Einmal im Jahr treffen sich die Pimco-Experten, um einen Blick auf die nächsten drei bis fünf Jahre zu werfen. Secular Forum nennt die kalifornische Fondsgesellschaft dieses Treffen, das jeweils in der Zentrale in Newport Beach bei Los Angeles stattfindet. Im Jahr 2009 postulierte Pimco beim Secular Forum etwa das "New Normal", das für Anleger künftig niedrigere Renditen für Aktien und Anleihen verhieß. Allerdings kam es anders. Pimco unterschätzte, wie stark die "Notenpresse" der Notenbanken Aktien und Anleihen beflügeln würde.

Aus dem diesjährigen Secular Forum ging der Begriff "Rude Awakening" hervor, was auf Deutsch ein unsanftes Erwachen bedeutet. Anleger müssen in den nächsten Jahren demnach mit "radikalen Veränderungen" und "unangenehmen Überraschungen" rechnen. Zumindest schließt die Fondstochter der Münchner Allianz AG dies nicht aus. Beispiel USA: Für die nächsten drei bis fünf Jahre rechnet Pimco dort mit einer Rezession, die auch große Teile der Weltwirtschaft treffen dürfte.

"All dies ist zwar hochgradig spekulativ", schreiben die Pimco-Strategen Andrew Balls (CIO Anleihen), Joachim Fels (Global Economic Advisor) und Daniel J. Ivascyn (CIO). "Wir er- warten jedoch tendenziell eher eine verhaltenere und längere Rezession - man könnte sagen in Form eines Wok oder einer Untertasse - als eine stärkere, aber kürzere Rezession in V-Form". Die Folgen einer Rezes CHART sion schätzt Pimco denkbar negativ ein. Möglich wäre demnach eine massive Umverteilung von Einkommen und Reichtum, ein aggressiverer Protektionismus, die Verstaatlichung von Schlüsselunternehmen oder gar Schlüsselindustrien oder Angriffe auf die Unabhängigkeit der Zentralbanken.

Auf Anleger kämen daher unruhigere Zeiten zu. "Seit der Krise im Jahr 2008 wurden schlechte Nachrichten für die Wirtschaft in der Regel als gute Nachrichten für Finanzanlagen interpretiert, da die Entscheidungsträger stets schnell reagierten", schreiben Balls, Fels und Ivascyn. Diese "Schnäppchenjagd"-Mentalität könne jedoch nicht von Dauer sein, erwarten sie. "Die Wertentwicklung von Finanzanlagen hat jene der Realwirtschaft in den vergangenen zehn Jahren deutlich übertroffen. Im kommenden Jahrzehnt kann sich diese Entwicklung jedoch zweifelsohne ins Gegenteil verkehren", lautet ihr Fazit.

Bei Anleihen der Euro-Peripherie ist Pimco daher vorsichtig, weil die Unterstützung der EZB nachlassen werde und bei Firmenbonds möchte man die Kreditrisiken reduzieren, weil Anleger wieder höhere Spreads verlangen würden. Für attraktiv hält Pimco ausgewählte Schwellenländer sowie inflationsgeschützte US-Staatsanleihen (TIPS), Rohstoffe und Sachwerte, um sich gegen den Verlust der Kaufkraft zu schützen. Zudem rechnet Pimco mit einer steileren Zinskurve und favorisiert daher Anleihen mit kurzen Restlaufzeiten.