Langfristig sollen Unternehmen, die bei Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) glänzen, sich an der Börse besser entwickeln als Firmen, die solche Standards nicht erfüllen. In den Schwellenländern steht die Nachhaltigkeits­bewegung noch vor großen Herausforderungen. Anleger profitierten aber auch bei Emerging- Markets-Investments von ESG-Strategien, sagt Juan Salazar, ESG-Analyst bei BMO Global Asset Management mit Schwerpunkt Emerging Markets.

€uro am Sonntag: Ausgerechnet bei Firmen in Schwellenländern strenge Umwelt- und Sozialstandards anzulegen, kostet das Anleger nicht Rendite?

Juan Salazar:

Das ist eine weitverbreitete Meinung. Aber so ist es nicht. Es stimmt, dass man vielleicht auf einen Teil des Investmentuniversums verzichtet, wenn man bestimmte Unternehmen ausschließt. Aber das heißt nicht, dass man auf Rendite verzichten muss. Diverse Untersuchungen belegen, dass nachhaltige Investments langfristig besser abschneiden.

Worauf achten Sie genau?

Ein Fokus liegt auf ESG-Risiken bei Rohmaterialien, die Nutzung von Wasser und Klimarisiken in der gesamten Lieferkette. Bei Nahrungsmittelkonzernen, die bekanntlich stark von der wachsenden Mittelschicht in Schwellenländern profitieren, sind auch die mit den Produkten verbundenen Gesundheitsrisiken ein großes Thema.

Gibt es dort wie in Industrieländern einen Trend zu gesunder Ernährung?

Was die Konsumenten angeht, ist dieser Trend in den Schwellenländern sicher noch ganz am Anfang. Aber in diesen Ländern gibt es - wie bei uns - eine stark ansteigende Zahl an Übergewichtigen. Das belastet die Gesundheitssysteme, die finanziell häufig schlechter ausgestattet sind. Deshalb kommt es bereits zu regulatorischem Druck auf Lebensmittelhersteller. Wir sind überzeugt, dass dieser Druck noch erheblich zunehmen wird.

In Mexiko gibt es schon eine ­Zuckersteuer …

… und deshalb ist kalorienre­duzierte Coca-Cola dort billiger als die normale. Unternehmen müssen mit ihrer Produktpalette entsprechend reagieren.

Stößt der ESG-Ansatz auch irgendwann an seine Grenzen?

Das kommt vor. Wir hatten etwa in China einen großen Hersteller, der hat einen kalorienarmen grünen Tee und Instant-Nudeln mit weniger Salz entwickelt. Aber die Kunden haben die Produkte einfach nicht gekauft. Da können wir natürlich nicht sagen, investiert noch mehr Kapital in Produkte, die keiner kauft. Als Investoren haben wir schließlich Interesse daran, dass ein Unternehmen langfristig gut performt. Aber generell sehen wir eine große Bereitschaft bei den Firmen, gerade in Schwellenländern, ESG-konforme Veränderungen vorzunehmen.

Prüfen Sie die Angaben der Firmen nach?

Ja. Wo immer es geht, versuchen wir die Angaben zu verifizieren, etwa über die Zusammenarbeit mit Akteuren vor Ort wie lokale Nichtregierungsorganisationen.

Es gibt mittlerweile auch viele börsennotierte Indexfonds (ETFs), die ESG-Standards in die Aktienauswahl mit einbeziehen. Was spricht für ein ­aktives Management?

Es geht nicht nur darum, schlechte Firmen auszuschließen. Wer bei uns investiert, sorgt indirekt auch dafür, dass wir Druck auf Vorstände und Management ausüben, damit es zu Verbesserungen der ESG-­Standards im Unternehmen kommt. Das sichert letztlich die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens und führt langfristig zu einer Wertsteigerung.

BMO Res. Gl. Emerg. Markets:

Breit gestreuter, nachhaltiger Schwellenländer-Fonds. Die ­Titel im Portfolio stammen über­wiegend aus dem Finanz- oder Konsumgütersektor. Die Performance kann sich sehen lassen.