Alles hat seine Zeit. Auch und gerade Anlagetrends. Und so überrascht es kaum, dass der Vermögensverwalter Goldman Sachs Asset Management (GSAM)diesen Monat die Schwellenländerkonzepte "BRIC" sowie "Next 11" zu Grabe trägt. Erfunden hat sie einst Goldman- Sachs-Chefvolkswirt Jim O’Neill. 2001 verwendete er das Kürzel BRIC für die Länder Brasilien, Russland, Indien und China, 2005 fasste er elf weitere Wachstumsmärkte von Ägypten bis Vietnam in der Next-11-Liste zusammen.

Im November nun verschmilzt GSAM sein BRIC- und Next-11-Portfolio mit einem breit aufgestellten Emerging-Markets-Fonds des Hauses. Zu dürftig war zeitweise die Performance, zu schmal inzwischen das investierte Kapital. Eine breit angelegte Schwellenländer-Strategie sei heutzutage sinnvoller für Anleger, ist man bei GSAM überzeugt.

Wie schnell sich die Vorlieben der Investoren ändern, weiß Leo Willert ganz genau. Der Gründer von ARTS Asset Management in Wien ist den Trends an den Finanzmärkten schließlich täglich auf der Spur. Auf Basis eines selbst entwickelten Handelssystems investiert Willert mit einer Palette an Dachfonds in die jeweils trendstärksten Segmente des Marktes. Sein Flaggschiff ist der 430 Millionen Euro schwere weltweit anlegende C-Quadrat ARTS Total Return Global AMI (ISIN: DE 000 A0F 5G9 8).

Der Trading-Experte greift aus einem Universum von rund 10.000 Fonds und 2.000 ETFs für seine Dachfonds jene heraus, die starke Trends ausgebildet haben. Dank seiner umfangreichen Datenbank kann er sich stets den Überblick verschaffen, zu welcher Zeit welche Sektoren oder Länder angesagt waren und Rendite lieferten. Zuletzt untersuchte Willert, wie sich Fonds zu Themen, die vor zehn oder 20 Jahren im Trend lagen, bis heute entwickelt haben.

Die generelle Erkenntnis: Nicht alle "Zukunftsthemen" von einst brachten Anlegern tatsächliche eine gute Wertentwicklung. Das trifft unter anderem auf die beschriebenen BRIC-Fonds zu, die vor zehn Jahren bei Anlegern hoch im Kurs standen. Denn in der Erholungsrally nach der Finanzkrise 2008/2009 rangierten die Aktienmärkte der großen Schwellenländer weit vorn und schürten die Fantasie.

Aus heutiger Sicht aber ernüchtert das Ergebnis. "Insbesondere der BRIC-Staat Brasilien verzeichnet in den vergangenen zehn Jahren eine schlechte Aktienmarktperformance und zählt zu den Flops", so Willert. Die Fonds in seiner Datenbank erzielten im Auswertungszeitraum von September 2010 bis September 2020 eine durchschnittliche kumulierte Wertentwicklung von minus 33,9 Prozent. Ebenfalls tief im negativen Territorium rangieren Lateinamerika-Fonds, in denen brasilianische Aktien häufig eine große Rolle spielen.

Mit IT und Healthcare die Nase vorn

Besonders stark profitieren konnten Anleger über die vergangenen zehn Jahre dagegen von den Sektoren Informationstechnologie und Gesundheitsvorsorge. Die in der Datenbank von Willert befindlichen IT-Fonds brachten eine durchschnittliche Rendite von 374 Prozent ein, die global anlegenden Healthcare-Portfolios einen Zugewinn von im Schnitt 248 Prozent. Ebenfalls prächtig liefen die Sektoren Konsum (durchschnittliches Plus: 239 Prozent) und Biotechnologie (389 Prozent Plus). Wer auf US-Aktien setzte, konnte sich ebenfalls freuen. Trendstarke Portfolios mit diesem Fokus warfen im Schnitt 253 Prozent Rendite ab.

Mit Konsumtiteln konnten Anleger auch im Zeitraum über 20 Jahre hohe Gewinne einfahren. Im Schnitt 292 Prozent Wertzuwachs verzeichnen die entsprechenden Fonds in Willerts Datenbank. Aktien aus Fernost, der Region Asien-Pazifik sowie aus China zählen ebenfalls zu den Gewinnern.

"Die großen Trendthemen der frühen 2000er - Informationstechnologie, Telekommunikation und Biotechnologie - haben im Betrachtungszeitraum dagegen relativ schlecht abgeschnitten", sagt Willert. Telekom-Portfolios zählen sogar zu den Flop-Fonds über 20 Jahre.

Nach Willerts Analyse trägt die Auswahl des richtigen Sektors beziehungsweise der richtigen Anlageregion rund 35 Prozent zum Anlageerfolg bei. "Rund 15 Prozent macht der spezielle Fonds für einen Sektor oder eine Region aus", erklärt der Tradingspezialist. "Aber der Löwenanteil von 50 Prozent entfällt auf die richtige Aktienquote zur richtigen Zeit." Wer etwa durch eine Reduzierung von Aktien im Portfolio Verluste in Abschwüngen vermeiden könne, müsse im Aufschwung weniger aufholen.
 


INVESTOR-INFO

Zehn-Jahres-Sieger

Die Crème de la Crème

Dachfondsmanager Leo Willert hat jüngst ausgewertet, welche Segmente des Aktienmarkts in den vergangenen zehn Jahren die stärksten Aufwärtstrends zeigten - und welche Fonds am meisten davon profitierten. Ganz vorn platziert haben sich Portfolios mit US-Wachstumsaktien sowie US-Technologietiteln. Auf den Plätzen dahinter: Biotechnologie, Healthcare, Konsum sowie China-Aktien.

Die Fondstranchen, in die Willert investiert und die sich in seiner Datenbank finden, sind meist für institutionelle Investoren gedacht. Für die Tabelle unten hat die Redaktion die entsprechenden Privatanlegertranchen herausgesucht. Zudem sind in der Auflistung nur Portfolios vertreten, die mit FondsNote 1 oder 2 bewertet sind. Das bedeutet: Die Fonds glänzen nicht nur über zehn Jahre, sondern weisen auch über die vergangenen vier Jahre ein überdurchschnittlich gutes Rendite/Risiko-Profil auf.

Name ISIN Wertentw. 10 J. in %
MSt. US Growth LU0073232471 620,3
JPM US Technology LU0082616367 564,9
Candriam Biotechn. LU0108459040 420,9
JPM Gl. Healthcare LU0432979614 374,5
Robeco Gl. Cons. Tr. LU0187079347 353,5
UBS China Opport. LU0067412154 230,8

Wertentwicklung 10 Jahre kumuliert auf Euro-Basis Stand: 04.11.2020; Quelle: fondsweb