Als exogener Schock führte COVID-19 zum kürzesten Bärenmarkt der jüngsten Geschichte, und die wirtschaftliche Erholung war deutlich schneller als bei vorangegangenen Rezessionen. Mit der Zulassung wirksamer Impfstoffe richteten sich die Blicke der Anleger zunehmend auf die Post-Covid Zeit. Nach Jahren der relativen Vorsicht ist der Risikoappetit jetzt höher, wenn auch nicht überschwänglich. Wie geht es jetzt weiter?

Das Wachstum ist zurück:


Die sozialen und wirtschaftlichen Unsicherheiten die sich aus der COVID-19-Pandemie ergeben, sind mit dem Ende des Kalenderjahres 2020 nicht aus der Welt. Da jedoch ein Ende der von der Pandemie verursachten Einschränkungen in Aussicht steht, sieht unser zentrales Szenario vor, dass die Erholung in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt aufnimmt, jedoch noch nicht die Lücke zum vorherigen Potentialwachstum schließt. Bei steigender Impfquote und beginnenden Lockerungen rechnen wir mit massiven Nachholeffekten beim privaten Verbrauch. Verzögerungen bei den Impfmaßnahmen oder anhaltende Lockdowns könnten diese Erholung eventuell verzögern, jedoch nicht vollkommen aufhalten. Die Inflation wird vom jetzigen extrem niedrigen Niveau wieder ansteigen, jedoch unterhalb der Ziele der Zentralbanken bleiben da die Rezession eine starke Unterauslastung der Kapazitäten geschaffen hat. Fiskal- und Geldpolitik in den USA und in Europa werden die Erholung weiter in bisher unbekanntem Ausmaß unterstützen: So wird mit der Demokratischen Mehrheit im US-Senat dem bisherigen 750 Mrd € Hilfsprogramm ein Weiteres mit deutlich erhöhtem Volumen folgen. Die Zentralbanken werden weiterhin die Finanzierungsbedingungen auf günstigen Niveaus halten.

Alle Wege führen zu Aktien


Aktien: Um von der Erholungsphase zu profitieren, sind Aktien die erste Wahl. Aufgrund der starken Polarisierung zwischen Sektoren ist jedoch ein aktives Management wichtiger denn je. COVID-19 hat bereits existierende strukturelle Trends in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Ökologie beschleunigt. Obwohl einige Aktien innerhalb dieser Sektoren hochbewertet erscheinen, sind wir überzeugt dass der langfristige Ausblick für diese Aktien intakt bleiben wird. Natürlich gibt es Aktien wie Tesla, deren Kapitalisierung sich aktuell mit derjenigen der zehn größten traditionellen Automobilhersteller messen kann. Es ist ein wenig spät, um hier zu investieren, aber um solche Aktien frühzeitig zu entdecken, kann der Einsatz von KI und NLP (natural language processing, Analyse natürlicher Sprachmuster) hilfreich sein, da diese Technologien es uns ermöglichen, unstrukturierte Daten auf der Suche nach Hinweisen auf mögliche zukünftige Profiteure langfristiger Wachstumstrends zu durchforsten.

Außer auf langfristiges Wachstum angelegte Aktien sollten auch jene berücksichtigt werden, die von der Wiederöffnung der Wirtschaft profitieren. Die Rotation hin zu eher zyklischen Sektoren die von der Pandemie betroffen sind, wird andauern. Es ist ratsam, nach hohem von der Erholung getriebenem EPS-Wachstum zu suchen, etwa im Automobil-, Bauwirtschafts- oder Bankensektor. Wir favorisieren weiterhin Europa gegenüber den USA, wo Bewertungen günstiger sind und es mehr zyklische Aktien gibt. Small Caps werden wahrscheinlich eher überproportional vom Konjunkturprogramm der Regierung profitieren und haben im Bereich der Bewertung noch Spielraum gegenüber Large Caps. Märkte in Schwellenländern die von der Erholung in China oder von steigenden Ölpreisen profitieren, könnten kurzfristig Outperformance bieten.

Anleihen: Mit dem Risiko weiter steigender Zinsen und steilerer Renditekurven bieten zumindest US-Staatsanleihen eher ein geringes Potential. Dies dürfte Anleger weiter in Unternehmensanleihen drängen (sowohl High Yield als auch Investment Grade), wo die Spreads sich zwar deutlich verengt haben, aber noch "carry" Performance erzielt werden kann. Wie auf der Staatsanleihenseite könnte dieses Jahr jedoch etwas mehr Flexibilität gefragt sein als in den letzten Monaten. Temporäre Spread-Ausweitungen wegen z.B. schlechter Nachrichten von der Corona-Front, könnten dann durchaus für weitere Aufstockungen genutzt werden.

Währungen: Wir setzen mittelfristig weiter auf eine anhaltende Euro-Aufwertung vor allem zum USD, im Zuge der globalen Erholung. Auch einige unterbewertete Emerging Market Währungen haben in einem solchen Szenario noch einiges Potential auch gegenüber dem Euro.

Trends:


2021 werden wir weiterhin mit einer komplexen Investitionsumwelt zurechtkommen müssen, die von breiter Unsicherheit geprägt ist. Das Zusammenspiel disruptiver Technologien, struktureller und zyklischer Themen sowie von Megatrends mit langfristigen Auswirkungen auf die Wirtschaft macht es zu einer Notwendigkeit, traditionelle Anlageprozesse mit innovativen datengestützten Prozessen zu verbinden, wenn Sie interessante Anlagechancen entdecken wollen.




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