Chinesen kennen und konsumieren eine Vielzahl von Speisen und Getränken. Milch zählt aber traditionell nicht dazu. Ein Skandal machte die Sache noch schlimmer: Dass vor rund zehn Jahren Molkereien das Kunstharz Melamin zusetzten und sechs Kinder starben, ruinierte den Ruf des Naturprodukts vollends.

Mittlerweile steigt der Milchdurst im Reich der Mitte jedoch wieder - dank einer Qualitätsoffensive: Die dänisch-schwedische Molkerei Arla und der französische Wettbewerber Danone haben sich beim angeschlagenen chinesischen Milchproduzenten Mengniu eingekauft. "In den ersten Jahren haben sich die neuen Eigentümer nur auf die Qualitätssicherung konzentriert", erklärt Suranjan Mukherjee, Portfoliomanager des Asian Special Situation Fonds von Fidelity.

Jetzt will das Konglomerat den Chinesen die Produktpalette von Danone schmackhaft machen. "Der Franchisenehmer Mengniu hat deshalb langfristig eine interessante Perspektive. Er betritt einen unterversorgten Markt", sagt Mukher-jee. Die hohen Hürden sind seiner Meinung nach dank Qualitätskontrolle und europäischer Marke - der die Chinesen offenbar vertrauen - zu nehmen.

Unternehmen vor der Trendwende



Mengniu befindet sich in einer speziellen Situation, wie sie der in Singapur lebende Fondsmanager mag. In Asien gebe es noch viele unterentwickelte Märkte, findet er, und führt ein weiteres Beispiel an: den Kreditmarkt in Indonesien. Davon könne die dort ansässige Bank Central Asia profitieren. Murkherjee setzt bevorzugt auf Unternehmen, die noch schwache Fundamentaldaten vorweisen, aber vor einer Trendwende stehen.

Vor allem Tech- und Rohstoffunternehmen, in den vergangenen Jahren die zentralen Säulen des Wachstums auf dem bevölkerungsreichsten Kontinent, machte zuletzt das sich abkühlende Wirtschaftswachstum zu schaffen. Ihre Gewinne wuchsen nicht so stark wie die von Wettbewerbern in den USA, Europa oder Japan. Durch das Erstarken von Banken, Konsumgüterherstellern und Industriefirmen sieht Mukherjee eine leichte Verbesserung. Zwar investieren internationale Investoren wieder verstärkt in Asien, doch Mukherjee findet immer noch viele Firmen, deren "intrinsischer Wert höher ist als das, was der Markt dafür zahlt".

Warten, bis sich der Rauch verzieht



Bevor er nicht eine genaue Vorstellung dieses "intrinsischen Werts" hat, investiert Mukherjee nie. Er schaue darauf, woher der Umsatz kommt. Nicht jedes Investment ist gleich ein Volltreffer: Als er in die philippinische LT-Gruppe, einen Hersteller von Tabakwaren, einstieg, sanken die Umsätze anderthalb Jahre lang. Grund waren hohe Steuern und ein riesiger Schwarzmarkt. Die neue - wegen ihrer rigiden Drogenpolitik äußerst umstrittene - Regierung stoppte den illegalen Tabakverkauf. LT erholte sich daraufhin.

Drei bis fünf Jahre beträgt der Anlagehorizont des Asian Special Situations Fonds - und oft gibt Mukherjee den Unternehmen diese Zeit, um in die Erfolgsspur zurückzufinden. Er steigt nur aus, wenn die Wachstumsgeschichte nicht mehr stimmt.Oder er eine attraktivere Aktie in der gleichen Branche entdeckt. Oder sein Kursziel überschritten wurde.

Denn Aktien, die deutlich oberhalb des intrinsischen Werts notieren, sind ihm schlicht zu teuer. Auch wenn er Wachstum grundsätzlich schätzt, verfährt er in diesem Punkt nach dem klassischen Value-Ansatz, wonach ein Portfolio nur aus unterbewerteten Aktien bestehen sollte. Schon was fair bewertet ist, fliegt raus - zumindest so lange, wie Mukherjee noch günstigere Alternativen findet.

Nichts für den schnellen Euro



Sein Konzept geht auf: In diesem Jahr hat der Fonds bereits 25 Prozent an Wert hinzugewonnen, in den vergangenen drei Jahren waren es jeweils knapp 9,5 Prozent. Auch daran zeigt sich: Der Fonds eignet sich sehr gut für Langfristlanleger, weniger für Ungeduldige.