Unter Aktienanlegern ist ein bisschen Heimlichtuerei gang und gäbe: Tipps hinter vorgehaltener Hand, Gerüchte, Austausch in Onlineforen zu Pennystocks sind an der Tagesordnung. Doch auch in der Fondsbranche gibt es Investments, die kaum bekannt sind, obwohl sie stark performen.

€uro am Sonntag hat sich auf die Suche gemacht nach diesen kleinen Fonds mit großer Leistung. Um renditestarke Portfolios aufzuspüren, hat die Redaktion als ersten Schritt die Wertentwicklung der vergangenen drei Jahre betrachtet. Aus den Spitzenfonds über diesen Zeitraum wurden sämtliche Portfolios unter die Lupe genommen, deren Vermögen maximal bei rund 50 Millionen Euro liegt und die damit als eher kleine Investmentfonds gelten. Analysiert wurden fünf beliebte Kategorien: Portfolios für deutsche, europäische und US-amerikanische Aktien sowie zwei Mischfonds-Kategorien.

In der Finanzwelt herrscht Streit darüber, ob Anleger mit großen oder kleinen Fonds besser fahren. Prinzipiell gilt: Die Leistung eines Portfolios hängt nicht von seinem Volumen ab. Große wie kleine Fonds sind in der Lage, hervorragende Wertentwicklungen zu erzielen. "Belastbare Aussagen zu einer Abhängigkeit zwischen Performance und Fondsvolumen sind nicht möglich", sagt Rüdiger Sälzle, Chef des Analysehauses FondsConsult. Zu viele Faktoren spielten eine Rolle, als dass sich eine Relation aufzeigen ließe.

In bestimmten Marktsegmenten sind kleine Fonds jedoch im Vorteil. Werden Aktien sehr kleiner Firmen gekauft, hat ein milliardenschweres Portfolio Schwierigkeiten. Denn allein durch seinen Ein- oder Ausstieg beeinflusst es den Kurs. "Ein kleinerer Fonds ist hier besser geeignet, um eine Outperformance zu generieren", sagt Sälzle.

Unter Kostenaspekten ist ein geringes Volumen allerdings eine Bürde. "Fixgebühren, zum Beispiel für Wirtschaftsprüfer und die Verwahrstelle, schlagen überproportional durch", so Sälzle. "Nicht selten summieren sich die laufenden Kosten dann auf relativ hohe zwei bis drei Prozent pro Jahr."

Zudem erhöht sich die Gefahr, dass ein Fonds wegen fehlender Wirtschaftlichkeit aufgelöst wird. "Bis zu einem Volumen von zehn Millionen Euro ist die Gefahr einer Schließung wegen des Kostendrucks groß", sagt er. Die Fonds, die die Redaktion herausgefiltert hat, liegen daher über dieser Grenze.

Unter den Portfolios für deutsche Aktien macht seit einiger Zeit der Velten Strategie Deutschland von sich reden. Binnen drei Jahren steigerte er seinen Wert um 60 Prozent und liegt damit mit Abstand auf dem ersten Platz in seiner Vergleichsgruppe. Gelenkt wird der Fonds von Robert Velten. Mithilfe eines von ihm entwickelten quantitativen Modells bestimmt er, welche Titel ins Portfolio gelangen. Fünf Faktoren spielen dabei eine Rolle: die Bewertung und das Momentum einer Aktie sowie das Wachstum, die Rentabilität und die Stabilität eines Unternehmens.

Die Daten, die Velten nutzt, stammen aus den historischen Quartalsberichten von rund 300 deutschen Firmen. Von diesen wählt er 30 aus. Da sich seine Analysen - abgesehen von einer gewissen Mindestliquidität - nicht an der Größe der Unternehmen orientieren, liefert sein Portfolio einen echten Querschnitt durch die deutsche Unternehmenswelt. DAX-Titel finden sich darin nur wenige.

Klein, aber fein präsentiert sich auch der Noramco Quality Funds Europe. Er investiert in Aktien aus ganz Europa mit Ausnahme von Großbritannien. Die Titelauswahl trifft SVM Asset Management, eine Vermögensverwaltung mit Sitz im schottischen Edinburgh. Obwohl der Fonds in Unternehmen jeder Größe investieren kann, bilden meist kleine und mittlere Unternehmen den Schwerpunkt. "70 Prozent des Vermögens stecken in Firmen mit einer Marktkapitalisierung von weniger als zehn Milliarden Euro", sagt Hugh Cuthbert.

Der Fondsmanager war früher in großen Unternehmen tätig, nun schätzt er die überschaubare Größe seines Teams. "In den Fonds kommen nur Titel, von denen wir wirklich überzeugt sind." Cuthbert sucht nach Unternehmen, die an der Börse deutlich unterbewertet sind. Alle Wirtschaftszweige stehen ihm offen, doch ein besonderes Faible hat er für Finanzwerte. "Der Sektor ist aus der Mode gekommen und die Bewertungen sind lächerlich niedrig."

Mit den Riesen auf Augenhöhe

Der S4A US Long ist der größte unter den hier vorgestellten Fonds. Gegenüber den bekannten Schwergewichten, die sich auf dem US-Aktienmarkt tummeln, nimmt sich das Volumen gleichwohl bescheiden aus. Dem Erfolg tut das keinen Abbruch, und die deutsche Vermögensverwaltung Source For Alpha kann es mit den großen US-Häusern locker aufnehmen. Sie richtet ihr Portfolio konsequent an wissenschaftlichen Erkenntnissen der Kapitalmarktforschung aus und überträgt diese in regelgebundene Anlagestrategien.

Die Gesellschaft bekennt sich klar zum Value-Stil, bei dem Firmen ausgewählt werden, die eine geringe Bewertung aufweisen und günstiger als der Gesamtmarkt sind. "Unser Value-Score setzt sich hierbei aus einer Vielzahl an Faktoren zusammen wie dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, dem Verhältnis vom Ebitda zum Unternehmenswert, dem Verhältnis vom Umsatz zum Unternehmenswert und weiteren", erläutert Christian Funke, Vorstand bei Source For Alpha.

Unter den Mischfonds fällt der Quint: Essence Strategy Dynamic auf. Er zählt zu den aktienlastigen Mixportfolios. Fondsmanager Thomas Gerber richtet seinen Fokus auf die Qualität eines Unternehmens. "Das Geschäftsmodell muss solide und ein langfristiges Ertragspotenzial erkennbar sein", sagt er. "Außerdem muss ein Konzern flexibel genug sein, um auf Veränderungen im Markt reagieren zu können." Bei der Titelauswahl konzentriert sich Gerber auf Large Caps, nur selten mischt er Mid Caps bei. "Es gibt genügend große qualitativ hochwertige Unternehmen mit Wachstumspotenzial", erklärt er.

Ein Markenzeichen des Fonds ist die geringe Zahl der gehaltenen Positionen: zurzeit sind es 28. Ebenfalls markant: Banken und Versicherungen kommen nicht ins Portfolio. "Wir haben ein grundsätzliches Problem mit dem Sektor, denn er steht vor monumentalen Veränderungen. Viele Banken haben Schwierigkeiten, mit ihrem traditionellen Geschäft Geld zu verdienen, und Probleme mit neuen Wettbewerbern."



In der Gruppe der flexiblen Mischfonds springt der M & W Capital ins Auge. Mit seiner Dreijahresperformance von 96 Prozent ist er der Konkurrenz weit enteilt. Trotzdem ist er nur 20 Millionen Euro schwer. Für einen Multi-Asset-Fonds ist das Portfolio zurzeit sehr einseitig ausgerichtet: Ausschließlich Aktien von Gold- und Silberminenbetreibern sind enthalten.

Grund für den extremen Schwerpunkt: Die Vermögensverwalter Martin Mack und Herwig Weise, die den Fonds verantworten, sind überzeugt, dass die Inflation über kurz oder lang ausarten wird. "Angesichts des Problems, dass die weltweiten Schulden mittlerweile bei 221 Billionen US-Dollar liegen, kann die Devise der Notenbanken nur noch ,Inflation um jeden Preis‘ lauten", sagt M & W-Analyst Volker Schnabel. "Sämtliche Maßnahmen werden die Preise letztlich kräftig nach oben treiben." Mit Minenaktien sehen sich die Vermögensverwalter besonders gut vor diesem Szenario geschützt. Mit dem M & W Capital erhalten Anleger also kein konventionelles Mixportfolio, sondern einen sehr fokussierten Fonds, der auf eine inflationäre Zukunft ausgerichtet ist.