Der Duden überrascht manchmal nicht nur mit ausdrücklich erlaubten Schreibweisen wie Portmonee, Känguru oder Jogurt, sondern taugt mitunter auch als Zeitzeuge. So fand sich bereits im Jahr 1915 das Wort "Nachhaltigkeit" in dem Nachschlagewerk zur deutschen Rechtschreibung. Bis zum häufigen Gebrauch des Begriffs etwa in Unternehmen vergingen noch fast 100 Jahre. Mittlerweile hält kein Vorstandsvorsitzender auf der Hauptversammlung des von ihm geführten Unternehmens eine Rede, ohne immer wieder das Wort Nachhaltigkeit einzustreuen und die Aktionäre mit dem guten Gefühl zu füttern, irgendwie nachhaltig investiert zu sein. Was das genau heißen soll, bedarf jedoch auch 105 Jahre nach der erstmaligen Aufnahme des Worts in den Duden der Übersetzung.

In der Welt der Unternehmen sind damit gleich mehrere Bedeutungen verbunden, die sich im Englischen in der Abkürzung ESG wiederfinden. "E" steht dabei für Environment, "S" für Social und "G" für Governance. Das heißt, bei Nachhaltigkeit geht es bei dieser Betrachtungsweise um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Etwas freier übersetzt: Nachhaltigkeit bedeutet schonenden Umgang mit Ressourcen, das bereitwillige Übernehmen gesellschaftlicher Verantwortung und eine Unternehmensführung, die ausdrücklich auf Langfristigkeit angelegt ist und nicht nur in Quartalen denkt.

Methusalem Umwelt Bank

Privatanleger finden bei entsprechendem Interesse immer mehr Möglichkeiten, gezielt in nachhaltige Firmen zu investieren. Ein typisches Vehikel sind ESG-Fonds, die viele Vermögensverwalter (Asset-Manager) anbie- ten. Für Bankberater ist es zunehmend gängig, mit ihren Kunden über Möglichkeiten nachhaltiger Geldanlagen zu sprechen. Sie vermitteln entsprechende Angebote der Asset-Manager.

Vor dem Hintergrund von so viel nachhaltigem Interesse an Nachhaltigkeit beschloss €uro am Sonntag, das Deutsche Kundeninstitut (DKI) damit zu beauftragen, die Anbieter von ESG-Fonds zu testen. Das Düsseldorfer Institut checkte 26 Asset-Manager und neun Banken hinsichtlich jeweils 150 Kriterien auf ihre Qualitäten als ESG- Fonds-Anbieter. Dabei wurden sie in den drei Kategorien Transparenz, Nachhaltigkeit und Angebot geprüft. Manche Anbieter schafften dank Bonuspunkten sogar mehr als das eigentliche Maximum von 100 Punkten.

Mit dabei waren die Methusalems BMO Global Asset Management und Umwelt Bank, die ESG-Fonds seit dem Jahr 1984 respektive 1998 im Programm haben. Und auch Mainfirst und die Deutsche Bank, die Neulinge in diesem Genre, wurden getestet. Sie bieten ESG-Fonds erst seit Juli 2020 beziehungsweise März 2018 an.

Aberdeen und Triodos ganz vorn

Den Check der Asset-Manager entschied Aberdeen Standard Investments für sich, während bei den Banken die Triodos Bank ganz vorn landete. Aberdeen, der beste unter 14 mit "sehr gut" bewerteten Asset-Managern, überzeugte die Tester in der Disziplin Nachhaltigkeit unter anderem wegen der vielen Kriterien, die zur Aufnahme oder zum Ausschluss von Unternehmen in oder aus ESG-Fonds führen. Das deutet darauf hin, dass der Anbieter besonders wählerisch ist und Anleger ziemlich sicher sein können, ihr Geld nicht versehentlich wenig nachhaltig anzulegen.

Zum Ausschluss führen zum Beispiel Aspekte wie die Produktion von Waffen, Kohle- oder Atomkraft, Tierversuche, Suchtmittel, Gentechnik in der Landwirtschaft oder ein Verstoß gegen den UN Global Compact. Bei Letzterem handelt es sich um eine Übereinkunft zwischen den Vereinten Nationen (UN) und einer mittlerweile fünfstelligen Zahl von Unternehmen, die eine nachhaltige Weltwirtschaft zum Ziel hat.

Positiv bewertet Aberdeen bei der Auswahl für seine Fonds Firmen, die in erneuerbare Energien, Bildung, Kultur, Soziales, Gesundheit sowie in Land- und Forstwirtschaft investieren. Willkommen sind auch Häuser, die ihren Betrieb ressourcenschonend führen und Maßnahmen zum Klimaschutz ergreifen.

Die Transparenz bei Aberdeen bewerteten die Tester ebenfalls mit "sehr gut" . Das heißt, auf der Internetseite finden Interessenten sehr viele aussagekräftige Informationen zum Thema ESG-Fonds, zu nachhaltigen Geldanlagen und entsprechende Marktberichte. Und es gibt transparente Informationen darüber, welche ESG-Strategien genau verfolgt werden. Positiv wurde ferner das überdurchschnittlich große Angebot von ESG-Fonds gewertet. Aberdeen bietet sie als Aktien-, Renten-, Misch- und Immobilienfonds sowie als festverzinsliche Wertpapiere an.

Bei den Geldinstituten landete die sich selber als Nachhaltigkeitsbank begreifende Triodos Bank ganz oben. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen mit der Umwelt Bank und der GLS Bank zwei ebenfalls stark nachhaltigkeitsorientierte Häuser. Triodos überzeugte ganz ähnlich wie Aberdeen mit einer Vielzahl von Auswahlkritieren. Ob die Kriterien dauerhaft eingehalten werden, prüft Triodos mithilfe einer Vielzahl von Quellen, darunter Medien sowie Marktforscher und Ratingagenturen. Die Mitarbeiter werden in Nachhaltigkeit geschult.

Auf der Internetseite der Bank findet sich eine Fülle von Informationen zum Thema ESG-Fonds und zu den von der Bank verfolgten ESG-Strategien. Das Angebot von Triodos umfasst ESG-Anlagen als Aktien-, Renten- und Mischfonds sowie als festverzinsliche Wertpapiere.

Targobank schneidet schwach ab

Deutlich schlechter schnitten die jeweiligen Tabellenletzten Capital Group und Targobank ab. Die Capital Group fiel im Test mit nur wenigen Kriterien auf, die darüber entscheiden, ob eine Firma in einen ESG-Fonds kommt oder nicht. Das schaffen andere zielgenauer. Interessenten finden auf der Homepage kaum taugliche Infos zu ESG-Angeboten. Die Palette der ESG-Anlagen ist mit Aktien- und Mischfonds sowie festverzinslichen Wertpapieren eher mau.

Die Targobank bekam unter anderem deswegen die Gesamtnote "mangelhaft", weil ESG-Fonds bei der Wertpapierberatung nicht im Mittelpunkt stehen. Das ist so ansonsten nur noch bei der Commerzbank der Fall. Die Liste der Aufnahme- und Ausschlusskriterien ist vergleichsweise kurz. Der Informationsgehalt der Internetseite zum Thema ESG wurde mit "ungenügend" bewertet.

Noch ein paar Besonderheiten beim Test. Die Asset-Manager haben im Schnitt 39 ESG-Fonds im Angebot, die Banken zwölf. UBS Asset Management gibt an, Geschäfte mit den Ländern Iran, Kuba, Nordkorea und Syrien sowie mit der Krim könnten zum Ausschluss führen. Pornografie wird von den meisten Anbietern als ausdrücklich nicht nachhaltig eingestuft. Energieeffizientes Wohnen gilt als positiv.

Die Banken prüfen regelmäßig, ob die Unternehmen in den ESG-Fonds die Anforderungen weiterhin erfüllen. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) spricht von kontinuierlichen Prüfungen, während die GLS Bank nur einmal jährlich nachprüft. Die übrigen Banken liegen mit ihren Prüfintervallen dazwischen. Die Hypovereinsbank hat mit 45 mit Abstand die meisten ESG-Fonds im Angebot. Die BBBank kommt nur auf vier solcher Fonds.

Bei allen Banken können Kunden ein Depot eröffnen, wobei das im Falle der Helaba nur bei einigen Sparkassen geht. Die jährliche Mindestgebühr reicht von null Euro (Triodos, Umwelt Bank) bis zu 19,49 Euro (Deutsche Bank). Die Spanne der maximalen Depotgebühr geht von null Euro (Triodos) bis zu 59,50 Euro (GLS Bank). Und zwar nachhaltig.


 


 


So wurde getestet

Der Test zu Anbietern von ESG-Fonds (ESG steht für Environment, Social und Governance, also: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) teilt sich in die eigentlichen Fondsanbieter (Asset-Manager, AM) und die Banken, die die Fonds für ihre Kunden im Angebot haben. Beide Gruppen (AM und Banken) wurden im Auftrag von €uro am Sonntag vom Deutschen Kundeninstitut (DKI) in den drei Kategorien Transparenz, Nachhaltigkeit und Angebot geprüft. Für die Gesamtwertung wurden die Kategorien bei Banken und AM unterschiedlich gewichtet.

Transparenz (Gewicht 40 Prozent Banken, 30 Prozent AM): Hier prüfte das DKI den Informationsgehalt der Webseiten der Anbieter zu den Themen ESG-Fonds und nachhaltige Investments. Dabei achteten die Tester unter anderem darauf, ob über Aufnahme- und Ausschlusskriterien für die Fonds oder über die ESG-Strategie des Anbieters informiert wird. Zudem bewertete das Institut, wie transparent die Informationen zur Verfügung gestellt werden.

Nachhaltigkeit (40 Prozent Banken, 55 Prozent AM): In dieser Kategorie wurde untersucht, nach welchen Kriterien (etwa Länder, Branchen, Einhaltung internationaler Umweltstandards) Unternehmen in einen ESG-Fonds aufgenommen werden oder nicht. Darüber hinaus wurde geprüft, welche ESG-Strategien die Anbieter anwenden.

Angebot (20 Prozent Banken, 15 Prozent AM): Die Prüfer checkten die Anzahl der offerierten ESG-Fonds sowie die Vielfalt der Anlageklassen (zum Beispiel Aktienfonds, Rentenfonds, festverzinsliche Wertpapiere), in denen ESG-Investments möglich sind.