Börsenhandel ohne Provisionen? Im Ausland gibt es ein paar Anbieter, in Deutschland bislang nicht. Mit Trade Republic kommt nun in Kürze ein deutsches Broker-Start-up auf den Markt, das diesen Schritt versucht. "Wertpapierhandel gehört auf das Handy und Provisionen der Vergangenheit an", lautet die Grundidee der Gründer Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancellieri, die sich dafür mit der Sino AG als strategischem Investor zusammengetan haben. "Ohne Provision" bedeutet aber trotzdem nicht "ganz umsonst". BÖRSE ONLINE klärt die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Anbieter, der sich selbst als "Deutschlands erster mobiler und provisionsfreier Broker für Aktien und ETFs" sieht.

BÖRSE ONLINE: Welche Wertpapiere können Anleger demnächst bei Trade Republic handeln - und an welchen Handelsplätzen?


Ingo Hillen: Die linzenzierte Wertpapierhandelsbank will den Kauf und Verkauf von gut 6100 deutschen und internationalen Aktien und rund 250 ETFs offerieren. Der Handel erfolgt ausschließlich über das elektronische Handelssystem Lang & Schwarz (LS) Exchange an der Börse Hamburg, andere Börsenplätze werden nicht angeboten. Aktiv gemanagte Fonds, Zertifikate und Co kann man dort zunächst nicht handeln. Sparpläne werden vorerst ebenfalls nicht angeboten.

Ist Trade Republic für Privatkunden tatsächlich billiger als andere Broker?


Wenn man mal von besonderen Aktionen anderer Anbieter absieht, scheint Trade Republic das bestehende deutsche Preisgefüge im Brokerage tatsächlich unterbieten zu können. Zum Vergleich: Günstige Anbieter wie die niederländische Degiro, die in Deutschland die Handelsplätze Xetra und Frankfurt anbietet, nimmt für den Kauf eines DAX-Titels am Börsenplatz Xetra im Volumen von 1000 Euro einen Preis von insgesamt 2,26 Euro. Flatex verlangt für denselben Börsenplatz mindestens 8,26 Euro inklusive fremder Spesen; die eigene Provision beträgt stets 5,90 Euro. Die Onvista Bank offeriert ein FreeBuy Depot, Verkäufe sind allerdings nicht kostenlos. Die übrigen hierzulande bekannten Broker verlangen in der Regel höhere Gebühren.

Was kostet dann eine Order bei Trade Republic?


Auf eigene Orderprovisionen will der Anbieter dauerhaft verzichten, Kunden zahlen eine Fremdkostenpauschale von einem Euro pro Handelsgeschäft, unabhängig vom Ordervolumen. "Das ist nur ein Bruchteil dessen, was etablierte Onlinebroker in Deutschland für den Handel mit Wertpapieren insgesamt als Provisionen abrechnen", erzählt Ingo Hillen, Vorstand der Sino AG (WKN: 576 550), die mit rund 55 Prozent an der Trade Republic Bank GmbH beteiligt ist. Das Preis-Leistungs-Verzeichnis des neuen Anbieters kann man zwar noch nicht einsehen, aber dem Vernehmen nach soll es auf eine DIN-A4-Seite passen.

Wie steht es mit Depotgebühren?


Eine Depotgebühr berechnet der Broker ebenfalls nicht.

Wie trägt sich der Broker?


Trade Republic macht keinen Hehl daraus, dass sie von dem Handelsplatz, an den alle Kundenaufträge weitergeleitet werden, eine Rückvergütung für den Orderflow bekommt - "wie wohl jeder andere Broker auch, das ist absolut Usus im Markt", so Hillen. Anders als manch andere Anbieter sei man in diesem Punkt aber transparent: "Die Trade Republic Bank bekommt einen sehr niedrigen Cent-Betrag pro 100 Euro Ordervolumen", erläutert Hillen. Über die Fremdkostenpauschale von einem Euro will der Broker mittelfristig in der Lage sein, alle Fremdkosten zu decken. Außerdem fokussiert der Anbieter als Newcomer auf digitale Strukturen und weitgehend automatisierte Prozesse. Den Broker gibt es als reine App fürs Smartphone.

Werden Anleger auf anderem Wege zur Kasse gebeten, etwa durch schlechtere Kursstellung?


Die LS Exchange ist börslich überwacht, die Kursstellung ist an den Referenzmarkt Xetra in Preisen und Mengen gebunden. Außerhalb der Xetra-Zeiten werden die anderen Märkte beobachtet. "Trade-Republic-Kunden bekommen die gleichen Kurse, wie sie auch jeder andere Kunde einer anderen Bank von Lang & Schwarz im außerbörslichen Handel bekommt", stellt Hillen klar. "Die Plattform stellt faire Preise, und das in der Zeit von 7.30 Uhr bis 23 Uhr."

Mit welchen Partnern arbeitet der Anbieter zusammen?


Für die Abwicklung der Wertpapiergeschäfte sorgt die HSBC Transaction Service, der gemessen an der Anzahl der Transaktionen größte Wertpapierabwickler Deutschlands. Die Kundengelder liegen bei der Solaris Bank, einer Banking-Plattform mit deutscher Vollbanklizenz. Die an der Trade Republic Bank GmbH beteiligte Sino AG bietet seit rund 20 Jahren selbst Brokerage für besonders anspruchsvolle Daytrader an und betreut derzeit rund 400 Depots. Hillen sieht in der Trade Republic Bank eine strategische Beteiligung.

Wie sicher ist mein Geld dort?
Kundeneinlagen bei der Solaris Bank unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung und sind grundsätzlich mit 100 000 Euro pro Kunde abgesichert.

Wann geht Trade Republic live - und wie kann man Kunde werden?


In einigen Wochen soll es so weit sein. Derzeit können sich Interessenten mit ihrer Mailadresse auf einer Warteliste registrieren lassen und bekommen dann Bescheid. Die Depoteröffnung soll in weniger als zehn Minuten erledigt sein und läuft komplett digital auf dem Smartphone.