Die deutschen Pensionskassen, die zu den wichtigsten Trägern der betrieblichen Altersvorsorge zählen, stecken in der Krise. So will der BVV, nach Kapitalanlagen der größte Branchenakteur, die Renten für viele künftige Einzahlungen kräftig senken. Wie auf der Internetseite des BVV zu lesen ist, soll dies die Mitgliederversammlung am 24. Juni beschließen.

Es geht um bestimmte Altverträge, die rund zwei Drittel der BVV-Beitragszahlungen ausmachen. Hier sollen die garantierten Auszahlungen für künftige Beiträge um knapp ein Viertel sinken. Bislang gab es pro eingezahltem Euro gut elf Cent Rente pro Jahr, ab Anfang 2017 sollen es nur noch knapp neun Cent sein. Der BVV kümmert sich um die betriebliche Altersvorsorge von Banken und einigen an-deren Finanzdienstleistern. Er betreut nach Angaben der Branchenzeitschrift "Versicherungswirtschaft" 450 000 Arbeitnehmer und Rentner und ist so die Nummer 4 am Markt. Nach Kapitalanlagen gerechnet, ist der BVV mit gut 26 Milliarden Euro sogar die Nummer 1. Der BVV-Vorstand begründet die geplante Absenkung mit dem "außerordentlich niedrigen Zinsniveau" an den Kapitalmärkten.

Die Pensionskassen müssen, ebenso wie Lebensversicherungen, hauptsächlich in verzinsliche Papiere investieren, um jährliche Ausschüttungen garantieren zu können. Jedoch können viele Kassen - anders als Lebensversicherer - die jährlichen Zusagen absenken, wenn ihre Träger zustimmen. Im Falle des BVV und vieler anderer Pensionskassen ist dafür die Mitgliederversammlung zuständig, die von Arbeitnehmern und Arbeitgebern paritätisch besetzt ist.

Falls beim BVV im aktuellen Fall die erforderliche Mehrheit von 75 Prozent verfehlt wird, müssen die Arbeitgeber aller Voraussicht nach Geld zuschießen, um die garantierten Zahlungen tatsächlich zu leisten. Was am 24. Juni passieren wird, ist aber noch offen. Ein BVV-Sprecher sagt, man habe "viele verständnisvolle Reaktionen" auf die Pläne erhalten.

Vor einigen Wochen ist die Neue Leben Pensionskasse (NLP) bereits denselben Schritt gegangen, wie ihn der BVV plant. Hier werden die Ansprüche aus künftigen Beitragszahlungen für rund 80 000 Arbeitnehmer um 16 Prozent sinken. Die NLP gehört dem Versicherungskonzern Talanx sowie acht großen Sparkassen.

Pensionskassen betreuen gut sieben Millionen Arbeitnehmer und über eine Million Rentner. Frank Grund, der bei der Finanz-aufsicht Bafin die Versicherungsabteilung leitet, hatte schon im April gewarnt: "Mög-licherweise können bald einzelne Pensionskassen nicht mehr aus eigener Kraft ihre Leistungen in voller Höhe erbringen." Daher habe die Aufsicht bereits einige Branchenakteure in "Mann-deckung" genommen.