Lebensversicherungen bringen so wenig Rendite wie nie zuvor. An diese schlechte Nachricht haben sich die Kunden wohl oder übel gewöhnt. Auch für 2018 stimmt sie, allerdings ist der Absturz diesmal weniger tief. Denn knapp die Hälfte der Anbieter hält die Verzinsung konstant. Das hatten im vergangenen Jahr nur ganz wenige geschafft, damals ging die überwältigende Mehrheit nach unten. Beiden Jahren ist gleich, dass kein einziger Anbieter die Verzinsung erhöht hat.

Weshalb bröckelt es 2018 langsamer als 2017? Lars Heermann, Bereichsleiter bei der Ratingagentur Assekurata, verweist auf den Marktführer Allianz. Das Unternehmen hatte traditionell als einer der ersten Anbieter seine Ansage gemacht - und die laufende Verzinsung bei 2,8 Prozent gehalten (nach einem Minus von 0,3 Prozentpunkten im Vorjahr). Heermann: "Hieran haben sich andere Unternehmen orientiert." Immerhin sei es im Neugeschäft wichtig, eine attraktive Überschussbeteiligung auszuweisen. Der Experte warnt davor, die aktuelle Zahl überzubewerten. "Vielmehr sollte man als Kunde auf die langfristige Finanzkraft und Qualität der Anbieter achten."

Haben die Kapitalanlagen mehr als erwartet abgeworfen, sodass die Konstanz gerechtfertigt ist? Michael Klüttgens, Leiter der Versicherungssparte des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson Deutschland, hat seine Zweifel. "Es wäre irreführend, wenn man sagen würde, dass die Kapitalanleger ein super Ergebnis erzielt haben." Möglicherweise habe der eine oder andere Anbieter Buchgewinne gehoben, also Investments verkauft, die über ihrem Anschaffungspreis notieren. Kein guter Weg, meint Klüttgens: "Es wäre schade, wenn Unternehmen heute eine hohe Überschussbeteiligung zahlen und dafür eine problematische Lage in Zukunft riskieren."

Zu den einzelnen Zahlen: Laut einer Übersicht des Fachportals "pkv.wiki" bietet die Deutsche Ärzteversicherung mit 3,05 Prozent die höchste laufende Verzinsung am Markt, gefolgt von Ideal und Presseversorgung (jeweils 3,0 Prozent). Am wenigsten zu holen ist bei Generali (1,25 Prozent), Nürnberger Beamten (1,75 Prozent) und Gothaer (1,80 Prozent). Am stärksten nach unten ging es bei Heidelberger (minus 0,75 Prozentpunkte), gefolgt von Generali (minus 0,50 Prozentpunkte) sowie Helvetia und Mecklenburgische (jeweils minus 0,40 Prozentpunkte). Bei den 20 größten Anbietern sind AXA (2,9 Prozent) und Allianz (2,8 Prozent) am generösesten. Ganz hinten rangieren Generali und Gothaer.

Die meisten Zahlen gelten für neu abgeschlossene, ungeförderte Rentenversicherungen mit Garantiezins und beziehen sich auf den sogenannten Sparanteil, also Einzahlungen minus Kosten. Falls der Anbieter keine Policen mit Garantiezins mehr offeriert, was etwa bei Ergo der Fall ist, wird der Wert für laufende Verträge genommen. Manche Anbieter offerieren klassische und neuartige Kontrakte. So zahlt die Allianz für ihre Produktlinie "Perspektive", bei der lediglich die Einzahlungen zu Vertragsende garantiert sind, aktuell einen Aufschlag von 0,1 Prozentpunkten auf den laufenden Zins für Garantieprodukte.

Die laufende Verzinsung ist beispielsweise auch für sogenannte Indexpolicen relevant, die sich immer stärker verkaufen. Hier hat der Kunde zu Beginn jedes Jahres die Wahl, ob er sich die laufende Verzinsung von vornherein sichert oder ob das Geld an der Wertentwicklung eines Index teilhaben soll.

Bei vielen älteren Policen wird mehr bezahlt als angegeben, weil der Garantiezins oft höher liegt als die laufende Verzinsung (sie ist, einmal zugesagt, für das bestimmte Jahr verbindlich). Manchmal besteht das ganze Unternehmen nur aus solchen Policen, beispielsweise bei Entis. Das Unternehmen verwaltet die Restbestände der Mannheimer, die 2003 in Schieflage geraten war. Und hier beträgt der Garantiezins der Verträge - und damit auch die laufende Verzinsung - mindestens 3,0 Prozent. Bei allen Anbietern kommen noch unverbindliche Zahlungen hinzu, etwa Schlussüberschussanteile. Die Zuweisungen an Kunden heißen oft auch Überschussbeteiligung.