Auf eine Ausschreibung von 200 Pflegestellen erhielt eine New Yorker Tierschutzorganisation Mitte März 2.000 Bewerbungen. "Den Tierheimen gehen Hunde und Katzen aus", schreibt der Nachrichtendienst Bloomberg und rechnet vor, dass Aktien wie die Online-Tierapotheke Petmed Express oder der Tierbedarf-Webshop Chewy im ersten Quartal 22 beziehungsweise 29 Prozent Plus erzielt haben. Hinter dem Krisenphänomen stecke ein langfristiger Trend, erklärt Andreas Fruschki, Fondsmanager des Allianz Pet and Animal Wellbeing.

€uro am Sonntag: Herr Fruschki, wer "Social Distancing" betreibt, möchte dabei offenbar nicht gern allein sein: Amerikanische Medien berichten von einem Ansturm auf Tierheime. Auch in Deutschland haben sich viele Menschen kurzfristig Hunde oder Katzen angeschafft. Gibt das Ihrem Portfolio Auftrieb?

Andreas Fruschki:

Das sind kurzfristige Entwicklungen und Anekdoten, die aber die langfristige Validität des Themas unterstreichen. Einsamkeit ist ein Grund, warum man sich ein Tier zulegt. Der Trend tritt aktuell vielleicht etwas stärker hervor als sonst. Aber hinter der sogenannten Pet Economy steht eine langfristige Entwicklung: Familien haben tendenziell weniger Kinder, aber mehr Haustiere - besonders in der Generation der Millennials. Gleichzeitig legen sich auch alte Menschen immer häufiger Haustiere zu. Insgesamt resultiert hieraus ein Markt, der schneller und langfristig vorhersagbarer wächst als der breite Rest.

Von was für einer Größenordnung beim Wachstum reden wir?

In den USA und Europa, wo die Entwicklung schon früher eingesetzt hat, sind es etwa fünf bis sechs Prozent pro Jahr. Aber auch in Asien werden Haustiere ab einem bestimmten Einkommensniveau zunehmend als Familienmitglieder betrachtet. Hier beträgt das Wachstum rund 15 Prozent pro Jahr. Das bedeutet für Firmen, die in diesem Bereich tätig sind, eine langfristige Wachstumsperspektive.

In was für Unternehmen investieren Sie?

Das sind vor allem Firmen aus den Bereichen Gesundheit und Versorgung. Auch Haustiere müssen zum Arzt. Viele Anleger scheuen ein Engagement im Pharmasektor, weil es eine hochgradig regulierte Branche mit teilweise erheblichem Kostendruck ist. Das trifft auf den Veterinärbereich jedoch nicht zu, da Haustierbesitzer den Tierarzt privat bezahlen. Und das Produktspektrum ist aufgrund der vielen verschiedenen Tierrassen sehr groß.

Und wie würden Sie die Tierfutterbranche charakterisieren?

Hier gilt, was auch die großen Nahrungsmittelhersteller auszeichnet: gegessen wird immer. Der Sektor Haustierversorgung wächst jedoch schneller als der Markt für sonstige Lebensmittel.

Ihr Portfolio liegt auf Jahressicht knapp im Plus. Ist die Pet Economy ein gutes Investmentthema für Krisenzeiten?

Natürlich wirkt sich gerade positiv aus, dass der Bereich keine Abhängigkeit vom Ölpreis oder von Finanzinstituten aufweist. Die beiden großen Kategorien, in die wir investieren, sind langfristig wachsend, aber tendenziell defensiv und sollten sich daher auch in schlechten Börsenphasen besser entwickeln als der Markt. Ich würde aber grundsätzlich davon abraten, bei Investmententscheidungen so stark auf die aktuelle Phase zu schauen. Wichtiger als die nächsten drei bis fünf Monate sind die nächsten drei bis fünf Jahre. Und wir sehen die Pet Economy als einen Bereich, wo es keine Fragezeichen gibt, ob das Thema in Zukunft noch relevant ist.

Tierisch stark

Der Anfang 2019 aufgelegte Fonds musste im Crash zwar auch Einbußen hinnehmen, ist aber bereits auf gutem Weg, die Verluste wieder wettzumachen. Gute Depotbeimischung.