Der MSCI World galt lange als gesetzt für globales Investieren. Doch ein anderer Index rückt zunehmend in den Fokus – und bietet entscheidende Vorteile.
In der Welt der passiven Geldanlage führt kaum ein Weg am MSCI World Index vorbei. Er gilt als Synonym für globales Investieren – oder zumindest für das, was viele dafür halten.
Doch ein genauer Blick offenbart Schwächen: Der Index blendet große Teile der Welt aus und setzt fast ausschließlich auf Industrieländer. Der FTSE All-World Index füllt genau diese Lücke – und liefert inzwischen auch bei der Performance überzeugende Argumente.
Warum der MSCI World nicht die ganze Welt abbildet
Der Name „MSCI World“ ist irreführend: Der Index umfasst nur rund 1.500 Aktien aus 23 Industrieländern, vor allem aus den USA, Japan und Europa. Schwellenländer fehlen komplett. Damit bildet er nur einen Teil der Weltwirtschaft ab.
Das führt zu einer massiven US-Dominanz: Rund 70 % des MSCI World entfallen auf US-Titel, ein Drittel allein auf die Magnificent 7. Wer also glaubt, weltweit investiert zu sein, kauft im Kern ein hoch konzentriertes Tech-lastiges US-Portfolio – mit allen Chancen, aber auch entsprechenden Klumpenrisiken.
FTSE All-World: Breiter, globaler, ausgewogener
Der FTSE All-World Index verfolgt einen umfassenderen Ansatz. Er kombiniert Industrie- und Schwellenländer, umfasst mehr als 4.000 Aktien aus 49 Ländern und deckt damit rund 90–95 % der globalen Marktkapitalisierung ab.
Dadurch fließen auch Wachstumsmärkte wie Indien, China, Brasilien oder Indonesien automatisch ins Portfolio ein. Diese Volkswirtschaften treiben einen großen Teil des globalen Wachstums – und wirken als Diversifikationsmotor, wenn die USA oder Europa schwächeln.
Ein ETF statt zwei
Viele Anleger lösen die Lücke im MSCI World durch einen separaten Emerging-Markets-ETF. Das funktioniert, erhöht aber die Komplexität und erfordert manuelles Rebalancing. Ein ETF auf den FTSE All-World hingegen bildet beide Segmente in einem Produkt ab – schlanker, kosteneffizienter, zukunftssicherer.Steigt etwa der Anteil Indiens an der Weltwirtschaft, wächst auch seine Gewichtung im Index automatisch – ohne aktives Zutun des Anlegers.
ETFs auf den FTSE All-World – etwa von Vanguard – sind häufig günstiger als die Kombination aus MSCI World und Emerging Markets. Die Gesamtkostenquote (TER) liegt bei etwa 0,22 % p.a. – bemerkenswert niedrig für eine globale Abdeckung.
Performance: Die Dynamik dreht sich
Jahrelang lag der MSCI World leicht vorn – dank US-Outperformance. Doch 2025 ist ein Wendepunkt:
YTD: MSCI World +6,09 % vs. FTSE All-World +7,32 %
1 Jahr: MSCI World +10,09 % vs. FTSE All-World +10,70 %
3 Jahre: MSCI World +54,82 % vs. FTSE All-World +53,41 %
5 Jahre: MSCI World +98,32 % vs. FTSE All-World +89,78 %
Über drei Jahre liegen beide Indizes nahezu gleichauf – über fünf Jahre der MSCI World wegen der Big-Tech-Outperformance vorne. Zuletzt aber dreht die Dynamik zugunsten des FTSE All-World. Das zeigt: Wenn Schwellenländer an Momentum gewinnen, profitieren All-World-Anleger automatisch.
Strategische Perspektive: Zukunft neu gewichten
Wirtschaftliche Machtzentren verschieben sich nach Asien und in die Schwellenländer. Ein globales Portfolio sollte das widerspiegeln. Der FTSE All-World ist breiter aufgestellt, zukunftsorientierter und weniger abhängig von einzelnen Regionen. Er löst den MSCI World nicht zwingend ab – doch er ist für viele Anleger die realistischere Abbildung einer globalisierten Weltwirtschaft.
Der MSCI World war lange die ETF-Basisstrategie vieler Privatanleger. Doch in einer Welt mit verschobenen Wachstumsachsen bietet der FTSE All-World mehr Breite, bessere Diversifikation und neue Chancen – zuletzt auch mit leicht besserer Performance. Wer heute auf ein wirklich globales Depot setzt, kommt also am FTSE All-World kaum vorbei.
Lesen Sie dazu auch: Ihre Chance: Diese ETFs können den MSCI World auch in den nächsten 12 Monaten weiter schlagen
Und: ETF-Blase? Warum MSCI World & Co. die Börsen ins Wanken bringen könnten
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Preis der Finanzinstrumente wird von einem Index als Basiswert abgeleitet. Die Börsenmedien AG hat diesen Index entwickelt und hält die Rechte hieran. Mit dem Emittenten der dargestellten Wertpapiere hat die Börsenmedien AG eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, wonach sie dem Emittenten eine Lizenz zur Verwendung des Index erteilt. Die Börsenmedien AG erhält insoweit von dem Emittenten Vergütungen.