gegenseitig Konkurrenz machen, was die Gebühren für Anleger zuletzt weiter senkte. Doch auch unter den aktiven Fonds gibt es hervorragende Produkte. Hier schneidet der deutsche Branchenführer DWS mit 46 FundAwards am besten ab. Konkurrent Allianz Global Investors gewinnt 24 Awards, die Deka 30, Union Investment elf. Unter den angelsächsischen Anbietern ist JP Morgan Asset Management mit 35 Awards am erfolgreichsten. Schroders holt 31 Awards, Fidelity 28, Blackrock und Franklin Templeton je 15.

Doch wo sind aktive Fonds besonders gut und wo ETFs? Besonders gut schnitten Fonds bei indischen Aktien ab, wo sie alle Awards abräumten, sowie bei chinesischen und globalen Aktien. Bei Branchenfonds für Energieaktien heimsten die passiven ETFs hingegen sämtliche Awards ein. Bei Finanzwerten und Euro­Staatsanleihen liefen sie ebenfalls fast durchweg besser als aktiv gemanagte Fonds. In den meisten Kategorien teilen sich Fonds und ETFs aber die Erfolge.

Auch die Frage, ob Fonds langfristig besser sind als ETFs, lässt sich nicht pauschal beantworten. Am erfolgreichsten waren ETFs über ein Jahr, wo sie ein Drittel der Awards gewannen. Über drei (29 Prozent), fünf (25 Prozent) und zehn Jahre (22 Prozent) schnitten sie schlechter ab. Allerdings sind viele ETFs noch zu jung, um über längere Zeiträume mit vergleichbaren Fonds zu konkurrieren. Für die 20-Jahre-Wertung konnte sich kein ETF qualifizieren, weil ETFs erst 2001 in Deutschland eingeführt wurden.

Unter den Einzelfonds ragen in diesem Jahr einige Fonds heraus. Etwa der Siemens Global Growth oder der Candriam Equities Biotechnology, die drei beziehungsweise vier Awards abräumten. Vor allem solche kontinuierlich starken Fonds stellen wir Ihnen auf den kommenden Seiten vor. Alle Fonds finden Sie zudem in der Kursbeilage des €uro Magazins, dem €uro best-buy, in dem wir nahezu alle FundAwards-Gewinner auflisten. Ab Mitte Februar 2019 stehen alle Gewinner zudem auf der Website www.eurofundawards.de.

Auf Seite 3: Börsenbilanz 2018





Börsenbilanz 2018: Keine Regel ohne Ausnahme



Steigen die Aktienkurse im Januar, dann tun sie das auch im weiteren Verlauf des Jahres. Auf diese vermeintlich gesicherte Börsenregel hofften viele Anleger, als die Aktienkurse Anfang 2018 weltweit rasant zulegten und der DAX am 23. Januar bei 13 559 Punkten ein neues Rekordhoch erreichte. Doch schon Anfang Februar folgte weltweit an den Aktienmärkten ein erster Rücksetzer, der die Nerven der Anleger strapazierte. Bis zum Sommer berappelten sich die Kurse zwar wieder, gaben dann aber bis zum Jahresende immer stärker nach. Das Jahr 2018 werden viele Anleger deshalb in schlechter Erinnerung behalten. Gerade weil deutsche Aktien besonders stark unter die Räder gerieten. Allein
der DAX verlor 2018 fast 19 Prozent. Mit minus 31 und minus 39 Prozent büßten europäische Bankaktien sowie türkische Aktien sogar noch stärker ein. Denn magere Aussichten oder enttäuschte Erwartungen für einzelne Branchen und Länder straften Anleger im vergangenen Jahren massiver ab, als sie es in den Jahren zuvor getan hatten.

Flucht in Sicherheit



Anleger flohen gegen Ende des Jahres deshalb immer stärker in die klassischen "sicheren Häfen", sodass die Kurse von Bundesanleihen und US-Staatsanleihen deutlich anzogen. Bei den US-amerikanischen Zinspapieren profitierten Anleger zusätzlich vom starken US-Dollar, der gegenüber dem Euro zulegen konnte. Auch das ist ein typisches Phänomen, wenn die Risikoscheu der Investoren zunimmt. Schutz fanden Anleger zudem bei Titeln aus der Gesundheitsbranche. Globale Minimum-Volatility-ETFs, die die Schwankungen der Aktienkurse gezielt reduzieren sollen, waren ebenfalls gefragt.

Ausblick 2019



In diesem Jahr werden viele Anleger weiterhin nervös darauf achten, ob die Weltwirtschaft weiter negative Signale aussendet und in eine Rezession abdriftet. Kritisch hinterfragen werden sie auch, ob die Unternehmen ihre Gewinne wie gewohnt erhöhen können. Falls die schlechten Vorzeichen hier die Oberhand gewinnen sollten, werden die Notenbanken die Kapitalmärkte wohl wieder unterstützen - auch wenn ihre Mittel dazu immer begrenzter werden. Andernfalls werden sie ihre Geldpolitik weiter straffen, was die Märkte belasten dürfte. Sollten China und die USA ihren Handelsstreit beilegen, könnten die Kapitalmärkte aber auch wieder durchstarten. Insofern sollten Anleger ihr Kapital weiterhin breit auf verschiedene Anlageklassen verteilen, was die Risiken des Gesamtportfolios reduziert, ohne Chancen zu verpassen.



Auf Seite 4: Deutschland-Fonds: Zittern am Heimatmarkt





Deutschland-Fonds: Zittern am Heimatmarkt



Deutsche Aktien sind eine Wette auf die Weltkonjunktur und damit anfällig für Schwankungen. €uro stellt die deutschen Aktienfonds vor, die damit am besten zurechtkommen.

Die meisten Anleger wissen, dass Aktien auf lange Sicht sehr ertragreich sind. Dennoch sieht niemand gern zu, wenn der Wert seines Depots vorübergehend dahinschmilzt. Gerade bei deutschen Aktien müssen Anleger hier hartgesotten sein. Der DAX-Index für die 30 wichtigsten deutschen Aktien steigt oft stärker als andere Aktienindizes, dafür fällt er manchmal aber auch besonders tief - so wie im vergangenen Jahr.

Auch die besten Fonds für deutsche Aktien konnten sich dem Kursabsturz nicht entziehen und machten 2018 Verluste. Nimmt man die Wertentwicklung für mehrere Jahre in den Blick, sieht man jedoch, wer mit dem Auf und Ab am deutschen Aktienmarkt besonders gut umgehen kann. Das gilt zum Beispiel für Hansjörg Pack, der den DWS Aktien Strategie Deutschland managt, und für Tim Albrecht, der den DWS Deutschland verwaltet und nach seinem abgesagten Wechsel zum DWS-Konkurrenten Berenberg wieder das deutsche Aktienteam der Fondstochter der Deutschen Bank leitet. Beide werden für starke Leistungen auf fünf und zehn Jahre mit €uro- FundAwards ausgezeichnet. Zuletzt haben sie ihre Portfolios vorsichtiger aufgestellt. Beim DWS-Fonds sank der Anteil der volatileren Nebenwerte von 35 auf circa 30 Prozent, beim DWS Deutschland von 25 auf 20 Prozent. Zudem haben sie Titel aus den weniger konjunkturabhängigen Branchen Telekom, Gesundheit und Medizintechnik aufgestockt.

Doch welche Chancen bieten deutsche Aktien für 2019? "Der nächste Börsenunfall könnte wieder aus den USA kommen", sagt Pack. "Deutschland hat aber auch eigene Probleme." So litten die exportlastigen Branchen Auto, Chemie und Industrie unter dem Handelsstreit. Zudem müsse die deutsche Autoindustrie viel Geld in die E-Mobilität investieren, was ihre Gewinnmargen länger belasten dürfte. Pack sorgt sich zudem um die negative Stimmung bei Anlegern und Unternehmern. "50 Prozent der Wirtschaft ist Psychologie. Wir sollten vermeiden, dass die Rezession zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung wird."

Die miese Stimmung hat aber auch ihre gute Seite. "Viele negative Erwartungen sind in den Aktienkursen bereits eingepreist", sagt Pack. Einige Titel seien deshalb günstig zu haben und wieder attraktiv. "Aber die Gewinne müssen stabil bleiben", betont er. Ohnehin stehe die deutsche Wirtschaft in einigen Bereichen sehr gut da. Das gelte für die Branchen Biotechnologie, Gesundheit und Medizintechnik ebenso wie für die sogenannte Industrie 4.0 und die Technologiebranche, deren Erfolge man nicht unterschätzen solle. Deshalb sollten Anleger langfristig auch weiterhin auf deutsche Aktien setzen, so Pack.

Auf Seite 5: Dividenden und Nebenwerte





Dividenden und Nebenwerte



Auch abseits der breit aufgestellten Fonds für deutsche Aktien gibt es gute Produkte. In den vergangenen drei Jahren war der iShares DivDAX ETF sehr erfolgreich, mit dem Anleger auf die 15 DAX-Titel mit der höchsten Dividendenrendite setzen. Dazu zählen derzeit BASF, Daimler und die Deutsche Telekom. Über 20 Jahre sticht der UBAM Dr. Ehrhardt German Equity hervor, bei dem Manager Jens Ehrhardt die Aktienquote atmen lässt. Fallen die Leitzinsen, hält er tendenziell mehr Aktien, sonst weniger.

Mittlerweile rechnet er nicht mehr damit, dass die US-Notenbank die Zügel weiter anzieht. "Vier Zinsschritte im kommenden Jahr, wie sie einige Investmentbanken voraussagen, sehe ich nicht", sagt er. "Auch weil besonders die Unternehmen, aber auch die Haushalte hoch verschuldet sind."
Wer sich voll auf deutsche Nebenwerte konzentrieren wollte, fuhr mit dem TecDAX ETF von iShares lange gut. Allerdings machen die DAX-Werte Deutsche Telekom, Infineon, SAP und Wirecard seit der Indexumstellung im September 2018 satte 40 Prozent des TecDAX aus. Daher sollten Anleger abwarten, inwiefern das den Nebenwerte-Effekt verwässert. Nebenwerte pur gibt es hingegen beim Lupus alpha Smaller German Champions von Björn Glück. "Derzeit scheint der Pessimismus am Markt ziemlich ausgeprägt zu sein, was für uns Chancen eröffnet", sagt er. Aufgestockt hat er etwa einige Autozulieferer, deren Kursrückgänge er für übertrieben hält und von deren Tüftlergeist er überzeugt ist. In den vergangenen Jahren heimste Glück bereits etliche FundAwards ein.

Seinen zweiten Award nach 2017 gewinnt der defensive Paladin ONE. Dort setzen Marcel Maschmeyer und Matthias-Christian Kurzrock auf Value-Werte und Unternehmen, bei denen sich die Eigentümerstruktur ändert. Cash halten sie als "Kriegskasse" vor, wenn sie vorerst keine neuen Value-Ideen oder Sondersituationen entdecken.



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