€uro am Sonntag: Frau Linhardt, der Bantleon Changing World enthält Infrastruktur- und Technologieaktien sowie solide Anleihen. Weshalb diese ungewöhnliche Mischung?
Susanne Linhardt:
Die zwei Aktienbereiche, mit denen in wichtige Zukunftstrends investiert wird, ergänzen sich gut. Die Infrastrukturaktien, für die ich zuständig bin, sind eher defensiv. Technologieaktien sind eher offensiv - auch wenn wir dabei einen anderen Ansatz verfolgen und nicht in Social-Media- und Lifestyle-Firmen investieren, sondern in industrieorientierte Firmen. Aber in einer Phase wie Ende 2018 können sich diese Unternehmen dem sektorweiten Abverkauf dennoch nicht komplett entziehen.

Konnten die Infrastrukturaktien ihren defensiven Charakter da denn unter Beweis stellen?
Europäische Infrastruktur-Aktienindizes haben 2018 zwar mit einem Minus abgeschlossen, sie haben sich aber deutlich besser gehalten als der breite Markt.

Wie wählen Sie Infrastruktur­aktien für den Fonds aus?
Wir investieren in Unternehmen der Basisinfrastruktur, etwa Autobahn- und Flughafenbetreiber, Strom- und Wasserversorger oder Telekomfirmen. Diese sind robust bei Konjunkturschwankungen, weil sie stabile Cashflows haben und so auch relativ stetige und hohe Dividenden ausschütten können.

Welche Firmen bevorzugen Sie innerhalb dieser Sektoren?
Nehmen wir die Telekommunikation: Die Kurse von Telefon­anbietern sind stark durch Angebot und Nachfrage getrieben. Wir bevorzugen die Betreiber von Telekommasten, deren Türme von mehreren Anbietern genutzt werden können und die direkt von einem wachsenden Datenaufkommen profitieren können.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Cellnex aus Spanien ist so ein Unternehmen, die Aktie gehört zu den Top-Positionen im Fonds. Oder die Telecom-Italia-Tochter Inwit, deren Kurs im Februar deutlich gestiegen ist, nachdem Pläne von Telecom Italia und Vodafone bekannt wurden, die Telekomtürme möglicherweise in einer Firma zu bündeln. In Europa ist das Geschäft mit Mobilfunktürmen noch nicht so weit verbreitet, weil die Konzerne ihre Infrastruktur als strate­gisches Asset sehen. Für den Fonds käme grundsätzlich auch die Deutsche Telekom, die ein eigenes Netz hat, infrage - ein Anbieter wie 1 & 1 Drillisch ohne eigene Infrastruktur aber nicht.

Welche Favoriten haben Sie bei den Stromversorgern?
Wir legen bei allen Titeln Wert auf Nachhaltigkeit. Es kommen nur Versorger in den Fonds, die den Großteil des Geschäfts mit erneuerbaren Energien machen. Im Portfolio ist etwa Iberdrola aus Spanien.

Viele Ihrer Aktien stammen aus Italien, Spanien, Frankreich - wie groß ist das Länderrisiko?
Nicht nur der Blick auf den Sitz ist wichtig, sondern auf die Herkunft der Erträge. Diese Firmen sind außerhalb des Heimatlands gut aufgestellt und nicht nur von der Stimmung am heimischen Aktienmarkt abhängig. Das Länderrisiko überwachen wir aber trotzdem ständig.

Wie steuern Sie die jeweilige ­Positionierung des Fonds?
Neben der Aufteilung zwischen Infrastruktur- und Techaktien können wir auch die Nettoaktienquote steuern. Mit Derivaten haben wir sie seit Ende Januar schrittweise auf 15 Prozent gesenkt, was ungewöhnlich niedrig ist, in den nächsten Monaten aber wohl so bleiben wird. Der Mischfonds ist in seiner Aufteilung zwar flexibel, aber nicht sprunghaft. Im erwartet volatilen Aktienmarktumfeld sorgen solide Anleihen von Staaten und Unternehmen für Stabilität.

Bantleon Changing World:

Welt im Wandel - Der 2018 gestartete Mischfonds mit Fokus auf die Eurozone ist noch relativ klein. Hinter der Strategie steht aber erheblich mehr Volumen, da Bantleon diese auch in Spezialmandaten umsetzt.