Die Deutschen bleiben ein Volk der Konservativen. Zwar nennen sie ihre Kinder gern Emily und Fynn, vielleicht auch Mila oder Kevin. Das klingt irgendwie modern und ganz und gar nicht nach alten Zeiten, als der Nachwuchs auf Namen wie Helga und Wilhelm hörte. Oder Gertrud und Theodor.

Doch so experimentierfreudig sich viele Zeitgenossen hierzulande bei den Rufnamen ihrer Kinder geben, so wenig mögen sie Neues, wenn es um den Aufbau ihres Vermögens geht. Da steht trotz anhaltender Niedrigzinsen weiterhin das Sparbuch alias Wilhelm besonders hoch im Kurs. Aktien und Aktienfonds, also häufig die Emilys und Kevins unter den Anlagen, liegen hingegen unverändert weit hinten.

In einer aktuellen Umfrage zum Anlageverhalten der Deutschen von Kantar TNS für den Bundesverband deutscher Banken gaben 41 Prozent der gut 1.000 Befragten ab 18 Jahren an, sie nutzten ein Sparbuch. 33 Prozent erklärten, sie setzten auf Lebensversicherungen, 30 Prozent schworen auf einen Bausparvertrag, 25 Prozent sahen in Immobilien eine gute Anlageform und 23 Prozent horteten Geld auf einem Tagesgeldkonto.

Aktien, Aktienfonds und andere Wertpapiere bringen es nur dann auf immerhin 23 Prozent, wenn man sie ­zusammenfasst. Umgekehrt förderte die Umfrage zutage, warum die übrigen 77 Prozent weder Aktien noch andere Wertpapiere besitzen. Als typische Gründe nannten die Befragten, sie kennen sich nicht aus, hätten kein Geld dafür übrig oder aber Wertpapiere seien generell zu unsicher. Ohnehin geht für die große Mehrheit nichts über Sicherheit bei der Geldanlage. Bei der Umfrage nannten 70 Prozent diesen Aspekt. Zum Vergleich: Nur 30 Prozent erklärten die Rendite für besonders wichtig.

Und noch eine Erkenntnis: 82 Prozent der Befragten lehnten den Gedanken rundweg ab, bei der Geldanlage ein höheres Risiko einzugehen, um damit die Renditechancen zu verbessern. Solcherlei passt zu jüngsten Zahlen des Fondsverbands BVI. Danach flossen den Offenen Immobilienfonds, die seit 2009 mit durchschnittlich 2,5 Prozent im Jahr eher konservativ performen, im ersten Halbjahr 2019 netto 6,1 Milliarden Euro zu. Das war mehr als doppelt so viel wie in den ersten sechs Monaten 2018. Mittlerweile steckt die Rekordsumme von 104 Milliarden Euro in diesem Fondstyp, der bis zur erstmaligen Schließung eines solchen Fonds im Herbst 2008 viele Jahrzehnte als Sparbuchersatz verkauft worden war.

Familie
Unsere Anlageziele:


"Wir möchten das Geld für uns arbeiten lassen. Unsere Einschränkung: Mittelfristig soll ein Teil des Ersparten - wir denken da an eine Größenordnung von etwa 10.000 Euro - für Notfälle schnell verfügbar sein."

Berufseinsteiger
Meine Anlageziele:


"Anlagen in Fonds und Aktien kann ich mir gut vorstellen, Kursschwankungen nehme ich in Kauf. Wenn ich in Rente gehe, sollte zumindest das eingezahlte Kapital zur Verfügung stehen."

Gutverdiener
Meine Anlageziele:


"Bis zur Rente brauche ich das angelegte Geld sicher nicht. Falls ich jedoch im Ruhestand mal plötzlich dringend Geld benötige, sollte ich auf 20.000 Euro schnell zugreifen können."

Höchste Punktzahl für ETFs


€uro am Sonntag wollte wissen, was Bankberater eigentlich ihren Kunden empfehlen, die ein Vermögen ansparen wollen. Dazu beauftragten wir das Deutsche Kundeninstitut (DKI) mit dem Test "Vermögensaufbau 2019". Das DKI prüfte 14 Geldinstitute, darunter die acht überregionalen Häuser BBBank, Commerzbank, Deutsche Bank, GLS Bank, Hypovereinsbank, Postbank, Santander und Targobank. Hinzu kommen die sechs regionalen Institute Frankfurter Sparkasse, Hamburger Sparkasse, Sparda-Bank Berlin, Sparda- Bank West, Münchner Bank und Volksbank Kassel Göttingen. Neben den konkreten Anlageempfehlungen standen die Beratungsqualität als wichtigstes Kriterium und der Kundenservice im Mittelpunkt (siehe unten: "So wurde bewertet").

Um für einen möglichst großen Teil der Bevölkerung zu überprüfen, wie die Banken beraten, schickte das DKI zu jeder Bank Testkunden, die sich als junge Familie, Berufseinsteiger oder arrivierter Gutverdiener ausgaben. Jede Bank wurde unterm Strich von mindestens sechs Personen besucht, die danach ihre Eindrücke schilderten und konkrete Anlageempfehlungen der Berater mitbrachten. Die meisten Punkte vergab das DKI bei allen drei Musterprofilen dafür, wenn eine Bank Indexfonds, also ETFs, für den Vermögensaufbau empfahl. Null Punkte gab es hingegen für die Empfehlung von Tagesgeld, eines Sparbuchs mit weniger als 0,5 Prozent Zinsen, von Geldmarktfonds sowie im Fall der Profile Berufseinsteiger und Gutverdiener von Bausparverträgen.

Testsieger: GLS Bank


Testsieger wurde diesmal die GLS Bank. Sie war im vergangenen Jahr mit der Note "befriedigend" noch auf dem zweitletzten Platz gelandet. Diesmal marschierte das Institut als bestes von vier mit "sehr gut" bewerteten Häusern auf Platz 1 durch. Die drei weiteren Anbieter mit Bestnote sind die Münchner Bank, die Deutsche Bank und die Sparda-­Bank Berlin. Vorjahressieger BBBank rangiert diesmal mit der Note "gut" auf Platz 5. Die Santander Bank verbesserte sich vom letzten auf den zwölften Platz.

Die GLS Bank überzeugte in allen drei Disziplinen Beratung, Produktempfehlungen und Kundenservice mit einem "sehr gut". Bei der Beratung fiel unter anderem positiv auf, dass alle Testpersonen ausführlich nach ihrer Risikobereitschaft und nach ihren bevorzugten Produkten befragt wurden. Alle GLS-Berater sprachen konkrete Produktempfehlungen aus. Die Erläuterungen zu den Produkten empfanden die Tester als "sehr ausführlich" und "sehr verständlich". In allen Gesprächen, in denen Wertpapiere empfohlen wurden, fertigten die Berater eine Geeignetheitserklärung an. Bemerkenswert: Nahezu alle Berater wurden als "sehr kompetent" erlebt. Die Testpersonen nahmen sie in jedem Gespräch eher als Berater denn als Verkäufer wahr.

Bei der Auswahl der empfohlenen Anlagen punktete die GLS Bank, weil sie den Testkunden die im Vergleich besseren Produkte nahelegte. Für den Vermögensaufbau wurden insbesondere Aktienfonds empfohlen. In einem Fall riet der Berater zur Anlage in Anteile an der GLS Bank.

Testverlierer: Commerzbank


Ganz anders fiel das Ergebnis für die Commerzbank aus. Sie landete mit der Note "ausreichend" auf dem letzten Platz. Das ist eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem Vorjahr, als sich die Bank mit der Note "gut" im vor­deren Mittelfeld befand. Besonders schlecht fielen im Test die Produktempfehlungen aus. Für diese gab es ein "ungenügend". Der Grund: Es wurden häufig eher schwach rentierliche Anlagen wie Rentenversicherungen mit oder ohne Fondsbindung empfohlen. In einem Gespräch riet der Berater zum Wachstum-Sparen, ganz so, als gäbe es das Phänomen der Niedrigzinsen nicht.

Die Beratungsqualität wurde mit "ausreichend" bewertet, weil wesentliche Standards nur zum Teil erfüllt wurden. So berechnete nur ein Berater für den Testkunden die Rentenlücke. Die Risikobereitschaft der Kunden wurde in vier Gesprächen nur zum Teil und in ­einem Gespräch gar nicht erfragt. Bedenklich: In keinem der Gespräche wurde eine Geeignetheitserklärung angefertigt, und das, obwohl in immerhin zwei Gesprächen Wertpapiere empfohlen wurden. Dass das Testergebnis für die Commerzbank nicht noch düsterer ausfiel, hat sie ihrem Kundenservice zu verdanken. Der entpuppte sich als überdurchschnittlich.

Noch ein paar Auffälligkeiten beim Test 2019. "Negativ fällt auf, dass über alle Profile hinweg nur für jeden vierten Tester die Rentenlücke berechnet wurde", kritisiert DKI-Chef Jörn Hüsgen. Besonders miserabel fiel die Quote bei den Testern aus, die sich als Gutverdiener ausgaben. Hier wurde nur in elf Prozent der Gespräche die Rentenlücke berechnet. Zu den negativen Eindrücken zählt auch dieser: In mehr als jedem vierten der Fälle, in denen eine ­Geeignetheitserklärung notwendig gewesen wäre, wurde eine solche nicht angefertigt. Das stellt nach Einschätzung des DKI womöglich eine Verletzung des Wertpapierhandelsgesetzes dar.

Punktabzüge gab es auch für die Versuche, Testkunden, die die Bank ausdrücklich mit dem Ziel des Vermögensaufbaus aufgesucht hatten, völlig andere Produkte anzudrehen. Das betraf insbesondere den Typus "Berufseinsteiger", der auffallend oft ein ­Girokonto oder eine Versicherung angeboten bekam.

Demgegenüber fiel die Analyse der Lebensumstände der Kunden in diesem Jahr detaillierter, also besser aus als 2018. Allerdings erkundigten sich die Berater nur in 59 Prozent der Gespräche nach vorhandenen Schulden. Positiv: In allen Gesprächen wurden den Kunden konkrete Produktklassen zur Anlage empfohlen. Fast zwei Drittel der Berater gaben ihren Kunden den Tipp, das Geld auf verschiedene Produkte aufzuteilen. 85 Prozent der Tester stuften ihren Berater als kompetent oder sehr kompetent ein - ein guter Wert. Immerhin knapp zwei Drittel der Berater legten ihre Provision offen, die meisten taten das ohne Nachfrage der Kunden.

Häufig empfohlen: Aktienfonds


Ein klarer Trend zeichnete sich bei den Produktempfehlungen ab. In fast der Hälfte der Fälle legten die Berater Anlagen in Aktien- und Dachfonds sowie in Mischfonds (mit Aktienanteil bis 100 Prozent) nahe. 2018 war das nicht mal bei einem Drittel der Gespräche der Fall. Weniger häufig als im Vorjahr wurden diesmal unter anderem Immobilienfonds, fondsgebundene Rentenversicherungen und Rentenfonds empfohlen. Sparbücher und Bausparverträge brachten es nur noch auf eine Empfehlungsquote von drei Prozent.

So wurde bewertet:
€uro am Sonntag hat mit dem Deut­schen Kundeninstitut (DKI) drei Mus­terkunden entwickelt, um in Erfahrung zu bringen, welche Vorschläge zum Vermögensaufbau die 14 Banken im Test unterbreiten. An diesen drei Typen (junge Familie, Berufseinsteiger, Gutverdiener) orientierten sich unsere Testkunden in ihren Bera­tungsgesprächen vor Ort. Bei den Terminen achteten die Tester vor al­lem darauf, wie präzise der Berater auf ihre individuellen Wünsche einging, ihre finanzielle Situ­ation erfasste, welche Vorschläge er machte und wie es um die Informationen zu Chancen, Risiken und Gebühren der empfohlenen Produkte bestellt ist. Dieser Teil ging mit 50 Prozent in die Wertung ein.

In einem weiteren Schritt wurden die emp­fohlenen Anlagetypen bewertet. Dabei war entscheidend, ob und, falls ja, wie gut die Produktarten, die den Testkunden nahegelegt wurden, zu ihrem jeweili­gen Risikoprofil und ihren geäußerten Wünschen passten. Dieser Part erhielt ein Gewicht von 30 Prozent an der Gesamtwertung.

Die restlichen 20 Prozent machte der Check des Kundenservices aus. Hierbei wurden die Internetseiten der Banken auf ihren Informationsgehalt zum Vermögens­aufbau geprüft. Zudem wurden mit Testanrufen und ­E-Mails die Freund­lichkeit, die Schnelligkeit und vor allem die Sachkennt­nis der Mitarbeiter getestet. Der achte Test dieser Art umfasst 160 Kriterien.