Harte Zeiten für den DWS Top Dividende: Die Performance leidet, das Fondsvolumen schrumpft. In den ersten elf Monaten 2020 ist der Anteilswert um 8,9 Prozent gesunken, die 3-Jahres-Performance steht bei 5,5 Prozent. Zugleich ist auch das Fondsvermögen von 19,5 Milliarden Euro im Mai 2019 auf nunmehr 17,75 Milliarden zurückgegangen - allerdings noch immer ein stolzes Volumen, was für das nach wie vor vorhandene Vertrauen der Anleger spricht.

Das Anlegervertrauen basiert nicht zuletzt auf den regelmäßigen Ausschüttungen, die nunmehr acht Mal in Folge angehoben wurden. Auch 2020. Die diesjährige Ausschüttung in Summe von 520 Millionen Euro, die im November erfolgte, spülte je Anteil 3,65 Euro in die Depots der Anleger. Überdies ist Fondsmanager Thomas Schüßler zuversichtlich, die Zahlungen an die Anleger auch 2021 zumindest halten zu können. Die aktuelle Ausschüttung entspreche einer Ausschüttungsrendite von drei Prozent, während das Portfolio derzeit sogar eine Dividendenrendite von vier Prozent aufweise. Da Schüßler davon ausgeht, dass "seine" Unternehmen ihre Dividendenzahlungen 2021 leicht steigern können, ist er "weiterhin positiv gestimmt".

Qualitätstitel mit Weltruf und hoher Dividendenrendite im Fokus


Positiv gestimmt ist er auch, was die Unternehmen angeht, in die er bevorzugt investiert. Das sind Qualitätstitel - etablierte Unternehmen mit Weltruf und hoher Dividendenrendite -, mit einem Börsenwert von mehr als 10 Milliarden Euro, die aktuell fast 90 Prozent des Fondsvermögens auf sich vereinen. Unter den Top Ten finden sich Namen wie Taiwan Semiconductor, Allianz, Unilever, Verizon und Nestlé. Anleihen machen hingegen gerade einmal 1,4 Prozent des Portfolios aus und sind nach Schüßlers Auffassung auch mehr der Liquiditätshaltung zuzuordnen, also der Cashquote von 3,7 Prozent hinzuzurechnen. Die verbleibenden fünf Prozent verteilen sich auf weniger große Unternehmen.

Die Konzentration des Fonds auf sogenannte MegaCaps hat verschiedene Gründe. Sie seien nicht nur die zuverlässigeren Dividendenzahler, sondern würden auch eine höhere Liquidität bieten und könnten somit leichter ausgetauscht werden. "Wir investieren vorrangig in Unternehmen, die selbst in Krisenzeiten stabile Zahlungsströme aufweisen", sagt Schüßler. "Darüber hinaus spielt bei der Auswahl der Titel die Bilanzqualität - neben diversen weiteren Faktoren - eine entscheidende Rolle."

Das hat den Fonds zwar nicht vor Kurseinbußen bewahrt, hat aber die Talfahrt deutlich gemildert: "Unser Portfolio ist zu über zwei Dritteln in weniger konjunktursensitiven Sektoren wie Gesundheit, nicht-zyklischer Konsum, regulierte Versorger und Telekommunikation investiert. Diese Unternehmen litten weit weniger stark unter den Gewinneinbrüchen als Aktien aus konjunktursensitiven Bereichen." Das spiegelt sich auch in der Benotung des Fonds wider: Börse online bewertet den DWS Top Dividende derzeit mit einer passablen FondsNote 3.

Ein Grund für die moderate Entwicklung dürfte auch gewesen sein, dass sich Schüßler mit seinem Portfolio dem jüngsten Trend gekürzter oder gestrichener Dividenden - vorrangig in Europa - fast vollständig entziehen konnte, wie er erklärt: "Die wenigen Kürzungen im Fonds wurden sogar von den Dividendenerhöhungen an anderer Stelle überkompensiert. Somit freut es mich sehr, dass wir die Ausschüttung - in einem Ausnahmejahr wie diesem - im Vergleich zum Vorjahr steigern konnten."

Investment mit Hosenträgern und Gürtel


Seine Anlagestrategie bezeichnet DWS-Manager Schüßler gern als "Investment mit Hosenträgern und Gürtel", bei der so schnell nichts verrutsche. Im Klartext bedeutet das einerseits ein vermindertes Anlagerisiko verbunden mit einer relativ geringen Volatilität - für die vergangenen drei Jahre beläuft sich die Volatilität auf 12,6 Prozent -, andererseits aber eben auch eingeschränkte Renditechancen. So habe der Fonds an der jüngsten, primär von US-Wachstumstiteln getriebenen Erholung der Weltaktienmärkte nur bedingt partizipieren können, aber eben auch während des Ausbruchs der Pandemie weniger verloren. Letztlich habe das auch damit zu tun, dass besagte US-Wachstumstitel überwiegend keine Dividende ausschütten und insofern nicht auf seiner Einkaufsliste stehen.

Ein weiterer Grund für die zuletzt schleppende Entwicklung des Fonds waren die Bereiche Energie und Versicherungen, die in den vergangenen Monaten nicht überzeugen konnten und sich deutlich schwächer entwickelten als der globale Aktienmarkt. "Aus guten Gründen halten wir dennoch an unserer aktuellen Positionierung fest", betont Schüßler. "Unsere Analysten gehen bei diesen Unternehmen weiterhin von gut kalkulierbaren Zahlungsströmen und Gewinnen aus." Das sei bedeutsam, denn "die von uns selektierten Unternehmen sollten auch künftig in der Lage sein, eine attraktive Dividende zu zahlen".

Weitere Schwerpunkte des Portfolios bilden die erwähnten Sektoren Gesundheitswesen, nicht-zyklischer Konsum, regulierte Versorger, Telekommunikation und zu rund 10 Prozent Technologiewerte - "dann aber mit attraktivem Dividendenprofil". Die hätten sich in den vergangenen Monaten ebenfalls sehr gut entwickelt. "Im Vergleich zu global anlegenden Wachstumsstrategien oder dem globalen Aktienmarkt sind wir als klassische Dividendeninvestoren dennoch deutlich weniger stark in IT-Titeln investiert", räumt er ein. Recht erfolgreich entwickelten sich daneben die von ihm ausgewählten Goldminenaktien, die vom gestiegenen Goldpreis profitieren konnten.

Totgesagte leben länger


Alles in allem hängt der DWS Top Dividende aber doch sehr stark am Value-Segment, das die klassischen Dividendenzahler umfasst und eben in den letzten Jahren mit dem Wachstumssegment nicht Schritt halten konnte. Für Schüßler ist das wiederum nur eine Frage der Zeit. "In der Kapitalmarkthistorie glichen sich die beiden Stile immer mal wieder an. Wann und in welchem Maße dies passieren wird, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ein möglicher Auslöser hierfür könnte aber durchaus die Verbreitung eines Impfstoffes gegen COVID-19 sein."

Ein weiterer Punkt ist die andauernde Niedrigzinsphase: "Wie heißt es so schön: Totgesagte leben länger - und das gilt meiner Meinung nach auch für klassische Dividendenfonds. Dieses Jahrzehnt wird als Jahrzehnt der Nullzinsen in die Kapitalmarktgeschichte eingehen. Anleger sollten sich daher nach alternativen Einkommensquellen umschauen. Für diese Investoren ist und bleibt nach unserer Einschätzung die klassische Dividendenstrategie eine gute Wahl", so Schüßler abschließend.

Technische Daten


Der DWS Top Dividende (DE0009848119) wurde am 28.04.2003 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 17,55 Milliarden EUR (per 30.11.2020). Der Note-3-Fonds wird mit einem maximalen Ausgabeaufschlag von 5,0 Prozent angeboten, die laufenden jährlichen Kosten liegen bei 1,45 Prozent, ein Erfolgshonorar wird nicht erhoben. Die anfallenden ordentlichen Erträge des Fonds werden regelmäßig ausgeschüttet.

Die Wertentwicklung des DWS Top Dividende in den vergangenen 5 Jahren; Quelle: DWS