Der Brand der Pariser Kirche Notre-Dame hat ein Schlaglicht auf ein neues Sammelgebiet geworfen: sogenannte Null-Euro-Scheine. Sie haben zahlreiche Sicherheitsmerkmale echter Euro-Banknoten und stammen aus einer offiziellen Euro-Druckerei.

Die Papiere werden seit 2015 vorwiegend zur Finanzierung von Sehenswürdigkeiten eingesetzt und wenden sich vor allem an Touristen - so auch im Fall der französischen Kathedrale. Seit dem Brand am 15. April hat sich der Wert der zuvor ­verkauften Notre-Dame-Stücke massiv erhöht. Der Ausgabepreis hatte zwei Euro betragen, über die französische Seite des Auktionshauses Ebay werden mittlerweile inklusive Porto im Extremfall über 50 Euro bezahlt. Bei Ebay Deutschland sind es 20 Euro.

Das Geschäftsmodell stammt vom französischen Geschäftsmann Richard Faille: Er bietet Auftraggebern an, ein Motiv ihrer Wahl auf der Vorderseite der Scheine zu platzieren. Auf der Rückseite ist stets eine Auswahl europäischer Sehenswürdigkeiten abgebildet (Notre-Dame ist nicht darunter). Die Exemplare haben das Format der 20-Euro-­Banknoten und sind violett.

Hergestellt werden sie von der Druckerei Oberthur Fiduciaire in Colombes nahe Paris. Dort lässt die französische Zentralbank auch offizielle Euro-Banknoten produzieren. Der empfohlene Verkaufspreis an die Endkunden beträgt zwei Euro, die Marge zwischen diesem Preis und Failles Forderungen - die Rede ist von einem Euro pro Schein - kann die auftraggebende Institution einstreichen.

800 Ausgaben in 21 Ländern


Die Zentralbank erklärt auf Anfrage von €uro am Sonntag, sie habe vor Ausgabe der ersten Stücke das Design geprüft. Eine formelle Genehmigung sei nicht nötig, weil es sich um rein kommerzielle Produkte handle.

Es gibt mittlerweile in 21 Ländern insgesamt rund 800 Ausgaben mit üblicherweise je 5.000 oder 10.000 Scheinen. Der Kölner Dom wurde bereits viermal gewürdigt, der Duisburger Zoo sogar sechsmal. 2018 erschien der erste deutsche Sammler­katalog, der alle Ausgaben weltweit erfasst ("Katalog der 0-Euro-Souvenirscheine", Battenberg Verlag, 19,90 Euro). Dort notieren die meisten Stücke mit einstelligen Euro-Beträgen. Zweistellige Beträge sind selten, dreistellige die absolute Ausnahme. Am teuersten ist laut Katalog mit 900 Euro eine Ausgabe aus dem Jahr 2016, die das Stadion des Fußball-Drittligisten MSV Duisburg zeigt.

Hintergrund: Nach Angaben der Tageszeitung "Rheinische Post" offerieren die Stadtwerke Duisburg einen speziellen Tarif namens Zebrastrom, abgeleitet von "Zebras", dem Spitznamen des Klubs. 5000 Stücke wurden als Prämie für neue Kunden hergestellt, doch ist erst ein Teil davon ausgegeben - die genaue Zahl geben die Stadtwerke nicht preis. Auf Ebay werden aktuell jedoch nur 250 bis 350 Euro pro Schein bezahlt.