Anlagevorschläge vom Robo-Advisor? Für Kunden bekannter deutscher Onlinebroker ist das inzwischen Realität. Aber auch Änderungen bei den Konditionen hat es 2017 teilweise gegeben. Beides sind wichtige Themen, die die Verantwortlichen der beliebtesten deutschen Onlinebroker (laut Leserwahl 2017) beim BÖRSE ONLINE-Roundtable diskutierten. Damit startet auch die nächste Runde unserer Leserwahl zum Onlinebroker des Jahres, die bereits zum 19. Mal stattfindet. Wie Sie teilnehmen können und was es zu gewinnen gibt, erfahren Sie auf Seite 5.

Traditionsreiches Spitzentreffen: Branchentrends und die Ausbaupläne fürs 2018 standen im Fokus des Broker Roundtable von BÖRSE ONLINE. Dieses Mal diskutierten (von links): Jan Jirsa, Deutschland-Verantwortlicher von Degiro, Comdirect-Vorstand Sven Deglow, der nach der Übernahme der Onvista Bank auch diesen Anbieter mit vertrat, Matthias Bayer, Leiter Operations der ING-DiBa, Niklas Helmreich, Geschäftsführer von Flatex, sowie Mark Hauel, Bereichsleiter Privatkunden der Deutschen Kreditbank (DKB).

Börse Online: Preiserhöhungen im Brokerage gibt es nicht oft. Flatex hat sich getraut und kürzlich die börslichen Ordergebühren von fünf Euro auf 5,90 Euro erhöht. Warum?


Niklas Helmreich: Wir hatten seit Marktstart vor zehn Jahren stabile Preise. Nun haben wir uns für ein einheitliches Preismodell entschieden - eine Firma, ein Preis.

Als erster Broker haben Sie Negativzinsen auf dem Depotverrechnungskonto eingeführt. Wie haben die Kunden reagiert?


Helmreich: Wie alle anderen werden wir von der Europäischen Zentralbank mit minus 40 Basispunkten belastet. Diesen Zins reichen wir an unsere Kunden durch und passen ihn umgehend wieder an, wenn die EZB ihre extrem lockere Geldpolitik wieder strafft. Die Gründe dafür wurden ganz offen kommuniziert, außerdem haben wir unseren Kunden einige Alternativen angeboten ...

... und die zeigen sich leidensfähig?


Helmreich: Unsere Kunden haben das verstanden. Der Effekt war, dass die Kunden mehr Geld in Wertpapiere investiert haben. Wir sind 2017 um 35 000 Kunden auf jetzt mehr als 200 000 Kunden gewachsen. Wir haben unseren Marktanteil gefestigt und sogar ausgebaut. Das spricht für sich.

Herr Deglow, Comdirect hat die Onvista Bank übernommen. Auf deren Website steht "Fünf Euro Provision dauerhaft". Ist das eine Spitze gegen Flatex?


Sven Deglow: Die fünf Euro sind seit 2015 der Standardpreis bei Onvista, das wird es auch weiterhin so geben.

Das Free-Buy-Depot auch?


Deglow: Das bleibt bis auf Weiteres eine von mehreren Preisvarianten, da es bei den Kunden sehr beliebt ist.

Herr Jirsa, Degiro sieht sich als Preisbrecher. Bei Ihnen sind Orders noch billiger als bei Flatex und Onvista Bank. Wie kriegen Sie das hin - verkaufen Sie Orderflow?


Helmreich: Gute Frage!
Jan Jirsa: Wir fragen uns eher, weshalb die anderen so teuer sind. Wir bekommen das hin mit unserer Infrastruktur, die wir uns selbst aufgebaut haben, daher haben wir Effizienzvorteile gegenüber der Konkurrenz.

Das heißt, die anderen sind zu teuer?


Jirsa: Aus unserer Sicht schon.
Helmreich: Wichtig ist die Transparenz - einen Preis ohne Sternchen und ohne pauschale Handling-Fee. Das gilt auch bei der Orderausführung, denn eine Xetra-Order ist nur dann eine Xetra-Order, wenn sie auch am Markt ist und dort ausgeführt wird.

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Sie spielen auf Internalisierung an: Dabei werden Orders von Kunden auf Ebene des Brokers gegeneinander ausgeführt - und nur, was "übrig bleibt", geht an die Börse. Wer macht das von Ihnen hier am Tisch?


(Allgemeines Kopfschütteln)
Jirsa: Bei uns können Orders innerhalb des Kundenpools internalisiert werden, aber nur vollständige Orders, keine Teile. Daher wird nur ein sehr kleiner Teil der Orders unserer Kunden intern ausgeführt. Es gilt aber immer das Prinzip von Best-Execution: Sie wird nie zu einem schlechteren Preis als an der Referenzbörse ausgeführt.

Sind Sie bei der ING-DiBa zu teuer, Herr Bayer?


Matthias Bayer: Als Vollbank haben wir uns in den letzten Jahren nie an Preiskämpfen beteiligt. Wir wollen einen sehr guten Service bieten, ein vollumfängliches Paket. Um Einsteiger ins Wertpapiergeschäft zu bekommen, die mit niedrigen Anlagebeträgen einsteigen wollen, überlegen wir uns, ob wir in diesem Segment etwas günstiger werden können.

Wie kann man sich das vorstellen? Führen Sie à la Comdirect Neukundenkonditionen ein?


Bayer: Wir überlegen, ob wir für kleine Ordervolumina bis 500 oder bis 1000 Euro günstigere Ordergebühren einführen. Unser höchstes Gut ist das kostenlose Depot. Wir werden bestimmt einer der Letzten sein, der hier Gebühren einführt. Unsere Neukunden kommen vor allem von den Filialbanken. 2017 wachsen wir bisher noch etwas stärker als im Vorjahr. Da hatten wir ja rund 100 000 neue Depots eröffnet.

Davon ist die Deutsche Kreditbank (DKB) noch ein gutes Stück entfernt.


Mark Hauel: Stimmt. Bei Neukunden im Bankingbereich ist die 100 000er-Marke für uns gar kein Problem, beim Brokerage sind wir eher bei der Hälfte unterwegs. Nach Anzahl der Konten sind wir die größte Direktbank Deutschlands. Mittlerweile haben wir aber auch schon 180 000 Depots. Aber uns fehlt definitiv die Brokerage-Historie und damit auch noch die Aufmerksamkeit der Kunden. Wir tragen das Wort "Kredit" im Namen ...

Trotzdem hat man bei der DKB bislang noch den Eindruck, der Brokerage-Bereich ist Bückware. Wollen Sie den künftig stärker in den Vordergrund stellen?


Hauel: Ja, damit haben wir auch schon angefangen. In den letzten zwei Jahren haben sich bei uns die Depots und die Transaktionen verdoppelt, was aus unserer Sicht neben der kostenlosen Depotführung an dem übersichtlichen Gebührenmodell mit den zwei Staffeln zehn und 25 Euro bei den Ordergebühren liegt. Wir werden die besonderen Funktionalitäten von Spezialanbietern nicht in ein paar Monaten erreichen. Unser Ziel ist ein noch umfangreicheres Brokerage-Angebot.

Herr Jirsa: Die anderen akzeptieren offenbar, dass Degiro den Preisführer gibt. Wie geht es bei Ihnen weiter?


Jirsa: Wir sind überzeugt, dass wir langfristig der Günstigste am Markt sein können. Derzeit sind wir in 18 Ländern aktiv, haben 2017 insgesamt 80 000 Neukunden gewonnen und fast 15 Millionen Transaktionen abgewickelt. Wir schauen, dass wir jetzt langsam von der Preisschiene weggehen und ein immer besseres Angebot für Kunden bieten - beim Service, bei Handelsplätzen und in puncto personalisierbare Handelsplattform.

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Das klingt irgendwie nach "Flatex Reloaded". Deshalb die Frage an Herrn Helmreich: Was ist bei Ihnen der nächste Ausbauschritt? Wie steht es mit Robo-Advice? Comdirect und ING-DiBa haben es schon?


Helmreich: Wir kommen aus dem reinen Brokeragegeschäft, wo die Kunden selbst entscheiden und oft traden. Vor zwei Jahren haben wir die Initiative gestartet, das beste Sparplanangebot am Markt zu schaffen, mit breiter Angebotspalette und No-Fee-Aktionen. So haben wir unsere Zielgruppe erweitert. Robo-Advice wäre ein logischer Schritt. Wir überlegen, hier etwas zu machen. Aber Trading und Sparpläne haben Vorrang.

Herr Deglow, wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit Robo-Advice?


Deglow: Unsere Erfahrungen mit Cominvest sind sehr positiv. Wir sind im Mai gestartet und haben unsere Lösung selbst entwickelt.

... anders als die ING-DiBa, die mit Scalable Capital kooperiert ...


Bayer: Wir sind sehr zufrieden. Seit Mitte September haben wir bereits 150 Millionen Euro an Kundengeldern eingesammelt - angesichts von 110 Milliarden Euro Spargeldern bei uns ist noch Luft nach oben. Wir haben nicht einfach nur einen Link zu Scalable, sondern das Angebot ist tief in unser Banking und Brokerage integriert.
Deglow: Die Anlageberatung der Zukunft wird digital und automatisiert erfolgen. Auch wir haben bei unserem Angebot schon weit mehr als 150 Millionen Euro eingesammelt. Wenn man wachsen will, muss man sich auch um die Kundenzielgruppe kümmern, die Unterstützungsbedarf hat. Daher bieten wir bei Cominvest zum einen eine echte Vermögensverwaltung an, zum anderen eine Variante, bei der der Kunde Anlagevorschläge erhält und mitentscheiden kann.

Wie geht es damit weiter?


Deglow: Wir werden Cominvest 2018 weiter ausbauen. Wir überlegen, wie wir Sparplanangebote integrieren können. Zwar liegt unsere Einstiegshürde mit 3000 Euro eher niedrig, aber es gibt viele reine Sparplankunden, die sich dafür interessieren. Hier gilt es, für jeden das passende Angebot zu bieten.

Apropos Sparpläne - gerade börsengehandelte Indexfonds (ETF) gelten als ideales Mittel für den langfristigen Vermögensaufbau. Verdrängen ETFs zunehmend aktiv gemanagte Fonds in der Kundengunst?


Helmreich: ETFs sind nicht nur auf dem Vormarsch, sondern auf dem Durchmarsch. Bei uns sind inzwischen 95 Prozent der neu abgeschlossenen Sparpläne ETFs.
Hauel: In diesem Jahr haben bei uns die ETF-Sparpläne die Fondssparpläne überholt. Der Run ist da.
Bayer: Bei uns entfällt das Gros der neuen Sparpläne auf ETFs. Wir haben eher ein übersichtliches und transparentes ETF-Sparplanangebot.
Deglow: Wer in der jetzigen Niedrigzinsphase sparen will, hat mit ETF-Sparplänen eine der besten Möglichkeiten. Sparpläne auf ETFs, Fonds, aber auch Aktien gibt es bei Comdirect ab 25 Euro.

Bei der Onvista Bank kann man Sparpläne umsonst abschließen. Bleibt das so?


Deglow: Im Sparplanmarkt ist aktuell viel Bewegung. Ich weiß, dass das bei Onvista derzeit sehr gut läuft, eine Änderung der Konditionen ist derzeit nicht geplant.

Auf Seite 4: Ausblick





Kommen wir zum Ausblick - was plant die Comdirect Spannendes für 2018?


Deglow: Wir werden im Brokerage weiter stärker angreifen. Neben Cominvest und unserer Neukundenaktion von 3,90 Euro pro Trade können die Kunden einiges erwarten.

Was ist mit Alexa und Google Home? Comdirect hat dafür 2017 ein Angebot gestartet, Haben Sie so einen Lautsprecher daheim?


Deglow: Klar! Sprachgesteuertes Banking ist im Kommen. Es ist sehr einfach und intuitiv und entwickelt sich rasant. Hier sind weitere Ausbaustufen denkbar. Die Sicherheit der Daten steht dabei jedoch an erster Stelle.

Demnächst kann ich der Box also einfach sagen: Überweise 50 Euro an Tante Ute?


Hauel: Da könnte es hingehen. Die Entwicklungszyklen schrumpfen dramatisch. Ich beobachte das auch in der eigenen Familie: Meine Frau war erst gegen die Anschaffung von Alexa, aber ein paar Wochen später kam sie morgens in die Küche und sagte: Guten Morgen, Alexa - und begrüßte dann erst mich. Meine kleine Tochter fragt Alexa nach dem Wetter. Ob wir auch Aktien über Alexa & Co kaufen müssen, das weiß ich nicht.

Was kommt bei der DKB 2018 Neues im Brokerage?


Hauel: Wir müssen schon noch bei Spezialangeboten aufholen, bei denen einige Kollegen hier eventuell lächeln werden. Etwa beim OTC-Geschäft. Produktseitig wollen wir nicht nur nachziehen, sondern werden zum Beispiel beim Thema Altersvorsorge etwas anbieten, was es in Deutschland bisher nicht gibt.

Degiro hat vieles angekündigt, auf das man noch wartet, etwa ETF-Sparpläne. Wann kommen die endlich?


Jirsa: Wir wollen sie 2018 anbieten. Wir werden unsere Handelsplattform personalisierbar neu aufsetzen, eine Zertifikatesuche integrieren und die Chartfunktion ausbauen.

Und womit will die ING-DiBa punkten?


Bayer: Wir stellen eine Brokerage-App neben unsere Banking-to-go-App. Und alle Prozesse rund um Konto- und Depoteröffnung schauen wir uns an. Wir wollen eigentlich kein Post-ident-Verfahren mehr, das kostet in der Regel den Kunden und uns zu viel Zeit.

Überlegt jemand von Ihnen, Bitcoin & Co handelbar zu machen - also nicht nur in Form von den bereits am Markt erhältlichen Zertifikaten, sondern direkt?


Helmreich: Wir halten die Zeit für reif, den Kunden bei Kryptowährungen etwas anzubieten. Daneben entwickeln wir unsere Plattform weiter und haben unlängst ETF-Pionier Vanguard als Sparplananbieter neu aufgenommen. Den Flatex-Flex-Kredit forcieren wir weiter und bringen einen neuen Policenkredit an den Start. Und last but not least treiben wir 2018 unsere Europäisierung voran.

Auf Seite 5: Stimmen Sie ab: Wie gut ist Ihr Onlinebroker?



Stimmen Sie ab: Wie gut ist Ihr Onlinebroker?

Wer ist der beliebteste und leistungsstärkste Onlinebroker im Land? Am besten kann diese Frage die kritischste aller Jurys beantworten: die eigene Kundschaft. Bereits zum 19. Mal ruft BÖRSE ONLINE Leser und Kunden aller Onlinebroker auf, deren Angebote, Preise und Leistungen zu bewerten. Unsere Erhebung gilt als der Klassiker der Broker-Umfragen in Deutschland. Die Teilnahme ist ganz einfach: Auf der Website www.boerse-online.de/brokerwahl2018 und auf den Internetseiten vieler Anbieter können Sie bis zum 21. Januar 2018 abstimmen. Zu gewinnen gibt es eine von fünf Tassimo-Kaffeemaschinen im Wert von mehr als 100 Euro.

Teilnahmebedingungen
Die Teilnahme am Gewinnspiel ist kostenlos und freiwillig. Teilnahmeberechtigt sind nur Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Nicht teilnehmen dürfen Mitarbeiter der Finanzen Verlag GmbH und Personen, die mit der Durchführung des Gewinnspiels betraut sind, sowie deren Angehörige. Gleiches gilt für Mitarbeiter der Broker, mit den Brokern verflochtener Unternehmen sowie von ihnen beauftragte Unternehmen oder Einzelpersonen. Sollten wir bemerken, dass Bankmitarbeiter abgestimmt haben oder uns sonstige Unregelmäßigkeiten bei der Teilnahme auffallen, wird das jeweilige Haus aus der Wertung gestrichen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Barauszahlung, Änderung oder Umtausch der Gewinne sind nicht möglich. Gewinnansprüche sind nicht übertragbar. Gewinner werden per E-Mail oder Brief benachrichtigt. Ihre personenbezogenen Daten werden nur für die Abwicklung des Gewinnspiels gespeichert und verarbeitet. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht.