Lange haben Anleger darauf gewartet, am Montag war es dann so weit: Der Nikkei 225 übersprang die Marke von 30.000 Punkten. Mehr als 30 Jahre ist es her, dass der japanische Leitindex auf diesem Niveau stand. Zuletzt war dies im August 1990 der Fall gewesen.

Zu Beginn der Woche hatten vor allem zwei Nachrichten den Kursen Auftrieb verliehen. Zum einen war am Wochenende bekannt geworden, dass der Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer in Japan zugelassen wird. Das beflügelte die Hoffnung auf eine erfolgreiche Impfkampagne. Zum anderen veröffentlichte die Regierung in Tokio am Montag vorläufige Daten zum Wirtschaftswachstum, die besser ausfielen als erwartet. Danach stieg das japanische Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2020 auf das Jahr hochgerechnet um 12,7 Prozent. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Plus von 9,5 Prozent gerechnet.

"Japans heimische Investoren sind beeindruckt, dass der Nikkei die 30.000er-Marke erreicht hat", sagt John Vail, globaler Chefstratege der japanischen Vermögensverwaltung Nikko Asset Management. "Hier verfestigt sich eine Aktienkultur." Vail weist darauf hin, dass Aktien in Japan lange Zeit als zu riskant und als unehrenhafte Anlageform galten. Dies habe sich inzwischen deutlich geändert.

Japan nimmt unter den weltweiten Aktienmärkten eine Sonderstellung ein. Das Land ist der einzige bedeutende Markt, der in den vergangenen Jahren sein bisheriges Allzeithoch nicht übertreffen konnte. Der bestehende Rekord liegt bei knapp 39.000 Punkten zum Jahreswechsel 1989/90. Damals hatte eine Blase am Aktien- und Immobilienmarkt die Kurse explodieren lassen.

Auch wenn noch 30 Prozent bis zum Allzeithoch fehlen, elektrisiert die Anleger die Vorstellung, es erreichen zu können. "Der aktuelle Impuls hat neues Interesse bei einheimischen Investoren entfacht, die nach einem 20-jährigen Winterschlaf auf ihren Markt zurückkehren", sagt Richard Kaye, Manager des Aktienfonds Comgest Japan.



Im internationalen Vergleich sind die Aussichten für das Land gut. Japan ist bislang relativ unbeschadet durch die Pandemie gekommen, Infektions- und Todeszahlen sind wesentlich niedriger als etwa in Deutschland. Die Wirtschaft profitiert von ihrer engen Beziehung zu China und anderen asiatischen Wachstumsmärkten. Das jüngst beschlossene asiatisch-pazifische Freihandelsabkommen RCEP unterstützt den Warenverkehr in der Region zusätzlich. Die Fondsgesellschaft Barings erwartet daher, dass Japan bereits im laufenden Jahr das Produktionsniveau von 2019 erreichen wird - anders als Europa, das erst wieder 2022 auf dem Vorkrisenstand sein dürfte. Für 2021 und 2022 prognostiziert der Internationale Währungsfonds ein deutliches Plus beim Bruttoinlandsprodukt.

Weniger zugkräftig als Argument für japanische Aktien ist ihre günstige Bewertung. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist mit rund 1,5 zwar relativ niedrig. Doch zugleich sind die durchschnittlichen Eigenkapitalrenditen der Konzerne im globalen Vergleich gering. Die tiefen Kurs-Buchwert-Verhältnisse seien deshalb wenig überraschend, so die Landesbank Baden-Württemberg.

Rückenwind für japanische Aktien gibt es dagegen weiterhin durch die Geldpolitik. Die Bank of Japan verfolgt seit zwei Jahrzehnten einen lockeren Kurs, und die immense Staatsverschuldung macht es mehr als unwahrscheinlich, dass sich an den Nullzinsen in absehbarer Zeit etwas ändern wird.

Um sich im Land der aufgehenden Sonne zu engagieren, können Anleger aus rund 100 Aktienfonds wählen. Einen hervorragenden Job macht seit Jahren der Comgest Japan, der kurz- wie langfristig zu den Spitzenportfolios zählt (ISIN: IE 000 476 708 7). Eine kostengünstige Alternative bietet der Xtrackers Nikkei 225 (LU 083 902 744 7). Der ETF entwickelt sich parallel zum Leitindex der Börse Tokio.