Von Mexiko bis China, von Polen bis Argentinien – Schwellenländer feiern 2025 ihr Comeback. Anleger entdecken die vergessenen Märkte neu.
Lange galten die Emerging Markets als ewiger Underperformer. Wer in den vergangenen zehn Jahren Geld in die großen Schwellenländer-Indizes steckte, musste sich mit enttäuschenden Renditen zufriedengeben – zu stark war die Dominanz der US-Börsen.
Doch 2025 hat sich das Bild grundlegend gewandelt: Die großen Schwellenländer feiern ein Comeback, Anleger entdecken die Anlageklasse neu.
Die großen Gewinner 2025: Von China über Polen bis zu Argentinien
Polen ist mit einem Kursplus von über 35 Prozent einer der großen Überflieger des Jahres. Auch China meldet sich mit Nachdruck zurück: Der iShares MSCI China ETF legte mehr als 32 Prozent zu, der Hang Seng Index stieg um über 30 Prozent, und besonders dynamisch entwickelten sich China-Small-Cap-ETFs mit Zuwächsen von mehr als 50 Prozent seit Jahresbeginn. Mexiko brilliert sowohl über den Leitindex IPC als auch über den iShares Mexico ETF (EWW), der fast 32 Prozent gewann.
Brasilien schließt ebenfalls auf: Der Bovespa Index kletterte seit Jahresbeginn um knapp 19 Prozent. Argentinien wiederum erlebt unter Präsident Javier Milei einen politischen und ökonomischen Neustart, was die Börse mit Kursgewinnen von knapp 48 Prozent im Global X Argentinien ETF honoriert. Griechenland schließlich sticht als „Special Situation“ hervor – mit über 70 Prozent Plus, soliden Unternehmensgewinnen, einer Dividendenrendite von sechs Prozent und der Aussicht auf eine Rückkehr in den Kreis der MSCI Developed Markets.
Damit liegen die Schwellenländer 2025 im Schnitt vor den US-Märkten: Der MSCI Emerging Markets Index hat zwischen 18 und 22 Prozent YTD gewonnen, der iShares MSCI EM ETF rund 21,8 Prozent.
Die Treiber
„Wenn man es simpel herunterbricht, lautet die Formel: schwächerer Dollar, lockere Fed und ein China-Rebound“, sagt Malcolm Dorson, Head of Emerging Markets bei Global X ETFs, im CNBC-Format ETF Edge. Tatsächlich ist die makroökonomische Gemengelage wie gemacht für die Schwellenländer. Ein schwächerer Dollar verbessert Schuldentragfähigkeit und Kapitalströme. Gleichzeitig lockert die Fed ihre Geldpolitik nach Jahren hoher Zinsen – und die chinesische Wirtschaft zeigt erstmals seit Langem wieder Dynamik.
Paul Baiocchi von SS&C ALPS Advisors ergänzt: „Was diesen Trend entgleisen lassen könnte, ist eine Gegenbewegung im Dollar. EM sind sehr sensibel für Wechselkurseffekte. Hinzu kommt die Unsicherheit um neue Zölle und Handelsbarrieren.“
Neue Investmentansätze
Anders als noch vor 15 Jahren setzen Anleger heute nicht mehr blind auf den MSCI EM. „Damals war der Index zu 80 Prozent Asien, zu 40 Prozent China und zu einem Viertel von staatlichen Unternehmen geprägt – Diversifikation sah anders aus“, so Dorson.
Heute gehe es um gezielte Allokationen: Länder-ETFs für Polen, Mexiko oder Argentinien, regionale Strategien für Asien oder Lateinamerika, dazu Themen-ETFs für Infrastruktur, Energie oder Elektrifizierung.
Tavi Costa: EM als antizyklische Wette mit Substanz
Besonders eindringlich formuliert es Tavi Costa von Crescat Capital. „Was vielen als unlogisch erscheinen mag, ist für mich im heutigen Umfeld hochattraktiv“, schreibt er auf X. Emerging Markets seien unterbewertet und unterbesessen – genau die Konstellation für einen strukturellen Aufschwung. „Zwei Kräfte treiben diese Ökonomien: ein schwächerer Dollar und gedrückte US-Renditen. Angesichts der Schuldenlast und der Twin Deficits in den USA ist beides sehr wahrscheinlich.“
Mit anderen Worten: Während die USA mit strukturellen Problemen kämpfen, profitieren rohstoffreiche Schwellenländer doppelt – durch höhere Exporterlöse und durch Kapitalzuflüsse von Investoren, die Alternativen zu US-Aktien suchen.
What may seem like one of the most illogical moves to many looks highly compelling to me in today’s macro environment.
— Otavio (Tavi) Costa (@TaviCosta) September 7, 2025
The goal isn’t to be contrarian for its own sake, but to pursue a thesis that is fundamentally strong and widely under-owned.
That, to me, defines EM today.… pic.twitter.com/ADTabCNMor
Renaissance mit Risiken
Natürlich bleiben die Risiken real: Sollte der Dollar wider Erwarten steigen, wäre das ein unmittelbarer Gegenwind. Auch Handelskonflikte könnten die Euphorie bremsen. Doch die Ausgangslage ist klar besser als in den vergangenen Jahren. Die großen EM-Börsen laufen stark, die Bewertungen sind niedrig, die Kapitalströme beginnen zu drehen.
Die Emerging Markets haben 2025 ihre Rolle als Wachstums- und Renditequelle zurückerobert. Mit Polen, China, Mexiko, Brasilien, Argentinien und Griechenland gibt es gleich mehrere Stars im Aufschwung. Was sie eint: Sie profitieren vom schwächeren Dollar, von niedrigen US-Zinsen, von steigenden Rohstoffpreisen – und von der Tatsache, dass die meisten Anleger sie noch immer stark untergewichten. Genau das macht sie für Investoren attraktiv, die frühzeitig den nächsten großen Trend spielen wollen.
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