Bis aus den italienischen Parlamentswahlen vom vergangenen Sonntag eine neue handlungsfähige Regierung hervorgeht, kann es noch dauern. Die Fünf-Sterne-Bewegung mit dem Spitzenkandidaten Luigi Di Maio hat zwar 32 Prozent der Stimmen eingefahren. Für eine Alleinregierung reicht das aber nicht. Auch die Mitte-Rechts-Allianz von Lega und Forza Italia, die auf 37 Prozent der Stimmen kommt, benötigt zur absoluten Mehrheit einen Partner. Die starken Gewinne der populistischen, EU-kritischen Parteien sorgten Anfang der Woche für Kursverluste an der Börse in Mailand.

Risikobereite Anleger, die zugleich den Einfluss der Politik auf die Aktienkurse langfristig für gering erachten, können die Korrektur zum Einstieg nutzen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind vielversprechend, das Land erlebt derzeit einen zyklischen Aufschwung. Im vergangenen Jahr stieg die Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent, das ist die höchste Zunahme seit dem Jahr 2000. In diesem Jahr wird das Bruttoinlandsprodukt nach Einschätzung der italienischen Notenbank noch einmal um rund 1,5 Prozent zulegen. Italiens Unternehmer sind daher in guter Stimmung. Das Barometer für das Geschäftsklima ist im Februar gestiegen. Die konjunkturelle Erholung könnte noch mehr Fahrt aufnehmen, wenn die Parteien der Aufforderung der Arbeitgeber zu wachstumsfördernden Reformen nachkämen. Nur so könne die Arbeitslosigkeit von elf Prozent und die Verschuldung von 132 Prozent des Bruttoinlandsprodukts abgebaut werden, mahnt der Industrieverband Confindustria.

Faule Kredite abgebaut



Der Aufschwung hilft insbesondere den Banken, ihre Bilanzen zu stärken. Zwar haben die Finanzinstitute immer noch 270 Milliarden Euro an faulen Krediten in den Büchern. Doch Fortschritte sind nicht zu übersehen. Die Großbank Intesa Sanpaolo hat in den vergangenen zwei Jahren den Bestand an notleidenden Krediten um rund 13 Milliarden Euro verringert, bis 2021 will man den Bestand noch einmal halbieren. Auch Unicredit verringert Altlasten und liefert zudem gute Zahlen. Das vierte Quartal 2017 war das beste seit zehn Jahren. Die beiden Bankaktien zählen zu den Top-Ten-Werten des Amundi ETF MSCI Italy. Der Exchange Traded Fund (ETF) bildet die Wertentwicklung von aktuell 24 großen italienischen Unternehmen ab. Seit Jahresanfang verlor das Indexpapier zwar 0,1 Prozent, doch das ist deutlich weniger als der europäische Index Euro Stoxx 50, der bringt es - seit Jahresanfang - auf ein Minus von über drei Prozent.

Sprudelnde Quellen



Die Finanzbranche ist im MSCI Italy mit über 37 Prozent vertreten. Aktien aus dem Energiebereich bringen es auf knapp 17 Prozent. Und der Sektor wartet weiter mit guten Nachrichten auf. Der Öl- und Gasriese Eni beispielsweise hat allein im vergangenen Jahr vier neue Gasfelder in Betrieb genommen, darunter das Gasfeld Zhor vor der Küste Ägyptens. Im vierten Quartal 2017 fiel der Gewinn auch aufgrund von Kosteneinsparungen über den Erwartungen aus. Der Luxuswagenhersteller Ferrari ist ebenfalls im Amundi-ETF zu finden. Obwohl die Aktie im vergangenen Jahr bereits um 57 Prozent zulegte, sehen Analysten weiter Potenzial. Langfristige Fantasie entzündet sich unter anderem am geplanten Einstieg in das SUV-Geschäft.