Nicht nur das Coronavirus kann in globalisierten Branchen zu Produktionsausfällen führen, sondern auch Computer­viren. So traf es vorigen Herbst Rheinmetall Automotive, Tochter des Düsseldorfer Rüstungskonzerns. Ein Hackerangriff mit Schadsoftware führte zu ­erheblichen Ausfällen in Werken in den USA, Brasilien und Mexiko. Dies könnte Rheinmetall schätzungsweise drei bis vier Millionen Euro gekostet haben.

Noch schlimmer erwischte es vorigen Sommer die US-Bank Capital One. Ein Hacker stahl Daten von 100 Millionen Kunden: Adressen, Telefonnummern, Infos zur Kreditwürdigkeit. Die Panne soll mit 100 bis 150 Millionen Dollar zu Buche geschlagen haben, vor allem für Rechtskosten, Benachrichtigungen von Kunden und Umstellung der Technik.

Weltweit entstehen Firmen durch ­Cyberkriminalität Schäden von jährlich 600 Milliarden Dollar, schätzen Experten. Nicht nur Hacker sind ein Risiko, auch traditionelle Einbrecher können Schäden anrichten, Waldbrände, Stürme oder eben eine Pandemie. Vorbeugung und Schutz sind ein lohnendes Feld für Anbieter von Sicherheitslösungen. "Das Geschäft mit Sicherheit ist ein großer und schnell wachsender Markt", sagt Matthieu Rolin, Co-Portfoliomanager des Thematics Safety Fonds.

Breite Aufstellung


114 Millionen neue Varianten von Schadprogrammen registrierte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik voriges Jahr. Deutsche Firmen geben im Jahr mehr als vier Milliarden Euro für IT-Sicherheit aus, so der Branchenverband Bitkom. Rund 40 Prozent der hiesigen Unternehmen waren binnen zwei Jahren von E-Crime betroffen, berichtet die Wirtschaftsberatung KPMG. Wahrscheinlich waren es weit mehr, denn oft bleiben die Angriffe unentdeckt und die Täter unerkannt.

"Die meisten Anbieter von Cybersicherheitslösungen kommen aus den Vereinigten Staaten", weiß Rolin. Zu den bekanntesten Software-Sicherheitsfirmen gehören NortonLifeLock aus Arizona und Symantec aus Kalifornien. Auch andernorts gibt es aussichtsreiche IT-Sicherheitsaktien wie die israelische CyberArq und die deutsche Secunet. Die auf das Sicherheitsthema spezialisierten Fonds beschränken sich indes nicht auf den Computerbereich. Neben IT-­Security gehören Umweltsicherheit, ­Gesundheitsschutz, Verkehrssicherheit und Schutz vor Kriminalität dazu.

Für Patrick Kolb, Fondsmanager des 2013 lancierten Credit Suisse Security Equity, ist Sicherheit ein Wachstumsthema, zudem ein konjunkturresistentes. "Wir sehen drei langfristige Treiber für Unternehmen im Sektor Sicherheit und Schutz", sagt Kolb. Die fortschreitende Digitalisierung der Welt sei nur ­einer davon. Ein weiterer Punkt sei das Wachstum der Weltbevölkerung und die damit verbundene Migration. Dies führe dazu, dass Staaten Personen-, Waren- und Kapitalströme stärker kontrollieren. Als dritten Treiber sieht Kolb die strengere Regulierung etwa in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittel und Wasser. "Es werden hohe neue Qualitätsstandards etabliert. Wir suchen deshalb für unseren Fonds zum Beispiel Unternehmen, die entsprechende Zertifizierungen vornehmen", sagt Kolb.

Im Portfolio finden sich neben Aktien aus der Computer- und Softwarebranche Firmen wie Thermo Fisher. Das US-­Unternehmen stellt Instrumente zur Kontrolle von Luft-, Boden- und Wasserqualität her und produziert Sprengstoffdetektoren sowie Geigerzähler. Oder Mettler-Toledo aus Ohio, ein Hersteller von Präzisionswaagen, mit denen sich etwa über das Gewicht von Tabletten prüfen lässt, dass in der Arznei kein Wirkstoff überdosiert wurde.

Ähnlich breit aufgestellt sind andere Fonds der Kategorie. Im 2019 gestarteten Thematics Safety Fonds besteht knapp die Hälfte des Portfolios aus Anbietern für digitale Sicherheit, der Rest aus Unternehmen mit Sicherheitslösungen für die reale Welt. Neben IT-Firmen finden sich der Schädlingsbekämpfer Rentokil, die auf Cyber-Policen spezialisierte Versicherung Beazley und Cintas, ein Hersteller von Berufsbekleidung.

Auch zum 2006 gestarteten Pictet ­Security gehören nicht nur Firmen, die vor Hackerangriffen schützen und sicheren Zahlungsverkehr ermöglichen. Hersteller von Airbags und Schließ­systemen, Objektschützer und Anbieter von Lebensmittelanalysen sind ebenso vertreten. Der Fonds investiert mindestens zu zwei Drittel in Firmen, die "zur Gewährleistung der Unversehrtheit, ­Gesundheit und Freiheit beitragen".

Klarer Fokus


Wer gezielt auf IT-Sicherheit setzen will, kann zum Cyber-Security-ETF von Legal & General greifen, der rund 50 Unternehmen des Sektors Datensicherheit enthält: neben Branchengrößen wie Symantec und Checkpoint Software auch Hersteller besonders sicherer Hardware wie Cisco und Barracuda Networks.

Wie der ETF beschränken sich die aktiv verwalteten Fonds auf eine überschaubare Zahl von Aktien, in der Regel enthalten sie circa 50 Titel. Der Performance ist dies nicht abträglich, sie entwickelten sich in den vergangenen Jahren besser als der Weltaktienmarkt.

Investor-Info

Credit Suisse Security Eq.
Sicherheit auf allen Ebenen


Im Fonds finden Anleger Aktien von Firmen, die Hackern das Handwerk legen wollen, aber auch andere Sicherheitsspezialisten. Schutz vor Cyberkriminalität ist ein wichtiger Bereich. Strafprävention, Verkehrssicherheit, Gesundheitsvorsorge und Umweltsicherheit sind weitere Schwerpunkte. Der Fokus liegt auf Firmen, die ihre Erträge mindestens zur Hälfte mit dem Thema Sicherheit erzielen.

Pictet Security
Pionier in der Kategorie


Der 2006 aufgelegte Fonds legt den Begriff Sicherheit ebenfalls relativ weit aus. Das Universum soll Firmen umfassen, deren Produkte und Dienstleistungen zur Unversehrtheit, ­Gesundheit und Freiheit von Einzelpersonen, Gesellschaften und Regierungen beitragen. Dazu zählen IT-Sicherheitsfirmen, ebenso ­Hersteller von Airbags oder Schließsystemen, ­Objektschützer oder Anbieter von Lebens­mittelanalysen. Rund 350 Aktien kommen ­infrage, ins Portfolio schaffen es circa 50 Titel.

L & G Cyber Security ETF
Spezialisten für IT-Sicherheit


Der börsennotierte Indexfonds des Anbieters Legal & General (L & G) fasst Unternehmen aus dem Sektor Datensicherheit ­zusammen. Enthalten sind viele Branchengrößen wie ­NortonLifeLock, Trend Micro oder Checkpoint Software, jedoch auch weniger bekannte Spezialisten wie CrowdStrike, ForeScout oder Splunk. Momentan befinden sich 47 Aktien im Portfolio des ETF. Fast alle Firmen stammen aus den Vereinigten Staaten und sorgten in den vergangenen Jahren bei den Aktionären für ordentliche Gewinne.