Dieses südeuropäische Land wächst schneller als alle großen Volkswirtschaften der Eurozone – und liefert auch an der Börse eine beeindruckende Performance.
Noch vor wenigen Jahren galt Spanien als einer der großen Krisenstaaten Europas – erst mit der Bankenkrise nach 2008, dann besonders hart getroffen von der Pandemie. Doch inzwischen hat sich das Bild komplett gewandelt: Die spanische Wirtschaft wächst aktuell schneller als die anderer großer EU-Nationen und hat laut Goldman Sachs Research ihre Wachstumsdynamik auf Jahre hinaus gesichert.
„Die Verlagerung hin zu hochgradig wertschöpfenden Dienstleistungen ist die am wenigsten gewürdigte strukturelle Veränderung der spanischen Wirtschaft“, erklärt Filippo Taddei, Senior Economist bei Goldman Sachs. Der Anteil dieser Sektoren am Bruttoinlandsprodukt sei heute drei Prozentpunkte höher als vor der Pandemie und damit auch stärker gestiegen als im Rest der Eurozone. Spanien hat die Wachstumslücke, die in der Pandemie gegenüber dem Euroraum aufgerissen war, längst geschlossen – und liegt nun sogar vorne.
Historische Parallelen: Spaniens frühere Boomphasen
Die heutige Stärke erinnert an frühere Phasen, in denen Spanien auf der europäischen Bühne hervorstach. Nach dem EU-Beitritt 1986 erlebte das Land einen Modernisierungsschub, der es näher an den wirtschaftlichen Standard Westeuropas heranführte. Ein weiterer symbolträchtiger Höhepunkt war die Olympiade 1992 in Barcelona, die Spanien weltweit ins Rampenlicht rückte und mit großen Infrastrukturprogrammen verbunden war.
Doch der wohl spektakulärste Boom fand in den 2000er-Jahren statt, getragen von einem gewaltigen Immobilien- und Bausektor. Diese Phase endete abrupt mit der globalen Finanzkrise 2008, die Spanien in eine tiefe Rezession stürzte. Im Unterschied zu damals basiert das aktuelle Wachstum jedoch nicht mehr allein auf Ziegeln und Beton, sondern auf einer breiter aufgestellten, wissensintensiven Dienstleistungs- und Industrieökonomie. Genau darin liegt die Nachhaltigkeit des jetzigen Aufschwungs.
Mehr als nur Tourismus
Traditionell wurde Spaniens Stärke vor allem mit dem Tourismus gleichgesetzt. Tatsächlich war die Rückkehr internationaler Reisender ein wichtiger Impulsgeber. Doch mittlerweile tragen auch andere Branchen bei: Finanzdienstleistungen, Immobilien, IT, Telekommunikation und professionelle Dienstleistungen. Diese Strukturverschiebung bringt mehr Wertschöpfung pro Arbeitnehmer – und macht Spaniens Konjunktur weniger anfällig für zyklische Schwankungen.
Zudem belebt die Industrieproduktion das Land. Spanien hat in der Pandemie den stärksten Einbruch unter den großen EU-Staaten erlebt, führt aber seither die Erholung an.
Demografie als Rückenwind
Ein entscheidender Vorteil Spaniens ist der Arbeitsmarkt. Das Land verzeichnet eine deutlich stärkere Zuwanderung als Deutschland, Frankreich oder Italien – und die neuen Einwanderer sind überdurchschnittlich gut ausgebildet. „Diese demografische Entwicklung könnte Spanien auf einen besseren Wachstumspfad setzen als den Rest Europas“, so Taddei.
Auch geopolitisch steht Spanien besser da: Das Land ist weniger abhängig vom Export in die USA, sodass mögliche Handelsbarrieren dort weniger durchschlagen. Gleichzeitig sind seine Leitindustrien weniger direkt dem chinesischen Konkurrenzdruck ausgesetzt.
Politik bleibt Nebengeräusch
Auf den ersten Blick könnte die fragile politische Lage in Madrid als Risiko erscheinen. Doch im Unterschied zu Italien oder Frankreich wirkt sie kaum als Bremse. Spanien hat eine traditionell niedrigere Steuer- und Ausgabenquote als viele Nachbarn. Selbst der langsamere Abruf der EU-Wiederaufbauhilfen bedeutet eher eine Streckung der Konjunkturimpulse, die ab 2026 stärker greifen könnten.
Goldman erwartet, dass der Staat in den kommenden Jahren zusätzlich die Verteidigungsausgaben erhöht und die Defizitquote auf 2,6 Prozent des BIP steigt – was der Wirtschaft neue Nachfrageimpulse verschafft.
Börse im Höhenflug
Dieser Rückenwind ist auch an der Börse zu spüren. Der spanische Leitindex IBEX 35 legte seit Jahresbeginn rund 30 Prozent zu. Noch stärker performten ETFs, die spanische Blue Chips bündeln: Der Amundi IBEX 35 UCITS ETF kommt auf ein Plus von 36 Prozent, der Xtrackers Spanish Equity UCITS ETF, der den breiteren Solactive Spain 40 Index abbildet, sogar auf 38 Prozent.
Damit zählt Spanien zu den absoluten Spitzenreitern Europas. Nur die Börsen in Griechenland und Polen haben 2025 bislang noch etwas besser performt – doch sie gehören nicht zu den großen EU-Volkswirtschaften. Unter den Schwergewichten der Eurozone ist Spanien damit klarer Performance-Leader.
Ein unterschätztes Europa-Wunder
Spanien hat sich vom Krisenstaat zum Wachstumsmotor der Eurozone entwickelt – getragen von einer strukturellen Verschiebung in höherwertige Dienstleistungen, einer robusten Demografie und einem günstigeren geopolitischen Umfeld. Politische Unsicherheiten treten in den Hintergrund, während sich das Land wirtschaftlich immer stärker behauptet.
Die heutige Konjunkturdynamik ist nicht mit der spekulativen Immobilienblase der 2000er vergleichbar, sondern fußt auf solideren Fundamenten. Für Anleger, die den Boom nicht verpassen wollen, bieten IBEX- oder Solactive-basierte ETFs effiziente Vehikel, um direkt in das neue Spanien-Wunder zu investieren.
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