Kaum war das lange Pfingstwochenende vorüber, machte sich der DAX auf zum nächsten Rekordhoch. Beflügelt von starken US-Börsen kletterte der deutsche Standardwerteindex bereits am Dienstagvormittag auf knapp 15.569 Punkte. Eine Woche zuvor hatte das Aktienbarometer bei 15.538 Zählern seinen letzten Höchststand erreicht.

Kurstreiber sind dabei die Anteilscheine von Automobilherstellern. Allein die VW-Aktie erzielte seit Jahresanfang ein Plus von 43 Prozent, aber auch Daimler und BMW sind mit Kurszuwächsen von 33 respektive 18 Prozent in der Spitzengruppe zu finden. Vom Bedeutungsgewinn der Logistik in Zeiten des Internethandels profitiert weiterhin die Deutsche Post, deren Aktien seit Jahresanfang um 34 Prozent gestiegen sind. Und dank eines erfolgreichen Konzernumbaus notieren auch Deutsche-Bank-Papiere auf einem Drei-Jahres-Hoch.

Die Rekordstände beim deutschen Leitindex sind alles andere als selbstverständlich, spielen sie sich doch vor dem Hintergrund einer anhaltenden Inflationsdebatte ab. Investoren sind in Sorge, dass die Zentralbanken bei einem starken Wirtschaftsaufschwung und weiter anziehenden Preisen die geldpolitischen Zügel anziehen könnten.

"Gutes Signal für Aktien"

Im Kontrast zu den steigenden Börsennotierungen steht auch die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft im ersten Quartal stärker geschrumpft ist als erwartet, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das zeigt, dass von der konjunkturellen Erholung noch längst nicht alle Wirtschaftszweige profitieren. Die Erwartung indes ist, dass dies mehr und mehr passiert. Darauf deutet der in dieser Woche veröffentlichte Ifo-Index hin, bei dem die Unternehmen so optimistisch in die Zukunft blicken wie seit zwei Jahren nicht mehr.

"Die Daten nähren die Erwartungshaltung, dass auch die Nachzügler in den besonders durch die Pandemie getroffenen Sektoren bald die Schwächen ausgeglichen haben könnten", sagt Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. "Die Dynamik in der Konjunktur hält an, und das ist ein gutes Signal für Aktien", so sein Fazit.

Viele DAX-Unternehmen profitieren bei einem starken wirtschaftlichen Aufschwung überproportional, denn sie zählen zur Kategorie der Zykliker. Wohl in keinem anderen großen Börsenindex dürften die Gewinne in diesem Jahr so stark steigen wie im DAX. Analysten erwarten 2021 einem Nettogewinn von 80 Milliarden Euro bei den 30 DAX-Unternehmen - nach 40 Milliarden Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr.

Hinkte der deutsche Aktienmarkt in den vergangenen Jahren häufig anderen Börsenindizes - speziell den technologielastigen US-Barometern - hinterher, bietet sich 2021 ein anderes Bild. Selbst der S & P 500 mit den größten amerikanischen Unternehmen konnte es zuletzt kaum mehr mit dem DAX aufnehmen.

Trotz bereits deutlich gestiegener Notierungen und trotz Inflations- und Zinssorgen spricht nach Ansicht von Experten immer noch viel für höhere Kurse. Die Realwirtschaft dürfte eher am Beginn als am Ende eines neuen Aufschwungs stehen. Das bedeutet besonders für unterbewertete Aktien, sogenannte Value-Titel, weiteres Potenzial.

Zumal diese sich in einem Umfeld normalisierender Zinsen besser behaupten können als hoch bewertete Wachstumsaktien. "Viele Unternehmen haben die Pandemie besser überstanden als befürchtet", sagt Martin Wirth, Fondsmanager des FPM Stockpicker Germany All Cap (siehe Investor-Info). "Gleichzeitig ist auch ein weiterer Rückgang der Zinsen vom heutigen enteignungsgleichen Niveau nicht mehr zu erwarten, im Gegenteil", so Wirth. Die Bewertungsunterschiede von Value- zu Growth-Aktien hätten sich zwar etwas reduziert, dennoch seien sie immer noch vorhanden. "Insofern ist ein Ende der Value-Outperformance noch nicht absehbar", so der Fondsmanager.

Mit ihrem Portfolio sind Wirth und sein Kollege Raik Hoffmann aktuell bei einigen Zyklikern übergewichtet, daneben bei Unternehmen, die von "normaleren Zinsen" profitieren sollten. Zu Ersteren zählt etwa der Lkw-Zulieferer SAF- Holland, der mit knapp fünf Prozent im Fonds vertreten ist. Die Lkw-Branche werde, so Wirth, als superzyklisch wahrgenommen. "Dabei hat der Lkw- Verkehr nur im Lockdown ein paar Wochen gelitten und bald wieder das Normalmaß erreicht", sagt Wirth. Dagegen seien die Aktien gehandelt worden, als würde die Zerschlagung anstehen.

Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Mit dem Impffortschritt kommen mehr und mehr Industrien wieder auf die Beine. Wer breit gestreut profitieren will, findet neben dem FPM-Fonds noch zwei weitere Empfehlungen der Redaktion in der Investor-Info.
 


INVESTOR-INFO

FPM Stockpicker Germany AC

Die Schnäppchenjäger

In ihrem Portfolio vereinen Martin Wirth und Raik Hoffmann deutsche Unternehmen, die ein starkes Geschäftsmodell und ein hervorragendes Management aufweisen und deren Anteilscheine unterbewertet sind. Wie viele Fonds, die dezidiert eine Value-Strategie verfolgen, konnte das FPM-Portfolio dem Boom der Wachstumswerte in den vergangenen Jahren wenig entgegensetzen und trägt deshalb eine schlechte FondsNote. Vom Value-Comeback profitiert der Fonds nun bestens.

Velten Strategie Deutschland

Der Wissenschaftler

2020 war kein anderer Fonds für deutsche Aktien erfolgreicher als dieser. Und auch 2021 rangiert das Portfolio mit FondsNote 1 und Eco-Rating "A" weit vorn. Robert Velten, Ex-Unternehmensberater und Hochschuldozent für Wirtschaftswissenschaften, managt den Fonds nach einer Strategie, die auf den Faktoren Bewertung, Rentabilität, Wachstum, Momentum und Stabilität beruht. Im Fonds sind viele Nebenwerte enthalten.

iShares Divdax ETF

Das Dividendenvehikel

Konzerne, die hohe Dividenden an ihre Anleger ausschütten, sind häufig in zyklischen, konjunktursensiblen Segmenten zu finden. Genau in jenen Bereichen also, die von einem starken Wirtschaftsaufschwung profitieren. Kein Wunder also, dass seit Jahresanfang der DivDAX-ETF von iShares bei den Deutschland-Aktienfonds in der Spitzengruppe liegt. Mit ihm setzen Anleger auf die 15 dividendenstärksten Unternehmen aus dem DAX.