So gut wie jeder kennt seine Hits. Evergreens wie "Schöne Maid" von Tony Marshall oder "Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben" von Jürgen Marcus gehören genauso dazu wie "Looking for freedom" von David Hasselhoff. Auch in Amerika war Jack White als Produzent erfolgreich und eroberte in den 80er-Jahren unter anderem mit Laura Branigan die US-Charts.

Aus dem Musikgeschäft hat sich White, der im vergangenen September 80 Jahre alt geworden ist, vor einiger Zeit zurückgezogen. Seitdem kümmert er sich mit Leidenschaft um die Geldanlage. Mit €uro am Sonntag sprach er über seine Lieblingsportfolios (siehe Investor-Info unten), seine Philosophie beim Investieren - und darüber, wie brutal Fondsmanager sein können.

€uro am Sonntag: Herr White, Sie haben Welthits produziert und als Komponist Evergreens geschrieben. Ihre Lieder sind auf über einer Milliarde Tonträger. Beweisen müssen Sie niemandem mehr etwas. Trotzdem möchten Sie sich jetzt noch einmal als Investmententscheider versuchen. Warum?

Jack White: Ich beschäftige mich schon viele Jahre mit dem Thema Geldanlage. Meist hatte ich ein gutes Händchen. Immer wieder haben Freunde zu mir gesagt: Warum startest du nicht ein neues Geschäft, wenn du so ein Näschen dafür hast?

Worauf setzen Sie bei Ihren Investments?

Um mich am Aktienmarkt zu engagieren, nutze ich ausschließlich Fonds. Ich habe mich vor langer Zeit entschieden, keine Einzelwerte zu kaufen. Klar: Manche Unternehmen sind richtig spannend. Tesla oder Apple haben mich gereizt. Aber ich habe irgendwann beschlossen: Ich überlasse es den Fondsmanagern, welche Titel kaufenswert sind und welche nicht. Damit schlafe ich nachts ruhiger.

Wie muss ich mir Ihre Fonds-investitionen vorstellen? Wie viele Produkte halten Sie?

Zurzeit sind es 13, im vergangenen Jahr waren es zwölf. Das reicht aus. Früher bestand mein Depot aus 25 Fonds. Aber es hat mich geärgert, dass von zum Beispiel sechs Europa-Fonds immer drei besser waren als die anderen drei. Da habe ich entschieden, dass ich wirklich nur die besten Produkte halten will und habe die Hälfte der Fonds rausgeworfen.

Wie sieht Ihr Depot aus?

Ich halte sechs global anlegende Aktienfonds, drei Technologiefonds, zwei Fonds für US-Aktien und zwei Fonds für Asien, insbesondere China. Darin spiegeln sich die drei Schwerpunktthemen wider, die ich zurzeit setze: USA, Digitalisierung und China. Das ist die Zukunft.

Kein Interesse an einem Europa-Fonds?

Das erledigen die Fondsmanager der globalen Aktienfonds für mich. Die schauen sich die ganze Welt an und wenn sie in Europa interessante Titel finden, kaufen sie die. Die wissen, was aus Europa gut ist. Auch einen Fonds extra für Deutschland brauche ich nicht. Was habe ich mir alles angeschaut hierzulande. Aber letzten Endes kann auch ein globales Produkt die besten deutschen Aktien für mich kaufen.

Nach welchen Kriterien wählen Sie die einzelnen Portfolios aus?

Am wichtigsten ist die Rendite. Die Basis meiner Vergleiche ist die Wertentwicklung im laufenden Jahr und auf Sicht von drei Jahren. Sofern verfügbar schaue ich zusätzlich auf die Leistung über fünf und zehn Jahre. In die engere Auswahl kommen allerdings nur Fonds mit einem Spitzenrating. Wenn möglich, müssen alle sowohl €uro FondsNote 1 tragen als auch fünf Sterne von Morningstar und FWW erhalten haben.

Achten Sie auf weitere Merkmale?

Ja, auf das Volumen. Das muss groß sein. Wenn ein Fonds viel Geld verwaltet, denke ich mir: Die anderen Leute halten das Produkt nicht ohne Grund. Da sind viele schlaue Großanleger dabei und auch deren Erfahrung mache ich mir zunutze, wenn ich große Fonds kaufe.

Wie läuft das konkret ab: Treffen Sie die Entscheidungen allein oder beraten Sie sich mit Finanzexperten?

Ich entscheide, ob und wann ein Fonds ausgetauscht wird, aber ich bespreche alles mit meinen Beratern. Mir helfen ein Anlagevermittler und ein erfolgreicher ehemaliger Fondsmanager. Ich schätze die Diskussionen mit ihnen und am schönsten ist es, wenn wir einer Meinung sind. Meine Infos zum Thema Geldanlage bekomme ich aus €uro am Sonntag. Die lasse ich mir jeden Freitag morgens auf den Schreibtisch legen - das ist meine Bibel.

Wie hat sich Ihr Fondsdepot 2020 entwickelt?

Im Durchschnitt haben die Fonds 50,3 Prozent zugelegt.

Starke Leistung …

… und in den vergangenen drei Jahren ging es um insgesamt 107,5 Prozent aufwärts. Das ist ein Vielfaches dessen, was Warren Buffett mit seiner Finanz- Holding Berkshire Hathaway in dieser Zeit erzielt hat.

Welcher Ihrer Fonds hat 2020 die beste Performance gezeigt?

Der Morgan Stanley US Growth. Der hat seinen Wert im vergangenen Jahr verdoppelt. Ich bin froh, dass ich dem Fonds die Treue gehalten habe. 2019 lief es im zweiten Halbjahr wirklich schlecht. Aber es gab keinerlei Änderungen beim Management oder bei der Strategie, deshalb wusste ich: Die schaffen es auch wieder, eine Spitzenleistung zu erbringen. Das war so ein Bauchgefühl.

Welcher Fonds ragt sonst noch hervor?

Ich bin begeistert von der schottischen Vermögensverwaltung Baillie Gifford. Die bietet viele herausragende Fonds an. Schon länger bin ich im Baillie Gifford Worldwide Long Term Global Growth Fund investiert. Der ist im vergangenen Jahr um rund 80 Prozent gestiegen. Besonders beeindruckt hat mich, wie stabil der Fonds im ersten Quartal 2020 war. Am Tiefpunkt des Crashs im März lag er seit Jahresbeginn gerade mal sieben Prozent im Minus.

Steckt Ihr gesamtes Vermögen in Ihrem Fondsdepot?

Nein, aber mein ganzes Aktienkapital. Schon als junger Mann habe ich gelernt, dass man ein Drittel seines Geldes in Aktien stecken sollte, ein Drittel in Immobilien und ein Drittel in Cash. Daran habe ich mich gehalten.

Nutzen Ihnen Erfahrungen, die Sie in Ihrer Karriere als Musikproduzent gemacht haben, heute bei der Geldanlage?

Ich habe in meinem Beruf bewiesen, dass es so etwas wie Talent gibt. Das kann man an keiner Uni lernen. Ich hatte immer ein Näschen für die richtigen Hits. Dieses Gefühl in Kombination mit klarem Verstand und ein wenig Mathematik hilft mir beim Investieren.

Sie haben auch schon einmal Börsenluft geschnuppert.

Ja, 1999 bin ich mit meiner Produktionsfirma an die Börse gegangen. Daher kommt auch meine Hochachtung für Fondsmanager. Ich war auf der anderen Seite und weiß, wie brutal sie sein können. Ich hatte damals Besuch einer Fondsmanagerin aus London, die in meine Aktie investieren wollte. Sie wollte alles über mein Unternehmen wissen und als ihr die Zahlen nicht gefallen haben, ist sie aufgestanden und gegangen. Das werde ich nie vergessen - ich war völlig perplex.

Und jetzt betätigen Sie sich selbst als eine Art Dachfondsmanager.

Ja, das kann man so sagen. Mir macht es Spaß, die Fonds ausführlich miteinander zu vergleichen. Ich würde meine Erkenntnisse gerne auch anderen Anlegern zur Verfügung stellen. Vielleicht meldet sich ja eine Privatbank oder eine andere Adresse bei mir, die aus meinem Depot ein Produkt machen möchte, in das jeder investieren kann. Ich bin offen für alles.
 



INVESTOR-INFO

Baillie Gifford Worldwide

Langfristiges Wachstum

Der Baillie Gifford Worldwide Long Term Global Growth Fund ist in Deutschland bislang kaum bekannt. Doch Mark Urquhart und Tom Slater, die beiden Portfoliomanager, geben sich größte Mühe, das zu ändern. In den vergangenen zwölf Monaten stieg der Anteilswert um 88 Prozent. Einen Großteil des Erfolgs verdanken Urquhart und Slater ihrem starken Engagement in Tesla, dessen Kurs im gleichen Zeitraum um 440 Prozent gestiegen ist. Langfristig in starke Wachstumsunternehmen zu investieren, lautet ihre Devise.

BGF World Technology

Starker Sektor

Beim Thema Digitalisierung setzt Musikproduzent Jack White unter anderem auf den BGF World Technology. Der Fonds gehört seit Jahren zu den Spitzenportfolios für den IT-Sektor, seit Februar 2011 hat er seinen Wert versiebenfacht. Der anhaltende Erfolg und das Anlegerinteresse haben dazu geführt, dass das Managerduo Tony Kim und Reid Menge mittlerweile rund neun Milliarden Euro verwaltet. Mit 117 Positionen ist das Portfolio relativ breit aufgestellt.

Morgan Stanley US Growth

Stars aus Amerika

Der Morgan Stanley US Growth Fund hat ein phänomenales Jahr 2020 hinter sich. Auf Eurobasis stieg sein Wert um 107 Prozent. Das Managerteam hält Ausschau nach etablierten und aufstrebenden Qualitätsunternehmen aus den USA mit nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen, hohen laufenden Erträgen und attraktiven Kapitalrenditen. Größte Werte sind aktuell Amazon, der Finanzdienstleister Square und der Anbieter von E-Commerce- Software, Shopify.