Die Generation Bausparer zahlte über Jahrzehnte kleine Summen bei Schwäbisch Hall und Co ein, um sich später Großes leisten zu können. Doch mittlerweile überzeugt das einstige Lieblingsprodukt der Deutschen nicht mehr: Niedrige Zinsen, kaum Flexibilität und hohe Nebenkosten verderben die Lust aufs Bausparen. Stattdessen erfreut sich eine andere langfristige Art der Geldanlage wachsender Beliebtheit: Sparpläne mit Fonds und ETFs. Vor allem Aktien- und Mischfonds eignen sich gut, um langfristig ein Vermögen aufzubauen.

Allein der Bestand an ETF-Sparplänen bei großen Onlinebrokern hat sich laut dem Branchendienst ExtraETF seit Anfang 2019 fast verdreifacht: auf 2,4 Millionen. "ETF-Sparpläne sind die beste Wahl, um Kapital fürs Alter anzusammeln", bestätigt Merten Larisch, Finanzexperte von der Verbraucherzentrale Bayern. Mit kleinen Summen und relativ geringen Nebenkosten kann man sehr rentabel anlegen. Der Anlagehorizont ist für Larisch klar: "Bis zum Lebensende." Die Sparrate sollte seiner Ansicht nach nicht zu niedrig sein, schließlich wolle man ja seinen Lebensstandard im Alter halten.

Tatsächlich kommen schon mit kleineren Sparbeträgen ansehnliche Summen zusammen. Wer pro Rate etwa 250 Euro investiert, kann in 30 Jahren inklusive Erträge auf über 203 ?000 Euro kommen. Unterstellt wird dabei eine jährliche Rendite von im Schnitt fünf Prozent. Das ist keine überzogene Erwartung. Der MSCI World machte in den vergangenen 30 Jahren inklusive Dividenden acht Prozent Gewinn pro Jahr.

Trotzdem müssen einige Dinge stimmen, um mit einem Sparplan erfolgreich anzulegen. Erstens: Die Produktklasse muss zur Risikobereitschaft passen. Fünf Prozent Gewinn pro Jahr und mehr gibt es nach Kosten eigentlich nur mit reinen Aktienfonds und Aktien-ETFs. Selbst mit sehr offensiven Mischfonds, die hohe Aktienquoten haben, daneben aber auch in Anlageklassen wie Anleihen oder Rohstoffe investieren, sind solche Erträge schwer zu erreichen. Dafür sind diese Produkte breit diversifiziert und in Crashs stabiler.

Anleger müssen sich also zwischen hoher Rendite bei hohen Schwankungen oder etwas weniger Rendite und einem ruhigeren Schlaf entscheiden. Als Basisinvestment eignen sich am besten Produkte, die global in Aktien und gegebenenfalls zusätzlich in andere Anlageklassen investieren. Aktiv gemanagte Aktien- und Mischfonds sind hier ebenso gefragt wie ETFs. Auch bei den Mischfonds gibt es bereits passive Multi-Asset-ETFs, die in Sachen Kosten und Rendite Standards setzen. In der Tabelle unten stellt die Redaktion besonders gut für Sparpläne geeignete Fonds und ETFs vor. Enthalten sind jeweils auch Produkte, die einem Nachhaltigkeitsansatz folgen.

ETFs auf den globalen Aktienindex MSCI World zählen zu den beliebtesten Sparplanprodukten. Wer einen dieser ETFs bespart, macht viel richtig: In rund 1600 Aktien aus 23 Industrieländern wird hier investiert, das ergibt eine gute Risikostreuung. Einen echten Querschnitt der Weltwirtschaft erhält man aber erst mit ETFs auf die noch breiteren Indizes MSCI All Country World oder FTSE All World, denn hier sind zusätzlich Aktien aus Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien vertreten. Der Anteil von US-Aktien sinkt gleichzeitig von zwei Dritteln auf unter 60 Prozent.

Aktive ESG-Fonds überzeugen

Aktiv gemanagte Fonds im sogenannten ESG-Bereich, wo man auf Kriterien wie Umweltschutz und gute Unternehmensführung achtet, sind oft die glaubwürdigeren und konsistenteren Produkte. Passive ETFs auf nachhaltige Indizes wie den MSCI World SRI verzichten zwar auf Aktien aus umstrittenen Branchen, sie unterziehen aber nicht jeden Titel einer individuellen Gewissensentscheidung. Aktive Fonds wie der Ökoworld Ökovision oder der Nordea Climate & Environment (nicht in der Tabelle) tun das und investieren zusätzlich vor allem gezielt in Firmen, die Umweltprobleme lösen wollen.




Bis vor wenigen Jahren waren Mischfonds die unumstrittene Domäne von renommierten Fondsmanagern. Nun hat jedoch auch hier der Trend zu ETF-basierten Produkten Einzug gehalten. Etwa der von Finanzprofessor Martin Weber entwickelte Arero - der Weltfonds. Er investiert 60 Prozent des Kapitals in globale Aktien, 25 Prozent in europäische Anleihen und 15 Prozent in Rohstoffe. Weil er drei verschiedene Indizes repliziert, ist er mehr ETF als Fonds. Ähnlich funktioniert der Lyxor Portfolio Strategy ETF. Etwas flexibler geht der Xtrackers Portfolio ETF vor, der eine Aktienquote von 30 bis 70 Prozent hat und den Rest in Anleihen steckt.

Klassische aktiv gemanagte Mischfonds sind bei Sparplänen nach wie vor gefragt. Bert Flossbach fährt beim FvS Multiple Opportunities mit hohen Aktienquoten, ein paar Anleihen und etwa zehn Prozent Gold seit Jahren solide Erträge ein. Ähnlich offensiv ist der UniRak aufgestellt, der auf Gold verzichtet und meist aus etwa zwei Dritteln Aktien und einem Drittel Anleihen besteht. Deutlich defensiver ist mit nur etwa einem Drittel Aktien und zwei Dritteln Anleihen aus Europa der Kapital Plus. Mischfonds mit Nachhaltigkeitsansatz fristen bei Sparplanangeboten bisher ein Nischendasein - auch wenn es etwa mit dem Raiffeisen Nachhaltigkeit Mix oder dem Swisscanto Sustainable Balanced gute Produkte gibt.