Geopolitische Risiken sind fester Bestandteil der Anlageregion Naher Osten und Nordafrika. Nach Angriffen auf Tankerschiffe in der Straße von Hormus sind derzeit am Golf die Spannungen hoch. Die Anrainerstaaten bieten aber auch große Chancen. Neben den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheint der Finanzplatz Saudi-Arabien aussichtsreich. Mit einer Marktkapitalisierung von 540 Milliarden Dollar ist die saudische Börse der größte Aktienmarkt der Region.

"Das Königreich durchläuft tiefgreifende gesellschaftliche und ökonomische Veränderungen", sagt Stefan Böttcher. Der Manager hat das Land mit 51 Prozent in seinem Fiera Magna Mena Fund gewichtet und insbesondere in Finanzwerte investiert. "Beispielsweise steigt der Anteil weiblicher Arbeitnehmer tendenziell an", weiß Böttcher. Auch wirtschaftliche Erfolge sind klar zu erkennen.

2018 rangierte Saudi-Arabien in der vom International Institute for Management Development erstellten World Competitive Tabelle bereits auf Platz 38. Inzwischen hat sich der Wüstenstaat auf Rang 26 vorgearbeitet. Kein anderes Land hat einen derartigen Sprung in puncto Wettbewerbsfähigkeit nach oben gemacht. Nach Maßgabe des milliardenschweren Reformprogramms "Vision 2030" wollen die Machthaber in Riad die Abhängigkeit vom Öl deutlich reduzieren und die Wirtschaft wesentlich breiter als bislang aufstellen.

50 Milliarden Dollar Zuflüsse


Zudem öffnet sich der saudische Aktienmarkt für ausländische Investoren. Diese können mittlerweile Anteile in unbeschränkter Höhe an saudischen Unternehmen erwerben. Für ein Engagement an der Börse in Riad sprechen auch die erwarteten Mittelzuflüsse von Exchange Traded Funds, die den MSCI Emerging Markets abbilden. Im August hebt der weltgrößte Indexanbieter MSCI den Anteil saudischer Aktien auf 2,7 Prozent an. ETF-Anbieter sind dann gehalten nachzukaufen. "Wir erwarten, dass in diesem Jahr rund 50 Milliarden Dollar in saudische Aktien investiert werden", sagt Böttcher.

Allzu starke Kurschwankungen müssen Investoren nicht fürchten. "Der saudische Staatsfonds verfügt über die notwendigen Mittel, um Kurskorrekturen nicht allzu stark ausfallen zu lassen", erklärt der Fondsmanager. Das Nachbarland Kuwait wird im kommenden Jahr in den Schwellenländer-­Index aufgenommen. Der Anteil wird bei 0,5 Prozent liegen. Böttcher hat kuwaitische Aktien mit etwa 13 Prozent gewichtet. Für aussichtsreich hält er beispielsweise Human Soft. Das Unternehmen gründet und betreibt private Universitäten und bietet Weiterbildungsprogramme an.

Mittelfristig in den Fokus dürfte auch Katar rücken. Das Emirat trägt im Jahr 2022 die Fußballweltmeisterschaft aus. "Das wird ein voller Erfolg", glaubt Böttcher. Das Sportevent sollte auch Anleger zum Einstieg motivieren.