Eine der am wenigsten bekannten aber interessantesten Anlageklassen ist die Wandelanleihe. Sie ist eine Kombination aus Aktie und Anleihe. Wie bei traditionellen Anleihen hat sie eine feste Verzinsung und Laufzeit, an deren Ende sie zum Nennwert getilgt wird. Zusätzlich erwirbt der Käufer eine Option, die Anleihe in eine vorher festgelegte Anzahl von Aktien umzuwandeln. Steigt der Kurs der zu wandelnden Aktie, steigt auch die Notierung der Wandelanleihe.

Der Clou von Wandelanleihen ist das vorteilhafte Verhältnis von Risiko und Rendite: Eine Faustregel besagt, die Zwitterpapiere machen die Abwärtsbewegung von Aktien nur zu einem Drittel mit, die Aufwärtsbewegung hingegen zu zwei Dritteln. Durch diese Asymmetrie sind Wandelanleihen in längeren Zeiträumen meist sogar Aktien überlegen. Aber auch als Anleiheersatz haben sie gerade in Zeiten steigender Zinsen in der Vergangenheit ihre Überlegenheit demonstriert.

Ex-DWS-Manager Marc-Alexander Knieß, der nun bei Lupus alpha einen neuen Wandelanleihefonds managt, hat das Verhalten der Wandler in solchen Phasen untersucht. Diese Analyse hat er zusammen mit seinem Kollegen Stefan Schauer durchgeführt. "In den verschiedenen Zinsanstiegsphasen seit dem Jahr 2001 haben Convertibles jeweils eine bessere Wertentwicklung erzielen können als Staatsanleihen, Investment-Grade-Unternehmensanleihen oder auch High-Yield-Bonds", sagt Knieß.

Er beobachtet, dass das Zinssignal der Fed seit letztem Herbst bereits Wirkung zeigt - die Kurse von US-Anleihen gaben zeitweilig nach und die amerikanische Währung legte gegenüber dem Euro zu. "Allerdings halten sich die Reaktionen noch in Grenzen, weil viele Marktteilnehmer noch unschlüssig sind über Ausmaß und Tempo der Zinsentwicklung. Das dürfte sich spätestens dann ändern, wenn auch die Europäische Zentralbank (EZB) beginnt umzusteuern", erwartet er.

Eine Zinswende dürfte laut dem Lupus-alpha-Experten das Ende der über drei Jahrzehnte währenden Phase steigender Anleihekurse bedeuten. Das Problem: Viele Investoren hätten einen Großteil ihrer Assets in klassischen Rentenanlagen investiert. "Hier könnte es zu empfindlichen Kurseinbußen kommen", so Knieß. Ein Mittel gegen steigende Zinsen wären etwa Aktien oder Anleihen mit kurzer Duration.

Am Aktienmarkt können oder wollen laut Knieß allerdings viele Investoren sich nicht stärker engagieren. Ihnen sei die Volatilität von Dividendentiteln zu hoch und das Risiko von Kurseinbußen zu groß. Als Lösung des Problems empfiehlt er globale Wandelanleihen. "Zurückzuführen ist die Überlegenheit von Convertibles nicht nur auf das Wandlungsrecht in Aktien, sondern auch auf die niedrige Duration und damit verminderte Zinssensitivität als Wandelanleihen, die somit weniger stark auf Zinsimpulse reagieren als gewöhnliche Anleihen", erklärt der Experte.

Auch die Entwicklung der vergangenen sechs Monate unterstreiche die positiven Eigenschaften von Wandelanleihen in Umbruchphasen mit steigenden Zinsen. So konnten sich Convertibles gegenüber sämtlichen Anleihekategorien durchsetzen (siehe Grafik unten).